Commerzbank im zermürbenden Abwehrkampf
Commerzbank
Zermürbender Abwehrkampf
Von Anna Sleegers
Angesichts der Aufregung, die jede potenzielle Großbankenfusion in der Finanzbranche auslöst, neigt man dazu den Faktor Zeit aus den Augen zu verlieren. Doch wenn es sich nicht gerade um Notrettung handelt wie bei der Credit Suisse oder dereinst der Dresdner Bank, sind Bankenfusion vor allem eines: langwierig. Darüber sollte auch Andrea Orcels siegessicheres Auftreten nicht hinwegtäuschen.
Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp und ihrem Team bleibt daher gar nichts anderes übrig, als weiterhin stoisch abzuliefern. Jede Stimmrechtsmitteilung einer mutmaßlich von Unicredit angeheuerten Investmentbank mag als verlorene Schlacht wirken. Der Krieg ist damit noch lange nicht verloren.
Kapitalmarkttag birgt Chancen
Viel hängt davon ab, was die Commerzbank auf ihrem Kapitalmarkttag am 13. Februar präsentiert. Auszuschließen ist es nicht, dass es Orlopp mit dem Wind eines starken Schlussquartals im Rücken gelingt, den Investoren eine Zukunftsvision zu skizzieren, die es lohnenswert erscheint, sich gegen den von Unicredit heraufbeschworenen Skalen-Zauber und für eine eigenständige Commerzbank zu entscheiden.
Immerhin hat die Commerzbank ausgerechnet beim Thema Ausschüttungen Kontinuität bewiesen. Nachdem das Institut am Dienstag die erste Tranche des Aktienrückkaufprogramms im Umfang von 1 Mrd. Euro abgeschlossen hat, steigt das Zutrauen, dass die Commerzbank ihr Versprechen wahrmacht und verlässlich einen Teil des von den Investoren eingesetzten Kapital zurückfließen lässt.
Alle Stakeholder sind wichtig
Das passt zu einer Bank mit einem solidem und im starken deutschen Mittelstand verwurzelten Geschäftsmodell, war aber nicht immer so. Leidgeprüfte Langzeit-Aktionäre erinnern sich daran, wie Orlopps Vor-Vorgänger mit stoischer Gleichmut ein um ein anderes Mal ihre Dividendenversprechen wieder kassierten. Die investorenfreundliche Ausrichtung allein wird allerdings zur Unicredit-Abwehr nicht ausreichen. Es bleibt ein zermürbender Abwehrkampf, in dem das Management mit Fingerspitzengefühl die Interessen aller Stakeholder wahren muss.