Pharmaindustrie

Fälliger Check-up

Fokussierung auf das ertragreiche Geschäft mit hochinnovativen Medikamenten ist seit langem ein Trend in der Arzneimittelindustrie, nun ist Novartis am Zug, ihr Portfolio zu optimieren.

Fälliger Check-up

Das Geschäft mit patentfreien Medikamenten oder frei verkäuflichen Gesundheitsprodukten war in der Vergangenheit für viele Pharmakonzerne der Sicherheitsanker im Unternehmen. Die Diversifizierung konnte helfen, stabile Säulen neben den risikoreichen Aktivitäten mit patentgeschützter Arznei aufzubauen, damit es bei Misserfolgen im innovativen Segment nicht zum Einsturz des ganzen Gebäudes kommt. Die Ausbalancierung des Risikos hat indes ihren Preis, fallen die Margen im Generikageschäft doch deutlich niedriger aus und verwässern den Gewinn aus Erfolgen mit neuartigen Therapien.

Vor allem US-Pharmakonzerne haben früh damit begonnen, sich von weniger profitablen Segmenten zu trennen, um Geld und Know-how ausschließlich in die Entwicklung forschungsintensiver Medikamente zu stecken – zumal sich auch die Vertriebskanäle der Divisionen nicht unbedingt überschneiden. In der jüngeren Vergangenheit ist sogar zu beobachten, dass innerhalb des patentgeschützten Geschäfts separiert wird zwischen reifen Produkten und Cutting-Edge-Medikamenten, die einen Therapiedurchbruch bringen können und die höchste Innovationsklasse verkörpern. Damit sorgt man für Transparenz, schürt Fantasie bei Investoren und macht sich attraktiv für Kooperationen oder Transaktionen in der höchstdotierten Königsdisziplin.

Dass nun auch Novartis Optionen für das von der Tochtergesellschaft Sandoz geführte Generikageschäft prüft, ist in dem Szenario nur folgerichtig. Der Schweizer Pharmakonzern muss sich indes nicht vorwerfen lassen, zu lange ein unter Fitnessproblemen leidendes Geschäft mitgeschleppt zu haben. Das Unternehmen hat sich im patentfreien Segment, das gut ein Fünftel des Konzernumsatzes beisteuert, an der Marktspitze etabliert und erzielt auch dort Margen, von denen mancher „innovative“ Pharmakonzern aus der zweiten Reihe nur träumen kann. Innerhalb des Novartis-Konzerns wird der Rentabilitätsabstand jedoch zunehmend größer, zumal Sandoz insbesondere in den USA hoher Preisdruck in einem wettbewerbsintensiven Geschäft zu schaffen macht.

Mit welcher Diagnose der Check-up abgeschlossen werden wird, ist offen, zumal sich Novartis Zeit nehmen will. Ein Verkauf an einen Wettbewerber dürfte kartellrechtlich schwierig werden, Finanzinvestoren werden sicher Interesse zeigen. Am Ende könnte Sandoz aber auch das Schicksal des Augenheilkunde-Spezialisten Alcon teilen, den Novartis 2019 über die Börse abgespalten hat.

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