Dax hat noch immer Potenzial
Aktienmärkte
Dax hat noch immer Potenzial
Von Tobias Möllers
Statt der 17.000 Zähler aus dem Dezember 2023 könnte der Dax 2024 die runde Marke von 19.000 Punkten ins Visier nehmen.
Das Jahr 2023 ist für Aktionäre mehr als versöhnlich zu Ende gegangen. Bei einer der stärksten Jahresendrallys in der Historie des Börsenbarometers markierte der deutsche Leitindex mehrfach neue Rekordhochs, das letzte erst Mitte Dezember bei knapp über 17.000 Zählern. Unter dem Strich stand unter dem Aktienjahr 2023 für den Dax ein Plus von knapp über 20%.
Damit befindet sich der deutsche Leitindex in guter Gesellschaft. Auch die wichtigsten anderen Aktienmärkte haussierten. Getrieben von KI-Hype und den großen Tech-Titeln, kletterten S&P 500 und Nasdaq kräftig in die Höhe. Der japanische Nikkei 225 verbesserte sich sogar um fast 30%.
Es ist keinesfalls gesagt, dass es im neuen Jahr so weitergeht. Die wirtschaftliche Lage spricht sogar zunächst einmal klar dagegen. Die Weltwirtschaft schwächelt, die Konjunkturaussichten gerade hierzulande sind mehr als trübe, und ebenjene schwache Konjunktur belastet die Unternehmensgewinne.
Nimmt man dazu noch die rasante Jahresendrally, so verwundert es nicht, dass die meisten Marktstrategen den Aktienmärkten und damit auch dem Dax kurzfristig kaum noch Potenzial zutrauen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im ersten Halbjahr zu Rücksetzern und zu einer Korrektur an den Märkten kommt, ist angesichts der vielen Unsicherheiten deutlich größer als die, dass die Rally einfach nahtlos weitergeht.
Doch spätestens ab der Mitte des Jahres – oder bei zeitigeren Leitzinssenkungen auch früher – gibt es auch 2024 viele Gründe, optimistisch auf den Aktienmarkt zu blicken. Sobald sich Fed und EZB zu Zinssenkungen durchringen können, werden auch Finanzierungen für Unternehmen wieder günstiger, diese können notwendige Investitionen tätigen und ebendiese Investitionen zum Haupttreiber einer neuen Hausse werden.
Auch das Mega-Thema KI dürfte Anleger weiter begleiten. Während im Jahr 2023 hauptsächlich US-Tech-Größen profitierten und massive Kurssteigerungen verbuchen konnten, dürfte das Thema 2024 immer mehr praktische Anwendungsmöglichkeiten aufzeigen und so auch für andere Unternehmen interessant werden und ihnen Effizienzgewinne oder sogar gänzlich neue Geschäftsmodelle ermöglichen.
Beim Dax kommt eine noch immer historisch niedrige Bewertung der Unternehmen hinzu. Im langfristigen Durchschnitt lag das KGV der Mitglieder des Leitindex bei 12,6, aktuell beträgt es nur 11,6, was allein schon ein Potenzial von weiteren 9% verspricht. Auch die schwierige Wirtschaftslage in Deutschland wird den Leitindex kaum ausbremsen, machen die Konzerne des deutschen Börsenbarometers doch einen Großteil ihrer Gewinne längst im Ausland. Wichtiger als die hiesige Konjunktur wird daher eine weiche Landung der US-Wirtschaft sein. Gelingt diese und springt dann auch noch die Wirtschaft in China richtig an, sind für den deutschen Leitindex neue Rekordstände quasi vorprogrammiert. Statt der 17.000 Zähler aus dem Dezember 2023 könnte der Dax dann die runde Marke von 19.000 Punkten ins Visier nehmen.
Wer nicht über Fonds oder ETFs auf den gesamten Index setzen möchte, steht gleichwohl vor der schwierigen Aufgabe, die richtigen Titel auszuwählen. Selbst in einem starken Aktienjahr wie 2023 waren Anleger auch bei Dax-Papieren nicht vor Verlusten gefeit. Zalando-Titel etwa verloren über 35%. Dagegen konnten sich Rheinmetall-Aktionäre über einen Aufschlag von über 50% freuen. Investitionen in Einzeltitel werden auch im Jahr 2024 neben großen Chancen nicht minder große Risiken bergen – ganz egal, wie sehr der Aktienmarkt insgesamt floriert.
Eine nicht minder spannende Alternative zum Dax findet sich übrigens direkt in der Familie: Der MDax wurde in den letzten beiden Jahren vom großen Bruder abgehängt, hat langfristig aber eine deutlich bessere Performance als der Dax gezeigt. Beide Indizes starteten einst bei 1.000 Punkten. Der Dax ist bis heute auf stolze 16.700 Zähler geklettert, der MDax allerdings bis auf 27.000 Zähler.