MarkplatzAktienmärkte im Ausverkauf

Erinnerungen an 2000 und an 2008 werden wach

Der Crash an den Aktienmärkten verstärkt sich, wenn jetzt kreditfinanzierte Investoren zwangsverkaufen müssen. Die schlechte Nachricht ist aber, dass die Fundamentals durch die Zollkeule gedreht haben.

Erinnerungen an 2000 und an 2008 werden wach

Aktienmärkte

Erinnerungen an 2000 und 2008

Von Werner Rüppel

Wenn die Aktienmärkte nach einer ausgeprägten Hausse plötzlich einbrechen, dann kommt es eigentlich immer zu sich selbst verstärkenden Effekten. Denn etliche Anleger richten ihr Fähnchen nach dem gerade wehenden Wind und segeln damit auch ausgesprochen gut, solange der Wind nicht dreht. Dabei setzen besonders risikofreudige Investoren wie zum Beispiel Hedgefonds auf kreditfinanzierte Aktienengagements, um höhere Gewinne einzufahren und damit von Anlegern möglich hohe erfolgsabhängige Gebühren zu kassieren. So läuft eben das Spiel.

Dreht der Wind, geht es aber potzblitz in die andere Richtung. Dann werden ob der hohen Verluste von den Banken Margin Calls aufgerufen, und die Risk Lover müssen verkaufen. Oder eben zusätzliche Sicherheiten stellen, was bei Crashs schwierig und zudem hochriskant ist. Dass nun, wie die „Financial Times“ berichtet, die Margin Calls an der Wall Street einen neuen Höchststand seit dem Einbruch durch die Corona-Pandemie im März 2020 erreicht haben, wundert da nicht. Denn die Zeiten für Aktien waren eben lange Zeit zu gut und der aktuelle Einbruch zu heftig. Jetzt kommt es zu Zwangsverkäufen, die den Crash an den Aktienmärkten verstärken. Diese können den Markt kurzfristig durchaus weiter nach unten ziehen. Wo der Boden ist, lässt sich schwer ausmachen.

Fundamentals grundlegend verändert

Neben diesen technischen Faktoren stellt sich aber die Frage, ob sich die Fundamentals, welche die Aktienkurse bestimmen, grundlegend geändert haben. Hier lautet die Antwort trotz aller Unsicherheiten eindeutig ja. Hat die Trumpsche Zollkeule Bestand, ist die Welt für die Weltwirtschaft und die Aktiengesellschaften eine andere. Damit werden Erinnerungen an das Platzen der Dotcom-Blase von 2000 bis 2003 sowie die Finanzkrise, die im Jahr 2008 mit der Lehman-Pleite eskalierte, wach.

Nach heftigen Kursrückschlägen und Zwangsverkäufen ist zwar eine kurzfristige Erholung an den Aktienmärkten wahrscheinlich. Danach drohen aber weitere Einbrüche, solange sich eben die Fundamentals nicht ändern.

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