Standort Deutschland wird nach unten durchgereicht
Globale Wettbewerbsfähigkeit
Standort Deutschland wird nach unten durchgereicht
lz Frankfurt
Der Wirtschaftsstandort Deutschland war einst begehrtes Ziel von Investoren. Mitten im europäischen Binnenmarkt wollte man durch Investitionen in den Industriestaat von der deutschen Ingenieurskunst, der hohen Produktivität und der enormen Innovationskultur profitieren – auf der Basis einer reibungslos funktionierenden, bis in ländliche Gegenden sich verästelnder hochwertigen Infrastruktur. Ein dichtes Netz von Straßen, Schienen und Telekommunikationsverbindungen koppelte jeden deutschen Ort mit der ganzen Welt zusammen – pünktlich, schnell und den höchsten Ansprüchen genügend. Das hat sich geändert: Chip- und Batteriewerke siedeln sich hierzulande nur noch an, wenn es Staatsknete obendrauf gibt – und trotzdem wird geklagt: zu viele Vorschriften, zu lange Genehmigungsprozesse, zu viel gesellschaftlicher Widerstand gegen jedwede Veränderung.
Der Blick auf die jüngste Rangliste des Institute for Management Development (IMD) in Lausanne ist denn auch ernüchternd: Deutschland liegt gemessen an seiner Wettbewerbsfähigkeit nur noch auf Platz 24. Viele unmittelbaren Standortkonkurrenten rangieren viel weiter vorne. Die Gründe sind vielfältig, lassen sich aber auf fünf Sektoren fokussieren: In der Steuerpolitik sind andere besser aufgestellt, der Bürokratieaufwand ist meistens viel niedriger, in der Infrastruktur sind die Angebote anderswo besser, dichter und moderner, und im Hinblick auf neue Technologien zeigen sich selbst Schwellen- und Entwicklungsländer offener. Das ist bezogen auf die künftigen Wachstumschancen Deutschlands besonders fatal. Beim IMD-Digitalranking liegt der Industriestandort inzwischen nur noch auf Platz 23. Woher soll also das künftige Wachstum kommen?