Leitartikel:Sparkassen

Sprecht weiter über ein Zentralinstitut!

LBBW, BayernLB, Helaba und Deka zeigen sich allein stark. Die Idee eines Zentralinstituts sollte trotzdem nicht in Vergessenheit geraten.

Sprecht weiter über ein Zentralinstitut!

Sparkassen

Sprecht weiter über ein Zentralinstitut!

LBBW, BayernLB, Helaba und Deka zeigen sich allein stark. Die Idee eines Zentralinstituts sollte trotzdem nicht in Vergessenheit geraten.

Von Jan Schrader

Die großen Landesbanken und die DekaBank sind auch allein stark. Das zeigen die aktuellen Halbjahresberichte. LBBW, BayernLB und Helaba fahren nach der Zinswende hohe Erträge ein und bauen ihre Gewinne deutlich wie in Stuttgart und München oder maßvoll wie in Frankfurt aus. Die DekaBank lebt prächtig vom Fondsgeschäft und hält das Ergebnis auf hohem Niveau. Besonders gut läuft das Massengeschäft mit privaten Sparern, etwa über die BayernLB-Direktbanktochter DKB oder die Frankfurter Sparkasse im Konzern der Helaba. Die Immobilienkrise schmerzt alle Institute, doch sie können die zu erwartenden Einschläge gut verkraften. Gerade Helaba und BayernLB erhöhten zwar die Risikovorsorge für Immobilien deutlich und weisen für das erste Halbjahr in den Segmenten einen Verlust aus. Doch konzernweit stimmen die Zahlen.

Eines ist klar: Ein Sparkassen-Zentralinstitut, das der scheidende DSGV-Präsident Helmut Schleweis einst offensiv ins Spiel brachte, bleibt in der Ferne. Zwar stemmen die Landesbausparkassen derzeit gleich drei Fusionen, während die LBBW im vergangenen Jahr die Berlin Hyp erfolgreich übernahm. Eine Fusion von Landesbanken, ob mit oder ohne DekaBank, erscheint aber nur in der Not politisch machbar. Wenn der künftige DSGV-Präsident Ulrich Reuter zur Jahreswende das Amt von Schleweis übernimmt, wird er vermutlich nicht mit gleichem Elan wie einst sein Vorgänger für die Idee werben.

WestLB und HSH Nordbank lassen grüßen

Zwar ist die Zurückhaltung nachvollziehbar: Eine Fusion wäre ein Kraftakt, die Hürden für eine Einigung sind hoch, ein Erfolg der Operation wäre unklar. Trotzdem darf die Debatte nicht enden. Der Appell an die Finanzgruppe, über eine engere Verzahnung nachzudenken, bleibt wichtig. Sparkassen, DekaBank und Landesbanken ergänzen sich im Geschäft. Ihr Erfolg hängt voneinander ab. Das sollte sich auch in den Strukturen widerspiegeln. Mit der DekaBank machen die deutschen Sparkassen bereits vor, dass sie gemeinsam ein solides und bundesweit präsentes Institut führen können. An diesen Erfolg sollten sie anknüpfen.

Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Finanzgruppe nicht stehen bleiben darf. Im Augenblick schreiben die großen Landesbanken Erfolgsgeschichten. Doch wenn es krachte, trugen früher die Bundesländer die wesentliche Last für Abwicklung, Sanierung oder Rettung. Das führte in der Finanzkrise die Zerschlagung der WestLB und die Kapitalhilfe an die BayernLB vor Augen, ehe Jahre später die Privatisierung der HSH Nordbank erst durch staatliche Verlustgarantien möglich wurde. Die Nord/LB, die kommenden Donnerstag ihre Halbjahreszahlen vorlegt, gehört heute vor allem dem Land Niedersachsen, das 2019 einen Großteil der 3,6 Mrd. Euro schweren Hilfen bereitstellte. Sparkassen sollten mehr als früher in der Lage sein, etwaige Lasten zu schultern. Risiko und Eigentum gehören zusammen.

Politik steht Super-Landesbank im Weg

Jeder Schritt Richtung Zentralinstitut ist natürlich enorm schwer. Die Länder wollen die Landesbanken selbst unter ihren Fittichen halten. Manche Sparkassen wiederum, die nach dem Kollaps mehrerer Landesbanken nicht mehr als Eigner involviert sind, scheuen den Aufwand, der mit einer stärkeren Rolle verbunden wäre. Ein Zentralinstitut könnte aber den Umgang mit Risiken erleichtern: Mit breiter Bilanz lassen sich Ausfälle in bestimmten Geschäftsfeldern, seien es Schiffskredite, Windkraftanlagen, Industrieprojekte oder Immobilien, leichter schultern. Zugleich könnten die Sparkassen im Notfall eher Geld nachschießen, wenn die Last auf viele Schultern verteilt würde. Auch die Konkurrenz zwischen Landesbanken wäre kein Thema mehr.

Ein Zentralinstitut wird es in absehbar Zukunft nicht geben. Trotzdem ist die Idee mehr als eine Träumerei. Einige Schritte in diese Richtung bleiben möglich. Mit einem zusätzlichen Topf, den Sparkassen, Landesbanken und DekaBank neben den bestehenden 13 Sicherungseinrichtungen ab 2025 füllen müssen, ist bereits ein Schritt für mehr gemeinsame Verantwortung getan – wenn auch auf Druck der Aufsicht. Der Impuls, den Schleweis mit seiner Idee einst gesetzt hatte, sollte darüber hinaus fortbestehen.

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