Bescheidenheit wird belohnt
Springer-Nature-IPO
Bescheidenheit wird belohnt
Von Christoph Ruhkamp
Der Börsengang von Springer Nature ist mit einem Kurssprung am ersten Tag glatt durchgegangen. Eine Selbstverständlichkeit war das nicht gerade - nach dem Flop der Parfümeriekette Douglas aus dem Portfolio der Private-Equity-Firma früher im Jahr. Beide Unternehmen sind mit dem Zweieinhalbfachen des operativen Gewinns (Ebitda) recht hoch verschuldet. Entsprechend argwöhnisch wird beäugt, wie sicher die erwarteten Erträge sind. Bei Springer Nature scheint die Berechenbarkeit zukünftiger Gewinne die IPO-Investoren überzeugt zu haben. Ob Universitäten ihre Forschungsergebnisse gegen Gebühr bei dem renommierten Wissenschaftsverlag veröffentlichen, unterliegt zumindest schon mal nicht dem Konjunkturverlauf. Das ist ein Pluspunkt. Daneben gibt es noch einen entscheidenden Grund für das Gelingen des Börsengangs im dritten Anlauf: Der Ausgabepreis bei 22,50 Euro bedeutet eine bescheidene Bewertung im Vergleich zu gelisteten Wettbewerbern wie Relx Group und Informa in London. Bei Springer Nature beträgt die Unternehmensbewertung inklusive Schulden das rund Neunfache des 2025 erwarteten operativen Gewinns (Ebitda). Bei Relx Group, zu der Reed Elsevier gehört, ist es das Neunzehnfache. Zum Konkurrenten Informa, der inklusive Schulden mit dem Zehnfachen des Ebitda bewertet wird, ist der Abstand zwar geringer. Aber der Bewertungsabschlag von 50% im Vergleich zu Relx Group lässt viel Kurspotenzial erhoffen. Das ermöglicht dem Finanzinvestor BC Partners voraussichtlich, sich bald gewinnbringend von weiteren Anteilen zu trennen. Auch der Private-Equity-Firma Triton ist die Platzierung weiterer Aktienpakete kürzlich beim Panzergetriebehersteller Renk schon gelungen - ebenso wie kürzlich Warburg Pincus bei Ionos, nachdem die Webhosting-Firma 2023 zunächst ein maues IPO hingelegt hatte. Für andere Finanzinvestoren sind das gute Nachrichten. Ihnen könnte die Börse nach weiteren Zinssenkungen bald wieder als funktionierender Kanal für den Ausstieg aus Unternehmensbeteiligungen zur Verfügung stehen. Banker hoffen, dass der Markt Anfang 2025 wieder anzieht.