Fondskosten klaffen weltweit weit auseinander
jsc
Fallen die Vertriebskosten weg, sind auch die Fonds deutlich billiger – so lautet das Kalkül der Befürworter eines Provisionsverbots. Eine internationale Studie des Analysehauses Morningstar zeigt, dass diese Formel im Grundsatz stimmt. So verbannte Großbritannien laufende Vertriebsprovisionen und die Niederlande und Australien untersagten darüber hinaus auch Ausgabeaufschläge. Die Fondskosten sind in diesen Ländern tatsächlich deutlich geringer als in vielen anderen Ländern. Ein Verkaufsgespräch, das als Beratung konzipiert und reguliert ist, fällt dort hingegen weg. Stattdessen müssen Anleger zusätzlich bezahlen, falls sie eine Beratung wünschen.
Doch ein Land muss nicht unbedingt den Provisionsvertrieb abschaffen, um niedrige Produktkosten zu erreichen. Das machen insbesondere die USA, zum Teil aber auch die Schweiz vor. Beide Länder sind außergewöhnlich wohlhabend, das Geldvermögen pro Kopf ist in den Vereinigten Staaten wie in der Eidgenossenschaft um ein Mehrfaches größer als in allen anderen Ländern der Welt – umso eher lohnt es sich für Privatleute, für eine Beratung und Betreuung in der Geldanlage separat zu bezahlen.
Freie Finanzanlageberater spielen in beiden Ländern eine wichtige Rolle. In der Schweiz bieten Banken häufig kostenpflichtige Beratungsmodelle an – zusätzliche Rückvergütungen durch Fondsgesellschaften sind in diesem Fall verboten. In den USA gibt es auch einen starken Direktvertrieb. Fonds ohne Ausgabeaufschlag und laufende Vertriebsvergütungen („No Load“) sind häufig üblich. Bekannt ist das Land insbesondere für einen großen ETF-Markt, der auch von Privatinvestoren häufig genutzt wird. Einen regen Preiswettbewerb der Fondsanbieter erkennt Morningstar auch in einigen anderen Ländern, etwa in Dänemark und Schweden.
Deutschland im Mittelfeld
Deutschland liegt im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Die Honorarberatung setzte sich hier nicht in der Breite durch, Fondsanteilsklassen ohne Vertriebskosten sind selten. Positiv aus Sicht der Privatanleger vermerkt Morningstar auch den ETF-Handel.
In Spanien, Frankreich und Italien ist die Marktstruktur ähnlich: Große Banknetzwerke dominieren den Vertrieb, laufende Provisionen sind die Norm. Die Kosten für Aktienfonds sind hier höher als in Deutschland. Umgekehrt verhält es sich mit Mischfonds. Hier sind deutsche Vehikel im Mittel mit laufenden Kosten von 1,62% etwas teurer als in Frankreich, Spanien und Italien.
Schwellenländer gehen bislang unterschiedliche Wege. In Südafrika sind Fonds ohne Vertriebsprovisionen wegen eines starken Direktverkaufs verbreitet und Aktienfonds sind mit 1,19% im Mittel billig. In China greift der digitale Vertrieb ebenfalls um sich, außerdem führte das Land einen Provisionsdeckel ein. Trotzdem liegt das Land mit mittleren Kosten von 1,75% für Aktienfonds nur im Mittelfeld. Indien verbietet Ausgabeaufschläge und Performance-Gebühren. Dafür verlässt sich die Fondsbranche auf Exit-Gebühren und höhere laufende Kosten, so dass die Quote mit 1,78% ebenfalls höher ist. In Mexiko sind gerade Aktienfonds mit 1,85% teuer, auch wenn Mischfonds im globalen Vergleich im Mittelfeld liegen. ETFs spielen für Privatanleger in keinem Schwellenland eine große Rolle.