KommentarFinanzstabilität

Der Elefant im Raum

Die EZB warnt vor den Folgen möglicher Handelskonflikte für die Finanzstabilität. Auch wenn der Name nicht fällt, ist klar, dass der künftige US-Präsident Donald Trump den Finanzwächtern Sorge bereitet.

Der Elefant im Raum

Finanzstabilität

Der Elefant
im Raum

fir Frankfurt
Von Tobias Fischer

Obwohl Donald Trump sein Präsidentenamt erst in zwei Monaten antreten wird, dominiert er die Agenda. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos beispielsweise umschiffte am Mittwoch anlässlich der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts den voraussichtlichen Quell zu erwartender Handelsstreitigkeiten, die sich nicht unerheblich auf Ertrags- und Gewinnaussichten der Banken auswirken dürften.

Um die Finanzstabilität im Euroraum sei es angesichts wachsender makroökonomischer und geopolitischer Unwägbarkeiten sowie zunehmender handelspolitischer Ungewissheit keineswegs rosig bestellt, bekundete der EZB-Obere in dem Bericht, ohne Ross und Reiter zu nennen, also den künftigen US-Präsidenten und seine Entourage. Trump ist der Elefant im Raum.

Handelskonflikte drohen

Von einer geplanten Anhebung der US-Zölle auf 10% auf sämtliche Importe und von 60% auf Einfuhren aus China ist zu hören. Von Washington angezettelte Handelskonflikte würden die Wirtschaftsaussichten weiter eintrüben, Insolvenzen befeuern, die Inflation treiben und die Notenbanken auf den Plan rufen. Die zeigen sich alarmiert. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht im Fall von Handelskonflikten die Geldpolitik in der Pflicht, um dem Inflationsdruck zu begegnen. Auch die Chefin der EZB-Bankenaufsicht, Claudia Buch, hat dieser Tage die Finanzhäuser ermahnt, im Angesicht zunehmender geopolitischer Friktionen für finanzielle wie operative Widerstandsfähigkeit zu sorgen und ihr Risikomanagement auf Stand zu bringen. Herkömmliche Risikomodelle stießen hier an ihre Grenzen.

Warnung vor Staatsschuldenkrise

Darüber hinaus geht die EZB auf ein übles Gebräu ein: hohe Staatsschulden, schwaches Wachstum und politische Ungewissheit bergen nach Einschätzung der Bankaufseher alle Ingredienzen einer möglichen Neuauflage einer Staatsschuldenkrise. Die wiederum etwa die Risikovorsorge von Banken treiben, den Wert von Sicherheiten drücken und ihre Einnahmen und Gewinne klein halten würde.

Zum Elefanten, der nur allzu sichtbar ist, über den aber nicht gern offen gesprochen wird, gesellt sich hoffentlich kein schwarzer Schwan, ein dramatisches Ereignis, das alle überrumpelt – Naturkatastrophen etwa oder unvorhersehbare Kriege. Nicht besser wären wir beim Erscheinen des grauen Nashorns dran, das für ein Ereignis steht, das zwar absehbar ist, aber nicht angegangen wird - Bankenpleiten etwa, ein Angriff auf Taiwan oder eine erneute Staatsschuldenkrise. Immerhin kann nach dem jüngsten Finanzstabilitätsbericht keiner sagen, die Aufseher hätten nicht gewarnt.

Von Trump angezettelte Handelskonflikte gefährden die Finanzstabilität, sagt die EZB nur durch die Blume.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.