Gute Nachricht, mulmige Aussicht
CHINA
Gute Nachricht, mulmige Aussicht
Von Norbert Hellmann
Wer China als Stabilitätsanker für die gepeinigte Weltwirtschaft ansieht, kann aus den jüngsten Konjunkturdaten ein paar aufhellende Botschaften ziehen. Die Industrieproduktion läuft besser als erwartet, der Staat schiebt die Anlageinvestitionen an und beim Reizthema Konsum sorgen Verbrauchersubventionen für leichten Auftrieb im Einzelhandel. Keine schlechte Bilanz für die ersten Monate des Jahres also. Es lauern jedoch alte und neue Gefahren, die einem komfortablen Erreichen des offiziellen Wachstumsziels bei 5% entgegenstehen.
Konsumanregung hat Priorität
In den beiden vergangen Jahren kam Chinas Wirtschaft im ersten Quartal gut in Schwung, um im Frühjahr bereits wieder nachzulassen. Das Muster droht sich zu wiederholen, wenn Peking nicht energischere Stimuli veranlasst, anstatt einen sich selbst tragenden Aufschwung zu feiern. Konsumanregung ist offiziell nun erste wirtschaftspolitische Priorität. Hier sollen große Taten erfolgen, um Widrigkeiten an der Außenhandelsfront mit gestärkter Binnennachfrage zu kompensieren.
Ernste Hindernisse
Gerade wurde ein neuer 30-Punkte-Plan aufgestellt, der gute Absichten unterstreicht, aber wenig Aufschluss über konkrete Maßnahmen gibt. Die Gefahrenmomente hingegen zeichnen sich ziemlich konkret ab. Der Wohnimmobilienmarkt scheint nach erster Stabilisierung erneut auf dem Rückmarsch zu sein. Das ist ein ernstes Hindernis für die Erholung des Verbrauchersentiments und mithin die Stärkung der Binnennachfrage. Passend dazu weckt der jüngste Rückgang beim Konsumpreisindex erneut Deflationssorgen, während die Kreditnachfrage lahmt.
Vorzieheffekte
Die Konsumhilfen erzielen Wirkung, verbürgen sich jedoch nicht für Nachhaltigkeit. Es kommt zu vorgezogenen Haushaltsanschaffungen, die im weiteren Jahresverlauf einen Rückschlag befürchten lassen. In Sachen Exportdynamik wiederum werden Vorzieheffekte in Erwartung von US-Strafzöllen nun von der Bremswirkung konkreter Handelshindernisse abgelöst. Chinas leichter Aufschwung in den ersten beiden Monaten ist angesichts dieser Herausforderungen eine wenig verlässliche Momentaufnahme.