Während in Deutschland über neue Impulse für die darbende Autoindustrie diskutiert wird, hat sich der Wettbewerb im europäischen Elektroautomarkt verschärft. Dabei zeichnet sich ein Trend ab, der bis vor wenigen Monaten kaum jemand für möglich gehalten hätte. Der als E-Autopionier hochgejubelte US-Hersteller Telsa befindet sich auf dem umkämpften Alten Kontinent im Rückwärtsgang, während etablierte Adressen wie BMW und chinesische Autobauer Marktanteile gewinnen.

Gewiss, man sollte jüngste Angaben des Datendienstleisters Jato, wonach der Münchner Autobauer im Juli erstmals Tesla bei den Neuzulassungen von E-Pkw in Europa überholt haben soll, nicht überbewerten, aber auch nicht herunterspielen, als handele es sich um eine Eintagsfliege. Fakt ist, dass BMW sich im Segment batteriebetriebener Fahrzeuge im Vorwärtsgang befindet. Falsch ist, dass der weiß-blaue OEM in seiner Heimatregion auf diesem Feld das erste Mal Tesla die Rücklichter gezeigt haben soll. Richtig ist, dass dies kurzweilig schon wiederholt vorgekommen ist, aber vom Kapitalmarkt ignoriert wurde. Das lag vermutlich daran, dass Tesla für seine hohe Volatilität in Bezug auf Auslieferungszahlen und Produktionsraten bekannt ist.

Für CEO Elon Musk hat sich die Lage verschlechtert. Tesla bekommt heftigen Gegenwind von stärker werdenden Wettbewerbern. Die Entwicklung des ersten Halbjahres verdeutlicht, dass Musks Vorzeigefirma in der EU, Efta-Zone und Großbritannien bei den Neuzulassungen 12% einbüßte, während die Marke BMW um den gleichen Prozentsatz (inklusive Verbrenner) zulegte. Saic wuchs um 22%. Während BMW ihren Marktanteil in Europa um 0,4 Punkte auf 5,8% ausbaute, fiel dieser von Tesla um den gleichen Prozentsatz auf 2,4% zurück. Saic kämpfte sich um 0,3 Punkte auf 1,9% vor.

Hält diese Entwicklung an, stellt sich mehr denn je die Frage, ob Musk aufgrund seiner schwierigen Persönlichkeit selbst zum Problem für Tesla geworden ist. Seine Nähe zum exzentrischen, vorbestraften US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump schreckt Europäer ab.