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Griechenland statt Frankreich

Am Staatsanleihenmarkt in der Eurozone zählen die Fundamentals. Daher haben sich griechische Staatspapiere sehr positiv entwickelt. Hingegen sind Investoren gegenüber französischen Staatsanleihen skeptisch.

Griechenland statt Frankreich

Staatsanleihen

Griechenland statt Frankreich

Von Werner Rüppel

Griechenland, da war doch was. Genau, vor Corona hat es eine europäische Staatsschuldenkrise gegeben, bei der Griechenland gerettet wurde. Zuletzt haben sich allerdings griechische Staatsanleihen prächtig entwickelt. Der Spread gegenüber 10-jährigen Bundesanleihen liegt inzwischen gerade einmal bei 91 Basispunkten.

Der Grund, warum griechische Staatsanleihen so gut laufen, ist die Verbesserung der Fundamentals. Denn trotz des Euro als gemeinsamer Währung werden die Staatsanleihen eines Landes gemäß der Entwicklung der Fundamentaldaten bewertet. Insofern lohnt es sich für Anleiheinvestoren, genau hinzuschauen, wie ein Land dasteht und wie es sich entwickelt. So hat zum Beispiel Christian Kopf, Leiter Fondsmanagement Renten bei Union Investment, bereits seit Jahren griechische Staatsanleihen übergewichtet und ist auch weiter von Griechenland überzeugt.

Auch Portugal überzeugt

Doch nicht nur Griechenland, auch andere Länder der Peripherie profitieren von einer im relativen Vergleich vorteilhaften Entwicklung der Fundamentals. So liegt der Spread von portugiesischen Staatsanleihen gegenüber Bunds inzwischen nur noch bei rund 50 Basispunkten, während spanische Staatsanleihen 74 Basispunkte über Bunds rentieren. Und nach wie vor werden die Bonds dieser Länder von etlichen Analysten und Investoren favorisiert.

Hingegen hat sich die fundamentale Situation Frankreichs in den vergangenen Monaten verschlechtert. Der Spread von französischen OATs gegenüber Bunds beträgt aktuell 77 Basispunkte. Vor allem aber sind etliche Investoren wie auch Union-Investment-Experte Kopf gegenüber Frankreich skeptisch und haben französische Staatsanleihen bewusst nicht im Depot.

Dass die Fundamentals zählen, ist auch für den Bund relevant. Manche Politiker und Ökonomen fordern, der Bund solle sich angesichts erheblicher Probleme bei Infrastruktur oder aufgrund der Klimawende noch deutlich stärker verschulden. Das kann er natürlich tun, und er würde dafür vom Anleihemarkt auch Geld erhalten. Aber eben nicht zu den aktuell extrem günstigen Konditionen.

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