KommentarDeutsche Bank in der Transformation

Nach dem Umbau ist vor dem Umbau

Die Deutsche Bank muss angesichts eines unerwartet starken Gewinnrückgangs noch einmal bei der Effizienz nachschärfen. Geglückt ist die Transformation dennoch.

Nach dem Umbau ist vor dem Umbau

Der Deutschen Bank sind wieder einmal die Kosten aus dem Ruder gelaufen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Gewinn nach Steuern 2024 um 28% auf 3,5 Mrd. Euro eingebrochen. Das liegt noch unter den Erwartungen der Analysten, die im Durchschnitt mit einem Rückgang auf 3,7 Mrd. Euro gerechnet hatten. Ins Kontor schlug auch die Vorsorge für Rechtsrisiken. Wahrscheinlich hat die Deutsche Bank den Spielraum ausgeschöpft, Belastungen im letzten Restrukturierungsjahr zu buchen. Denn für Konzernchef Christian Sewing ist 2025 das Jahr, an dem er und sein Managementteam sich messen lassen wollen – und das Jahr, in dem die Deutsche Bank beweisen möchte, dass sie die vor fünf Jahren formulierten Ziele auch erreichen kann.

Hoch gestecktes Ziel

Konkret geht es um die Nachsteuerrendite von mindestens 10% auf das materielle Eigenkapital (RoTE). Angesichts der 4,7%, die die Deutsche Bank für 2024 ausgewiesen hat, ist das reichlich hoch gesteckt. Daran ändert auch die kreative Kennzahl „vor Kosten für spezifische Rechtsfälle“ wenig, auf die sie bei der Vorlage der Zahlen zurückgriff, um mit 7,1% näher an die Zweistelligkeit zu rücken. Denn da sie an der bisherigen Ertragsprognose von 32 Mrd. Euro festhält, wird sie bei den Kosten noch einmal nachbessern müssen. Sewing zufolge wird die Bank im Laufe dieses Jahres ein neues Effizienzprogramm vorstellen. Arbeitstitel: Deutsche Bank 3.0.

Bei aller berechtigten Kritik daran, dass es ihr nicht gelingt, ihre Kostenziele zu erreichen, muss man der Deutschen Bank aber zu Gute halten, dass der Konzernumbau in einer Zeit historischer Umbrüche fiel. Weder den russischen Überfall auf die Ukraine, noch die rasante Rückkehr der Inflation und die geldpolitischen Konsequenzen konnte das Management auf dem Schirm haben. Dass dies hier und da zu Abstrichen bei den Kennzahlen führen musste, verwundert nicht.

Klares Bekenntnis

Doch das ist kein neuer Umbau, sondern betriebswirtschaftliche Feinarbeit. Denn Wandel zeigt sich nicht nur in Kennzahlen. Wie stark sich die einst so an den Wettbewerbern an der Wall Street orientierte Deutsche Bank verändert hat, zeigt Sewings klares Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und Diversität. Ein Austritt aus den globalen Klimaschutzabkommen, wie ihn etwa Blackrock vollzogen hat, kommt für ihn nicht in Frage. Längst sei Nachhaltigkeit wirtschaftlich viel zu wichtig geworden. Gerade für europäische Banken biete es derzeit zudem große Chancen.

Auch mit Blick auf die in den USA zunehmend in Frage gestellte Förderung von Diversität im Management lehnt Sewing einen grundsätzlichen Richtungswechsel ab. Zwar müsse man in den USA wie in allen Märkten die rechtliche Lage prüfen. Doch will der CEO vor allem aus Eigeninteresse an der Förderung von Vielfalt festhalten. Dies habe in den vergangenen Jahren wesentlich zum Geschäftserfolg beigetragen.

Betriebswirtschaftlich steht die Deutsche Bank nicht ganz da, wo sie hinwollte. Dennoch ist die Transformation zur europäischen Großbank geglückt.

Deutsche Bank

Jetzt geht es um
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Von Anna Sleegers
BZ+
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