KommentarNach den US-Wahlen

Für den US-Bondmarkt wird es nur noch schlimmer

Die US-Staatsverschuldung wird nach den Präsidentschafts- und Kongresswahlen noch drastisch steigen. Damit kommen harte Jahre auf den Bondmarkt zu.

Für den US-Bondmarkt wird es nur noch schlimmer

US-Wahl

Bondmarkt vor harten Jahren

Von Alex Wehnert

Für die Investoren am US-Staatsanleihemarkt wird die Lage nach den Präsidentschafts- und Kongresswahlen nur noch schlimmer. Denn Washington wird das Haushaltsdefizit auch in den kommenden Jahren rücksichtlos ausweiten. Der ohnehin schon angekratzte Status des Treasury-Markts als sicherer Hafen für Anleger droht damit noch erhebliche Dellen zu erhalten – bricht damit eine zentrale Rückzugsmöglichkeit für globale Investoren weg, wird auch die Volatilität in anderen Assetklassen noch einmal anziehen.

Volatilitätssprung mit Nachhall

Der Sprung des ICE BofAML Move Index – eines viel beachteten Maßes für die Schwankungsbreite der US-Anleihekurse – seit Ende September ist ein Phänomen des Wahlkampfs, das sich mit den Entscheidungen im Kampf um das Weiße Haus und den Kongress aber nicht abhaken lässt. Denn bei den Auftritten der Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump kam von der Inflation über den Arbeitsmarkt bis hin zur Migration alles zur Sprache, nur das Problem der ausufernden Staatsverschuldung nicht.

Weder Kamala Harris noch Donald Trump haben Lösungen für die Haushaltsprobleme in den USA anzubieten. Foto: picture alliance / Anadolu | Dilara Irem Sancar.

Stattdessen warben beide mit Plänen, die eine Ausweitung der Staatsausgaben bei rückläufigen Steuereinnahmen nach sich ziehen würden. Vor dem Urnengang warnte die Non-Profit-Gruppe Committee for a Responsible Federal Budget davor, dass sich das US-Defizit bei einem Harris-Sieg über 10 Jahre um 3,5 Bill. Dollar ausweiten dürfte und bei einem Trump-Erfolg sogar um 7,5 Bill. Dollar. Dass die Investoren am Bondmarkt das Problem durchschaut haben, zeigt der deutliche Anstieg der Treasury-Renditen selbst nach der Fed-Zinssenkung im September klar auf.

Fiskalische Reform ist eine Fantasie

Hoffnungen darauf, dass sich die Haushaltssituation verbessert, dürften wohl nur die größten Optimisten hegen. Denn eine fiskalische Reform wird im Kongress höchstens dann auf die Agenda rücken, wenn die Wirtschaft nicht mehr ausreichend wächst und staatliche Leistungen im Rahmen der Sozialversicherung oder des Gesundheitssystems nicht mehr zu 100% garantiert werden können. Bis dahin stehen rund zehn Jahre bevor, in denen sich die Situation bei Treasuries drastisch zu verschlimmern droht.

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