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Drei Asset-Mamanagement-Deals in einer Woche

Management-Buyout bei Hayfin, Joint Venture bei Schroders und M&A-Deal zwischen Axa und BNP Paribas. Was steckt hinter diesen Transaktionen?

Drei Asset-Mamanagement-Deals in einer Woche

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Drei Assetmanagement-Deals in einer Woche

Management-Buyout bei Hayfin, Joint Venture bei Schroders und M&A-Deal zwischen Axa und BNP

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Das Management übernimmt den Finanzinvestor Hayfin, der Vermögensverwalter Schroders gründet ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Versicherungskonzern Phoenix und Axa verkauft das komplette Assetmanagement an die BNP Paribas. Das sind gleich drei große Deals unter Vermögensverwaltern innerhalb einer Woche. Alle mit Bezug zu den privaten Märkten. Was steckt dahinter?

Hayfin ist ein US-Investor, der in Deutschland seit 2012 vor allem im Bereich Private Debt aktiv ist. Geführt von Olaf Hartmann beschäftigt Hayfin verteilt auf zwei Büros in Frankfurt und München sechs Mitarbeiter. Seit 2020 hat das Team laut eigenen Angaben rund 4 Mrd. Euro in Europa platziert. Für den vierten Direct Lending Fund habe Hayfin bereits 6,5 Mrd. Euro eingeworben und ist damit einer der großen Debt Funds in Europa.

Nach der Finanzkrise 2009 gegründet, übernahm vor knapp sieben Jahren der kanadische Pensionsfonds British Columbia Investment Management Corporations (BCI) die Mehrheit an Hayfin. Dem Datenanbieter PitchBook zufolge befanden sich zuletzt rund 40% in den Händen des Managements, das sich die Mehrheit nun im Rahmen eines Management-Buyouts wieder zurückholt. Der MBO wird von dem Investor Arctos Parnters begleitet. Dieser hat laut Mitteilung 100% der Finanzierung gezeichnet.

Schroders partnert mit Phoenix

Arctos bewertet Hayfin bei dem Deal PitchBook zufolge mit rund 1,2 Mrd. Euro. Und damit um ein Vielfaches hoher als bei der Übernahme durch BCI. Die Kanadier sollen Hayfin vor knapp sieben Jahren noch mit rund 250 Mill. Euro bewertet und ihren Einsatz damit mehr als verdreifacht haben. BCI wird künftig zwar keine Anteile mehr an dem Assetmanager halten, will aber weiterhin als Investor in verschiedene Fonds von Hayfin investieren.

Derweil tun sich in London Phoenix und Schroders zusammen. Sie gründen unter dem Namen Future Growth Capital (FGC) ein Gemeinschaftsunternehmen. Der neue Manager soll zum Start über 1 Mrd. Pfund (rund 1,2 Mrd. Euro) verfügen, die in den nächsten drei Jahren auf bis zu 2,5 Mrd. Pfund (rund 2,9 Mrd. Euro) ansteigen können.

Phoenix will private Märkte ausbauen

Das Kapital kommt dabei zunächst vollständig von Phoenix. Der Versicherer unterstützt damit nach eigener Aussage den sogenannten Mansion House Compact. Das ist eine freiwillige Selbstverpflichtung großer britischer Versicherer, mehr Versicherungsgeld in private Anlageklassen zu allokieren. In den nächsten zehn Jahren will FGC aber auch Gelder außerhalb der Phoenix-Gruppe einwerben und insgesamt zwischen 10 und 20 Mrd. Pfund (rund 11,6 bis 23,3 Mrd. Euro) in die privaten Märkte investieren.

Phoenix bringt in das Gemeinschaftsunternehmen das Kapital ein. Schroders stellt die Plattform für sogenannte Long-Term Asset Funds (LTAF) bereit. Das ist das britische Pendant zum europäischen Long-Term Investment Fund (ELTIF) und soll Privatanlegern Investitionen in die privaten Märkte erleichtern. Im Bereich Private Markets verwaltet Schroders nach eigener Aussage rund 93,7 Mrd. Dollar (rund 84,8 Mrd. Euro). Über alle Anlageklassen hinweg liegen die Assets under Management bei rund 866,2 Mrd. Euro.

Axa verkauft Asset Management an BNP Paribas

Während Phoenix in Großbritannien eine neue Private-Market-Beteiligung eingeht, wird in Frankreich ein Versicherer sein komplettes Assetmanagement abstoßen. Axa befindet sich in exklusiven Verhandlungen mit der französischen Großbank BNP Paribas, die das Geschäft für 5,1 Mrd. Euro übernehmen möchte. Kommt der Deal zustande, entstünde ein Assetmanager mit einem verwalteten Gesamtvermögen von 1,5 Bill. Euro.

Der Deal umfasst das komplette Assetmanagement von Axa. Ein Teil davon sind auch die privaten Märkte, wo Axa in Immobilien, Private Debt, Private Equity und Infrastruktur investiert. Das verwaltete Vermögen von Axa in diesem Bereich betrug zuletzt laut offiziellen Angaben rund 184 Mrd. Euro. Während die Erträge im Assetmanagement branchenweit tendenziell unter Druck stehen, gelten die privaten Anlageklassen weiterhin als Wachstumsmarkt.

Alternative Assets machen aus wenig viel

Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung BCG summierte sich das weltweite verwaltete Vermögen in den sogenannten alternativen Anlageklassen auf 24 Bill. Dollar. Dazu zählt BCG neben Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur auch Investments in Hedgefunds und Rohstoffe. Mit 24 Bill. Dollar machten die alternativen Anlageklassen somit global zwar nur 20% der verwalteten Vermögen im Assetmanagement aus. Doch dieses eine Fünftel verdiente mit 227 Mrd. Dollar bereits mehr als die Hälfte aller Erträge im Assetmanagement.

BCG prognostiziert, dass das verwaltete Vermögen in den alternativen Anlageklassen bis 2028 auf 38 Bill. Dollar anwachsen wird und mit einem Marktanteil von dann 23% auf Augenhöhe mit passiven Anlagestrategien liegen wird. Mit prognostizierten 343 Mrd. Dollar würden die alternativen Anlageklassen künftig dann für 57% der weltweiten Erträge im Assetmanagement stehen.

Groß frisst klein

Kein Wunder also, dass Assetmanager, Versicherer und Banken derzeit versuchen, sich strategisch in eine gute Position zu bringen. Vor allem in den Bereichen Private Equity und Private Debt. Diese beide Anlageklassen werden nach Einschätzung von BCG bis 2028 zusammen für 70% der Erträge innerhalb der alternativen Anlageklassen ausmachen. Wobei Private Equity mit 63% weiterhin die klar dominierende Sparte bleiben wird.

Vermögensverwalter stehen aber vor einem Problem: Um im Wettrennen der boomenden privaten Märkte eine Chance zu haben, müssen sie investieren. Gleichzeitig steht das traditionelle Assetmanagement aber unter hohen Ertrags- und Kostendruck, der wiederum Investitionen in die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz für Effizienzgewinne erfordert. Um beides stemmen zu können, braucht es daher vor allem eins: Größe.

Durch den Zusammenschluss von Axa und BNP im Assetmanagement entsteht zwar ein europäisches Schwergewicht. Doch mit den US-Riesen BlackRock oder Vanguard kann auch die kombinierte Einheit größentechnisch noch nicht mithalten. Um hier ein europäisches Gegengewicht zu schaffen, müssten sich wohl eher Amundi und DWS zusammentun, was aktuell aber unwahrscheinlich erscheint. Doch wer weiß, welchen Stein Axa und BNP mit Blick auf die europäische Konsolidierung im Assetmanagement möglicherweise ins Rollen gebracht haben.

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