Eine Branche kämpft gegen die Zinsen
Private Markets
Eine Branche kämpft gegen die Zinsen
Von Philipp Habdank
2025 wird für die
privaten Kapitalmärkte richtungsweisend.
Die Branche muss
zeigen, dass sie auch ohne billiges
Fremdkapital kann.
Jahrelang ging es für die privaten Kapitalmärkte nur nach oben. Die vom billigen Geld der Notenbanken angetriebene Rally fand ihren Höhepunkt im historischen Rekordjahr 2021. Egal ob Venture Capital, Private Equity oder Immobilien – nie waren die Transaktionsvolumina größer als in jenem Jahr. Nicht einmal die Coronakrise konnte die wilde Fahrt stoppen. Im Gegenteil: Rückblickend war Covid keine Vollbremsung, die Branche nahm vielmehr Schwung und der Dealrückstau entlud sich im Jahr darauf. Von der im Sommer 2022 eingeleiteten Zinswende erholten sich die privaten Märkte deutlich langsamer. 2025 wird für die privaten Märkte ein richtungsweisendes Jahr werden.
Die Branche muss zeigen, dass sie auch ohne das billige Geld der Zentralbanken funktioniert und Überrenditen liefern kann. Seit der Zinswende schlägt sich die Branche durch, spielt auf Zeit und hofft, dass die Leitzinsen rechtzeitig wieder sinken. Das tun sie bereits wieder, sowohl in den USA als auch in Europa. Die für die privaten Kapitalmärkte entscheidende Frage ist, wie viele Zinssenkungsschritte in diesem Jahr noch kommen: Zwei? Drei? Oder noch mehr? Die Höhe der Leitzinsen wirkt auf die privaten Kapitalmärkte in zweierlei Hinsicht: Indirekt, weil für institutionelle Investoren mit höherem Zinsniveau die risikoärmeren liquiden Kapitalmärkte attraktiver werden. Und direkt, weil sich das Zinsniveau auch unmittelbar auf die Höhe der Unternehmens- oder Immobilienwerte und die Finanzierungskonditionen auswirkt.
Zinswende hat Venture Capital und Private Equity entzaubert
Am heftigsten bekam das wohl die Venture-Capital-Szene zu spüren. Von allen privaten Anlageklassen lebt sie mit ihren Start-up-Investments wie keine Zweite von Versprechungen auf die Zukunft. Entsprechend aufgeblasen war die Szene vor der Zinswende und entsprechend tief war ihr Fall, als die Notenbanken mit ihren Zinserhöhungen in die Szene piekste und Luft aus der Blase entwich. Insbesondere die kleineren Fonds tun sich extrem schwer, bei Investoren Gelder einzusammeln. Diese verdienen mit der Rückkehr der Zinsen mit deutlich liquideren und risikoärmeren Produkten wieder auskömmliche Renditen und scheuen daher das Wagniskapital. Das Geld, was noch in die VC-Branche fließt, geht zu einem großen Teil an die großen Player. 2025 wird daher vor allem für kleine Venture-Capital-Manager entscheidend werden, ob sie am Markt bleiben können oder aufgeben müssen.
Die Zinswende hat aber auch Private Equity entzaubert. Viele Beteiligungsgesellschaften bekamen ihre mit billigem Fremdkapital überteuert gekaufte Portfoliounternehmen nicht los und verschoben sie stattdessen häufig in sogenannte Continuation Funds. Anstatt die Firmen zu verkaufen oder an die Börse zu bringen, verkauften sie die Unternehmen an sich selbst. Früher war das bei institutionellen Investoren ein No-Go, inzwischen ist dieses Vorgehen salonfähig. Dieses Jahr muss sich Private Equity aber aus der Deckung wagen, denn auf Dauer werden es ihre Geldgeber nicht dulden, dass sich Beteiligungsgesellschaften mit Continuation Fonds und kleineren Add-on-Deals durchmogeln.
Private Debt sucht Geschäft abseits von Private Equity
Am Erfolg von Private Equity hängt auch Private Debt. Viele Kreditfonds hängen noch immer stark am Dealflow der Beteiligungsgesellschaften. Doch vor allem die großen Fonds arbeiten längst an neuen Produkten und suchen nach Möglichkeiten, mit Banken ins Geschäft zu kommen. Sie übernehmen synthetisch verbriefte Risiken aus Bankkreditportfolios. Kreditfonds schielen auch auf den Immobilienmarkt. Angelockt vom Blutbad am deutschen Immobilien-Mezzanine-Markt, versuchen sie ihr Erfolgskonzept mit der Unitranche aus der Private-Equity- auf die Immobilienwelt zu übertragen.
Für Infrastrukturinvestoren dürfte einiges vom Ausgang der Bundestagswahl abhängen. Echte Infrastrukturprojekte sind für Investoren im Ausland oft lukrativer. In den USA lockt der Inflation Reduction Act, in Deutschland schreckt sie die Bürokratie ab. Aber vielleicht lässt sich auch einfach das ein oder andere Unternehmen kreativ labeln und anstelle in den Buy-out-Fonds einfach in den Infrastrukturfonds schieben. 2025 wird spannend.