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Zulieferer im Tal der Tränen

Die deutschen Autozulieferer befinden sich in der schwersten Rezession seit Ausbruch der Finanzmarktkrise 2009. Ein Ende ist nicht absehbar. Die Pleitewelle in der Branche wird immer größer.

Zulieferer im Tal der Tränen

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Zulieferer im Tal der Tränen

Von Stefan Kroneck

Die Autozulieferer befinden sich in der schwersten Rezession seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise.

In Deutschland ist es mittlerweile an der Tagesordnung, dass Autozulieferer mit Hiobsbotschaften aufwarten. Börsennotierte Branchenvertreter reduzieren ihre Jahresprognose oder kassieren diese gänzlich – zuletzt geschehen bei Hella. In diesem Umfeld zurückgenommener Ausblicke bildet Vitesco einen aktuellen Sonderfall. Die von Schaeffler geschluckte Regensburger Firma muss im Rahmen von Altverträgen an ihre einstige Muttergesellschaft Continental 125 Mill. Euro wegen des aufgeflogenen Dieselabgasskandals überweisen.

In dem traditionell mittelständisch geprägten Wirtschaftszweig nimmt die Zahl der Insolvenzmeldungen derweil rapide zu. Allerorten zeigt sich das gleiche Bild: Kleinere Anbieter machen reihenweise die Grätsche, während andere Adressen Stellen zusammenstreichen.

Das Geschäft mit Elektroautos bricht weg

Keine Frage, die deutschen Autozulieferer befinden sich in der tiefsten Branchenrezession seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise vor 15 Jahren. Wegbrechende Geschäfte mit Elektroautos aufgrund einer deutlich schrumpfenden Nachfrage setzen den Unternehmen zu. Die Krise dieses Bereichs der Autoindustrie ist ein Spiegelbild der Krise der OEMs, und hier insbesondere des Volumenherstellers Volkswagen. Während der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern vor einem umfangreichen Sparprogramm steht, kalkulieren auch die Premiumanbieter Mercedes-Benz und BMW angesichts der Flaute mit spitzem Bleistift. Simpel ausgedrückt: Geht es den Autoherstellern schlecht, geht es den Zulieferern ebenso.

Besser fahren jene Zulieferer, die eben nicht alles auf die Karte E-Fahrzeuge gesetzt haben, sondern mehrgleisig unterwegs sind wie BMW. Die Gelackmeierten sind jene Unternehmen, die im Vertrauen auf die strengen Vorgaben der Politik sich frühzeitig vom Geschäft mit herkömmlichen Verbrennerfahrzeugen verabschieden, um voll auf die klimaneutrale, emissionsfreie Mobilität der Zukunft zu setzen. Diese investierten Millionen aus eigenen Mitteln und mit viel Fremdkapital. Bei steigenden Zinsen wird es für manche finanziell derart eng, dass diese pleitegehen.

Das Verhältnis wird sich weiter verschlechtern

In diesem Überlebenskampf wird sich das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen OEMs und den Lieferanten verschlechtern. Jeder ist sich zunächst selbst am nächsten. Der Umgangston wird rüder, die spärlichen Margen der Zulieferer schrumpfen weiter zusammen. Nur jene können die Branchenkrise meistern, die genug finanziellen Speck auf den Rippen haben. Das werden aber immer weniger im Tal der Tränen.

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