KommentarInvestitionseuphorie verflogen

RWE und die neue Normalität

Dieses Jahr wird RWE auf das Ergebnisniveau von 2021 abrutschen. Die neue US-Regierung vereitelt hehre Investitionspläne. Gelockt wird nun mit Aktienrückkäufen.

RWE und die neue Normalität

RWE

Druck auf
die Pausetaste

Von Annette Becker

Die Zeiten der sprudelnden Gewinne sind bei RWE fürs Erste vorbei. Nach einem Ergebniseinbruch im zurückliegenden Geschäftsjahr um mehr als 40% sind auch die Aussichten für 2025 nicht dazu angetan, in Freudensprünge auszubrechen. Im bereinigten Nettoergebnis ist ein abermaliger Rückgang um ein Drittel nicht ausgeschlossen. Das quittierte die Börse am Morgen mit einem Kursabschlag um 4%. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass der Dax-Wert damit binnen Jahresfrist nur unwesentlich schwächer abgeschnitten hat als der Euro Stoxx 600 Utilities.

RWE ist zurück in der Normalität bzw. auf dem Ergebnisniveau von 2021. Geschenkt, dass 2022 und 2023 Ausnahmejahre waren. In der Energiekrise regnete es Brei und die Stromproduzenten mussten einzig den Löffel hinaushalten. Die Rückkehr auf das Ergebnisniveau von vor vier Jahren erstaunt aus einem anderen Grund: Liegen zwischen 2021 und 2025 doch milliardenschwere Investitionen in das grüne Erzeugungsportfolio. Allein im vorigen Jahr wurden 10 Mrd. Euro in die Growing-Green-Strategie gesteckt.

Dicke Fragezeichen

Dass sich das bislang nicht im gewünschten Umfang auszahlte, liegt natürlich auch daran, dass Investitionen in Energieinfrastruktur ein langwieriges Geschäft sind. Nachdenklich muss jedoch stimmen, dass RWE inzwischen dicke Fragezeichen hinter die Investitionspläne in den USA setzt. Zuhörer haben das Loblied auf das Land der unbegrenzten Möglichkeiten noch im Ohr, das RWE-Chef Markus Krebber im Herbst 2022 bei der Übernahme des Geschäfts mit erneuerbaren Energien von Con Edison anstimmte. Gepriesen wurde insbesondere der stabile und verlässliche Investitionsrahmen für saubere Energie.

Eine Präsidentschaftswahl später haben sich Molltöne eingeschlichen. Bei Offshore-Windprojekten ist die Pausetaste gedrückt. Die Anforderungen an den Bau neuer Solar- und Windparkanlagen an Land werden hochgeschraubt. Das Investitionsbudget wird zusammengestrichen. Zugleich bestätigt RWE das Gewinnziel für 2030 – wohlgemerkt bezogen auf das Ergebnis je Aktie. Ein Schelm, wer Böses denkt: Die Musik spielt jetzt bei Aktienrückkäufen.

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