Private Equity stolpert auf dem Fußballplatz
Private Equity stolpert auf dem Fußballplatz
Bei der französischen Ligue 1 gab es kürzlich eine Razzia im Zusammenhang mit der Beteiligung von CVC. Jetzt dürfte die DFL aufatmen, dass der Finanzinvestor bei ihr nicht gelandet ist. Auch andernorts in Europa tummelt sich Private Equity mit Fußball-Investments auf schwierigem Terrain.
Von Christoph Ruhkamp und Philipp Habdank, Frankfurt
Im Februar hatte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) den geplanten Milliarden-Deal zur Beteiligung des Finanzinvestors CVC an den Medienerlösen der Bundesliga nach anhaltenden Fanprotesten abgesagt. „Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich“, teilte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke nach der außerordentlichen Sitzung des Präsidiums in Frankfurt mit. Der Beschluss sei einstimmig.
Aus Sicht der Fans wäre der Anteilsverkauf eine Art Dammbruch gewesen. Sie unterscheiden kaum, ob ein Teil der Vermarktungserlöse versilbert wird, um damit in Themen wie die Digitalisierung zu investieren – oder ob einem Private-Equity-Unternehmen die Mehrheit an einem einzelnen Verein gehört. Beides ist für viele Fußballbegeisterte des Teufels.
Razzien bei CVC und französischem Fußballverband
Durch die jüngsten Vorfälle in Frankreich scheint diese Sichtweise frische Bestätigung zu erhalten: Französische Finanzstaatsanwälte haben Anfang November im Rahmen von Ermittlungen wegen möglicher Korruption die Büros der Private-Equity-Gesellschaft CVC und des französischen Fußballverbands durchsucht. Die Untersuchung folgt einer Beschwerde beim Justizministerium, die vor fast einem Jahr von der Anti-Korruptionsvereinigung „AC!!“ im Zusammenhang mit einer Vereinbarung zwischen der Ligue de Football Professionnel und CVC eingereicht wurde.
Im Rahmen der im April 2022 bekannt gegebenen Vereinbarung hatte CVC im Gegenzug für eine Investition von 1,5 Mrd. EUR einen Anteil von 13% an der kommerziellen Tochtergesellschaft der Liga, LFP Media übernommen – zu einer Zeit, als der französische Fußball mit einem gescheiterten Rundfunkvertrag zu kämpfen hatte. Die Tochterfirma ist für die Vermarktung der Fernsehrechte für die französischen Profiligen zuständig.
Der französische Senat hat in diesem Jahr ebenfalls eine Untersuchung zu dem Deal durchgeführt. Die Finanzstaatsanwaltschaft ermittelt laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg wegen möglicher missbräuchlicher Verwendung öffentlicher Gelder, Bestechung eines Amtsträgers und unzulässiger Interessenkonflikte. Im Raum steht, dass sich Liga-Verantwortliche im Zusammenhang mit dem Einstieg von CVC bereichert haben. CVC wollte dazu auf Anfrage der Börsen-Zeitung keine Stellung nehmen.
CVC auch bei La Liga an Bord
Mehrere Ligen haben bereits über Investorenmodelle viel Geld eingenommen. CVC investierte 2021 und 2022 nicht nur 1,5 Mrd. Euro in die französische Ligue 1, sondern auch 2,7 Mrd. Euro in die spanische La Liga. Nur Real Madrid und der FC Barcelona lehnten den Deal mit dem Finanzinvestor ab, der in Spanien 11% der Liga-Einnahmen erhält. Im Falle der Ligue 1 ging es um einen Anteil von 13% an deren Vermarktungstochter.
CVC hatte auch schon vorher Erfahrungen mit der Vermarktung von Senderechten an Sportveranstaltungen gemacht. Die britische Beteiligungsgesellschaft, die in Amsterdam an der Börse notiert ist und formal ihren Sitz in Jersey sowie Fonds in Luxemburg hat, war zeitweise Eigentümer der milliardenschweren Autorennserie Formel 1. Im Fußball gehört CVC, die in Deutschland von Ex-Goldman-Sachs-Banker Alexander Dibelius geführt wird, zu den größten Investoren.
Holprige Fußball-Investments in Europa
Entsprechend groß wird auch das Interesse daran sein, wie sich die Razzia und das CVC-Engagement bei der Ligue 1 auswirkt. Der Aufteilungsschlüssel der französischen Erstligisten für den Erlös aus dem Anteilsverkauf ist bekannt – und recht ungleich: Paris Saint-Germain erhielt mit 200 Mill. Dollar den größten Anteil. Lyon und Marseille erhielten jeweils etwas weniger als 100 Mill. Dollar, während mehrere andere Vereine, darunter Nizza und Monaco, etwa 87,7 Mill. Dollar bekamen.
Auch andernorts in Europa verlaufen die Private-Equity-Investments auf dem Fußballplatz oft holprig. Schlechte Erfahrungen machte beispielsweise der chinesische Private-Equity-Investor Lion Rock in Italien. Zusammen mit der ebenfalls chinesischen Suning Holding hatte der Finanzinvestor in den italienischen Fußballclub Inter Mailand investiert. Suning hatte den Club 2016 übernommen und drei Jahre später Lion Rock mit gut 30% als Minderheitsinvestor an Bord geholt. Doch im Mai dieses Jahres mussten die Gesellschafter die Schlüssel zum Club an Oaktree Capital abgeben.
Der US-Investor hatte Inter Mailand im Mai 2021 ein mit rund 12% verzinstes Rettungsdarlehen gewährt, nachdem der Club durch die Coronakrise finanziell in Schieflage geraten war. Besichert war das 275 Mill. Euro schwere Darlehen mit den Clubanteilen der chinesischen Eigentümer. Zählt man die aufgelaufenen Zinsen hinzu, hätte der Club zum Fälligkeitstermin in Summe 395 Mill. Euro an Oaktree zurückzahlen müssen. Da dies nicht geschah, übernahm Oaktree stattdessen den Fußballclub.
Fans in der Opposition
Auch bei den Fans bleibt die Haltung gegenüber Private Equity ablehnend. Schon gebeutelt von Finanzinvestoren fühlen sich beispielsweise die Anhänger von Hertha BSC. Im November 2022 hatte der US-Finanzinvestor 777 Partners, dem noch Beteiligungen an sechs weiteren Clubs gehören, vom umstrittenen Unternehmer Lars Windhorst dessen Anteile in Höhe von 64,7 % an der Hertha BSC GmbH & Co KGaA übernommen. Die Transaktion war der bis dahin größte Einkauf eines ausländischen Unternehmens in der Fußball-Bundesliga und für 777 Partners das größte einzelne Investment im Sportgeschäft.
Es war auch das jüngste Beispiel für den Trend, mehrere Clubs in einer Unternehmensgruppe zu versammeln. Der in Miami ansässige Finanzinvestor 777 Football Group wurde bis vor kurzem von den Mitbegründern Steven Pasko und Josh Wander geleitet. Doch diese wurden abgelöst, als das Unternehmen in Schieflage geriet. Die Private-Equity-Firma liegt im Streit mit dem Kreditgeber Leadenhall Capital Partners. Ihr Hauptgläubiger Advantage Capital Group hat laut „Kicker“ die Investmentbank Moelis mit der Suche nach Käufern für den inzwischen auf knapp 79% angewachsenen Hertha-Anteil beauftragt.
Für frisches Eigenkapital brauchen die Bundesligavereine indes nicht unbedingt Finanzinvestoren. Für den 2. Dezember hat die Eintracht Frankfurt Fußball AG zur Hauptversammlung eingeladen. Die Aktionäre entscheiden dann über eine geplante Kapitalerhöhung. Neue Aktien sollen dem Profifußball-Unternehmen 66 Mill. Euro einbringen, ohne dass der Sportverein Eintracht Frankfurt als Mehrheitsaktionär in seinem Einfluss beeinträchtigt wird. Dafür soll ein neuer Anteilseigner seine Stimmrechte an den Club abtreten.