KommentarWettbewerbsfähigkeit

Deutschlands Standortsklerose

Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit ist lädiert, die Attraktivität des Standorts dramatisch abgestürzt. Die Politik sollte das Gesundbeten lassen und endlich handeln.

Deutschlands Standortsklerose

Wettbewerbsfähigkeit

Deutschlands Standortsklerose

Von Stephan Lorz

Es ist ein erneuter Weckruf für die Politik in Berlin und in den Ländern: Deutschlands Standortattraktivität sinkt im internationalen Wettbewerb immer weiter ab. Inzwischen schafft es das Land nur noch auf Platz 24 in der Rangliste der Business School IMD in Lausanne. Einige unmittelbare europäische Nachbarn liegen viel weiter vorn, wie die Niederlande, Dänemark, Schweden oder Belgien. Die Wahl für viele Investoren aus dem Ausland dürfte damit klar sein.

Da hilft auch kein Gesundbeten mehr, wenn Politiker Baustellen eröffnen und dann die Standortqualitäten preisen. Sie haben jene Großinvestitionen in den allermeisten Fällen ja ohnehin nur mit Subventionen bekommen. Zudem suchen viele heimische Unternehmen inzwischen ihr Heil selbst im Ausland. Schon lange vor der IMD-Liste haben Wissenschaftler und Verbände vor dem Niedergang des Standorts gewarnt. Der BDI forderte jüngst einen Investitionsruck, die Mannheimer Ökonomen vom ZEW warnen vor einer schwindenden Innovationskraft gerade im Zukunftssektor der künstlichen Intelligenz.

Der Handlungsdruck auf die Politik wird insofern immer größer. Aber offenbar fehlt der Wille (oder die Fantasie?) und das Geld, etwas jenseits der üblichen Ampel-Denkschablonen zu tun. Denn die Ansatzpunkte für einen „Ruck“ oder einer Umkehr der Entwicklung sind schon seit langem unstrittig: weniger Bürokratie und Dirigismus, mehr Freiräume für unternehmerisches Handeln, eine Modernisierung des Steuer- und Abgabensystems für mehr Wachstum, Förderung von Zukunfts- statt Vergangenheitstechnologien und endlich wirklich mehr Geld für die Bildung und dies nicht nur in Sonntagsreden fordern, wenn wieder einmal ein Pisa-Bericht die Öffentlichkeit schockiert. Gerade im Hinblick auf Bildungspolitik, die für das rohstoffarme Deutschland eigentlich einen höheren Stellenwert haben sollte als gegenwärtig zugestanden, ist weniger Aktionismus gefragt, sondern Stetigkeit und Modernisierung. Umso schmerzlicher ist es, dass Deutschland im IMD-Ranking gerade auf diesem Feld weiter deutlich abgerutscht ist: von Platz 21 auf Platz 26 von 67 Ländern weltweit.

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