Hütchenspieler in Ankara
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Auffällige Kontobewegungen in der Türkei haben Spekulationen ausgelöst. Denn es geht um die Bilanz der Zentralbank: Sie hat das Geschäftsjahr 2021 mit einem Plus von 60 Mrd. Lira abgeschlossen – nachdem sie tags zuvor noch ein Minus von ungefähr 70 Mrd. Lira ausgewiesen hatte. Das geht nach übereinstimmenden Berichten aus einem Abgleich von Daten hervor, die die Zentralbank am 31. und 30. Dezember 2021 veröffentlicht hat. Über die Gründe für die wundersame Geldvermehrung schweigen sich die Währungshüter aus. Eine plausible Theorie lautet: Die Notenbank hat dem Finanzministerium Milliarden ihrer Fremdwährungsreserven verkauft und den Gegenwert in Lira erhalten. Weil die Landeswährung stark an Wert verloren hat, schlägt auf diese Weise über Nacht ein saftiger Bewertungsgewinn zu Buche. Neu wäre dieser Hütchenspielertrick nicht, wohl aber Dimension und Dreistigkeit. Kurzfristig profitiert auch die Staatskasse, denn die Zentralbank überweist ihren Jahresgewinn – wie üblicherweise auch die Bundesbank – stets an den Fiskus. Ein Ende der Währungskrise rückt so allerdings keinen Deut näher.