London spaltet die Finanzmärkte
Basel III
Londoner
Spaltpilz
Von Wolf Brandes
Die Verzögerung von Basel III in Großbritannien gefährdet globale Regulierung und benachteiligt EU-Banken.
Die erneute Verschiebung der Basel-III-Umsetzung in Großbritannien durch die Bank of England ist ein ernüchterndes Signal für die Finanzregulierung. Während die EU an ihrem Plan festhielt, wesentliche Vorschriften bis Anfang 2025 umzusetzen, weicht das Vereinigte Königreich weiter ab und verschiebt die Einführung auf 2027. Diese Diskrepanz unterstreicht ein Kernproblem: Die Finanzmärkte sind global, doch die Regulierung wird zunehmend fragmentiert. Dies ist eine Herausforderung für die Harmonisierung internationaler Standards, die nach der Finanzkrise 2008 dringend notwendig war.
Wachsendes Wettbewerbsgefälle
Die Gründe für die Verzögerung – insbesondere die Unsicherheit in den USA – mögen nachvollziehbar sein, doch die Folgen können gravierend sein. Die Divergenz in der Umsetzung zeitigt ein wachsendes Wettbewerbsgefälle, das vornehmlich europäische Banken betrifft. Während britische Institute von weicheren Regeln und längeren Anpassungsfristen profitieren, müssen EU-Banken höhere Kapitalanforderungen früher erfüllen. Diese Ungleichheit verstärkt den Druck auf europäische Banken und führt zu berechtigtem Unmut innerhalb der Branche.
Die Haltung der BoE, den Banken mehr Spielraum zu gewähren, spiegelt nationale Ziele wider. Gleichzeitig bringt sie eine Schwächung des globalen Ansatzes zur Bankenregulierung mit sich. Dies konterkariert das ursprüngliche Ziel von Basel III, die Stabilität des Finanzsystems durch einheitliche Standards weltweit zu stärken. Wenn bedeutende Finanzzentren wie London und möglicherweise auch New York abweichende Regeln einführen, wird das Vertrauen in die Effektivität internationaler Abkommen untergraben.
EU-Regelwerke anpassen
Für die EU kann das bedeuten, strategischer zu reagieren. Hierzu könnte es notwendig sein, die eigenen Regelwerke anzupassen, um europäische Banken nicht strukturell zu benachteiligen. Allerdings muss dies mit Bedacht geschehen, um nicht die Glaubwürdigkeit der EU in der globalen Regulierungslandschaft zu gefährden.
Die Verzögerung bei Basel III zeigt das Spannungsfeld zwischen nationalen Interessen und globalen Verpflichtungen auf. Sie erfordert einen überlegten Umgang der EU, um die Balance zwischen regulatorischer Strenge und Wettbewerbsfähigkeit zu wahren. Letztlich wird der Erfolg von Basel III davon abhängen, ob es gelingt, den globalen Konsens trotz dieser Störfälle über die nächsten Jahre aufrechtzuerhalten. Das Fenster dafür wird enger.