KommentarAffront am Tag der Bilanzpressekonferenz

DZ Bank bekommt Liebesgrüße aus Berlin

DZ-Bank-Chef Cornelius Riese ist nicht zu beneiden. Ausgerechnet am Tag der Bilanzpressekonferenz hinterfragt der BVR öffentlich die Rolle des Spitzeninstituts bei den jüngsten Schieflagen im genossenschaftlichen Verbund.

DZ Bank bekommt Liebesgrüße aus Berlin

Kreditgenossen

Liebesgrüße
aus Berlin

Von Anna Sleegers

Wie fest die Grippewelle Deutschland im Griff hat, zeigte sich am Dienstag bei der DZ Bank. Sichtlich angeschlagen und, wie er sagte, vollgepumpt mit allerlei legalen Dopingmitteln, stellte Cornelius Riese die Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 vor. Was der Chef des genossenschaftlichen Spitzeninstituts zu präsentieren hatte, konnte sich mehr als sehen lassen. Trotz des Baywa-Debakels und einer deutlich gestiegenen Risikovorsorge bei der Teambank legte das Institut ein Rekordergebnis hin. Das diversifizierte Geschäftsmodell bewährt sich. Offenbar auch in der Rezession. Jedenfalls sah sich die als chronische Tiefstaplerin bekannte DZ Bank sogar bemüßigt, die Prognosen anzuheben.

Fragwürdiges Timing

Wenn Riese trotzdem zeitweise reichlich verschnupft wirkte, dürfte das nicht allein einem Versagen seiner Hausapotheke geschuldet sein. Dazu beigetragen haben dürfte auch das bemerkenswerte Timing des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR). Seit Monaten reden die Berliner um den heißen Brei herum, wenn es um die Konsequenzen geht, den die Kreditgenossen aus den drei spektakulären Schieflagen in ihren Reihen ziehen. Pünktlich zur Bilanzpressekonferenz der DZ Bank brachte BVR-Präsidentin Marija Kolak nun erstmals deren Rolle ins Spiel. Es dürfe nicht passieren, sagte Kolak, dass bereits unter Beobachtung stehende Institute sich bei der DZ Bank zusätzliche Liquidität und damit das Potenzial für noch mehr Risiken beschaffen.

Unnötiger Affront

Wenn kollektiv finanzierte Sicherungseinrichtungen zahlen müssen, gibt es immer Stunk. Von der eigenen Verantwortung abzulenken, indem man auf andere zeigt, ist da nur allzu menschlich. Der DZ Bank in aller Öffentlichkeit den Schwarzen Peter zuzuschieben, geht allerdings zu weit. Zumal Kolak es auch hier wieder bei einer vagen Andeutung belässt, ohne dass ein konkreter Vorschlag für die bessere Verzahnung der DZ Bank mit der Sicherungseinrichtung auf dem Tisch liegen würde. Dieser Affront wäre nicht nötig gewesen – und ist auch nicht im Sinne der viel zitierten Einigkeit, die man im Finanzverbund gemeinhin als ursächlich für den Erfolg des gemeinsamen Spitzeninstituts ansieht.

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