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Intensiver Wettbewerb prägt US-Markt für Wealth Manager

Das Wealth Management soll US-Großbanken stabilere Erträge liefern. Doch im Markt um vermögende Privatkunden herrscht heftiger Wettbewerb – auch durch spezialisierte Anbieter.

Intensiver Wettbewerb prägt US-Markt für Wealth Manager

Harter Kampf um reiche Kunden

Das Wealth Management soll US-Großbanken stabilere Erträge liefern. Doch im Markt herrscht heftiger Wettbewerb – auch durch spezialisierte Anbieter.

Von Alex Wehnert, New York

In einem unsicheren Kapitalmarktumfeld ringen Amerikas Geldhäuser um stabile Ertragsquellen – und liefern sich einen harten Kampf um die Mittel äußerst vermögender Privatkunden. Denn während die globalen Gebühreneinnahmen der US-Banken im Investment Banking 2023 gemäß Dealogic-Daten auf 67,4 Mrd. Dollar abgerutscht sind – gegenüber dem Boomjahr 2021 bedeutet dies nahezu eine Halbierung –, rechnen Branchenvertreter laut Umfragen mit robusten Mittelzuflüssen und entsprechenden Ertragssteigerungen im Wealth Management. Weltweit ist laut der Beratungsgesellschaft PwC bis 2027 mit einem durchschnittlichen Wachstum der verwalteten Mittel von 5% pro Jahr auf insgesamt 147,3 Bill. Dollar zu rechnen.

Führende Vertreter der Finanzbranche haben ihre Kapazitäten dabei ausgebaut: J.P. Morgan hat sich durch die Notübernahme der kollabierten First Republic Bank im vergangenen Mai zusätzliche verwaltete Mittel von über 150 Mrd. Dollar und einen Zugang zu einer äußerst wohlhabenden Kundenbasis gesichert. Goldman Sachs, die nach einem verlustreichen Ausflug ins Consumer Banking die Trendwende anstrebt, stellt die Vermögensverwaltung und Anlageberatung für reiche Klienten besonders in den Fokus. Die in der Asset- und Wealth-Management-Sparte betreuten Mittel des Geldhauses erreichten im Schlussquartal 2023 einen Rekordwert von 2,81 Bill. Dollar. Die Erträge aus dem Private Banking und Lending fielen ebenfalls so hoch aus wie nie.

Wachstum über Spezialisierung

Die Großbanken eifern dabei Vorreiterin Morgan Stanley nach, die sich nach der Finanzkrise 2008 durch einen Schwerpunkt im Wealth Management stabilisierte. Der Geschäftszweig galt für Geldhäuser traditionell zuvor vor allem als Möglichkeit zur Quervermarktung. Die Theorie: Ein Unternehmer dürfte sich für die Finanzierung oder einen Börsengang seiner Firma eher an eine Bank wenden, zu der er privat eine gute Beziehung unterhält. Allerdings halten sich trotz der zunehmenden Präsenz führender Finanzinstitute und der fortschreitenden Konsolidierung im Segment noch eine Reihe unabhängiger Wealth Manager am Markt, die über Spezialisierung wachsen.

„Der Vermögenstransfer an neue Generationen bietet für Firmen wie unsere große Chancen“, sagt Michael Tiedemann, CEO von AlTi Tiedemann Global. Der ehemalige Credit-Suisse-Banker verweist auf Studien der Analysefirma Cerulli Associates, gemäß denen Babyboomer und ältere Kohorten in den USA allein im Zeitraum zwischen 2021 und 2045 rund 84 Bill. Dollar an die Generation X, Millennials sowie Stiftungen und wohltätige Organisation weitergeben dürften. „Natürlich unterhalten sich Familien dabei mit den Goldmans und Morgan Stanleys dieser Welt, doch viele wollen auf sie zugeschnittene Lösungen, die größere Firmen so nicht liefern können“, betont Tiedemann.

Tatsächlich dürfte das durch unabhängige Wealth Manager in den USA betreute Vermögen laut Cerulli Associates im laufenden Jahr auf 5,5 Bill. Dollar wachsen, nachdem es sich vor einer Dekade noch auf 2,1 Bill. Dollar belief. Tiedemann hat die von ihm gegründete Firma, die sich im vergangenen Jahr mit Alvarium Investments zusammenschloss und durch eine Rückwärtsfusion mit der Special Purpose Acquisition Company (Spac) Cartesian Growth an der Nasdaq debütierte, dabei auf alternative Investments ausgerichtet.

Attraktive Alternatives

Laut dem Analysedienst Preqin dürften in zwei Jahren 23,2 Bill. Dollar an Assets in Hedgefonds, Private-Equity- und Private-Debt-Vehikeln sowie Immobilien und Infrastruktur stecken. Gegenüber dem Startpunkt 2011, als die Mittel sich auf 4,6 Bill. Dollar summierten, ergibt sich damit ein durchschnittlicher jährlicher Zuwachs von 11%. Laut Tiedemann sind diese Strategien für reiche Kunden und Stiftungen interessant, weil ihre Performance nur schwach mit jener der breiten Finanzmärkte korreliere.

Tiedemann will die Bindung zu seinen Kunden durch Co-Investments stärken. Im Alternatives-Geschäft hat seine Firma beispielsweise 1,1 Mrd. Dollar in Produkte investiert, die sie auch ihren Klienten anbietet. Damit agiert AlTi gegen den Trend bei Banken wie Goldman: Diese fahren die Anlage von Geldern aus der eigenen Bilanz zurück. Somit wollen sie Schwankungen reduzieren, die durch die quartalsbedingte Neubewertung dieser Assets entstehen. Im vergangenen Jahr hat Goldman in diesem Rahmen Anlagen im Gegenwert von 12,4 Mrd. Dollar abgestoßen und dafür mehr Mittel im Management von Drittparteien-Fonds eingesammelt.

Allianz investiert

Die Allianz sieht in Tiedemanns Ansatz indes offenbar Potenzial. Die Wagniskapital-Einheit Allianz X kündigte im Februar ein 300 Mill. Dollar schweres Investment in AlTi an, Constellation Wealth Capital steigt mit weiteren 150 Mill. Dollar ein. Darüber will der Wealth Manager seine Reichweite in den USA sowie in bestehenden Märkten wie Deutschland vergrößern und in neue Länder expandieren.

Im internationalen Geschäft wird es laut der Beratungsgesellschaft EY 2024 besonders wichtig für Wealth Manager, sich mit spezialisierten Strategien von der Konkurrenz abzuheben. Die Kollegen von McKinsey geben indes zu bedenken, dass Kunden zwar auf einen hohen Wiedererkennungswert von Marken anspringen, aber trotzdem zunehmend umfassend betreut werden wollen – von der Vermögensverwaltung und Anlagedienstleistungen bis zur rechtlichen und steuerlichen Beratung. Laut dem PwC Global Asset and Wealth Management Survey verringert sich die Zahl der Adressen, die dies leisten können: Demnach prüften im vergangenen Jahr nahezu drei Viertel der Umfrageteilnehmer eine strategische Konsolidierung, wie sie AlTi Tiedemann schon hinter sich hat. Der harte Wettbewerb um reiche Kunden dürfte den Markt also noch tiefgreifend verändern.

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