KommentarBilanz der Pfandbriefbanken

Übertriebene Befürchtungen am Immobilienmarkt

Trotz Krisenstimmung steigen die Immobilienpreise wieder, besonders im Wohnsektor. Ist das die Trendwende oder nur eine kurze Erholung?

Übertriebene Befürchtungen am Immobilienmarkt

Immobilienmarkt

Übertriebene Befürchtungen

Der Häusermarkt ­stabilisiert sich doch. Die Krise
ist nicht vorbei, aber der ­Einbruch bleibt aus.

Von Wolf Brandes

Der Immobilienmarkt ist bekanntermaßen ein vielschichtiges und oft widersprüchliches Feld. Während in der öffentlichen Wahrnehmung vielerorts von einer Krise gesprochen wird, zeichnen die aktuellen Entwicklungen ein differenzierteres Bild. Der Markt ist keineswegs homogen: Wohnimmobilien, Bürogebäude, Gewerbeflächen und Infrastruktur folgen eigenen Dynamiken. Zudem sind es nicht nur die Standortfaktoren, sondern auch Baujahre, Sanierungszustände und Finanzierungsbedingungen, die entscheidend sind. Ein topmodernes Bürogebäude in bester Lage wird anders bewertet als ein veraltetes Objekt am Stadtrand. Diese Vielfalt erschwert eine pauschale Einschätzung.

Erste Steigerung seit 2022

Die große Überraschung: Nach der Marktschwäche der letzten Jahre haben sich die Immobilienpreise 2024 nach Angaben des Pfandbriefbankenverbands VDP erstmals wieder positiv entwickelt. Der Wohnbereich zeigt deutliche Preissteigerungen, und auch bei Büroimmobilien zeichnet sich erstmals seit 2022 eine Stabilisierung ab. Das widerspricht der Annahme, dass sich der Markt in einer Abwärtsspirale befindet. Natürlich ist dies keine Rückkehr zu alten Höhenflügen – aber ein Zeichen dafür, dass die Bodenbildung abgeschlossen sein könnte.

Der Wohnsektor ist die Konstante. Der Wohnraummangel sorgt für steigende Preise und Mieten. Trotz gestiegener Baukosten und regulatorischer Hürden bleibt Wohneigentum attraktiv, wenn auch nicht risikofrei. Investitionen in den Wohnungsmarkt erscheinen daher weiterhin lohnend – allerdings mit Vorsicht, denn auch hier gibt es erhebliche Unterschiede zwischen attraktiven, sanierten Objekten und Immobilien mit Modernisierungsstau.

Preisrückgänge gestoppt

Der Gewerbesektor hingegen zeigt ein uneinheitliches Bild. Während Spitzenimmobilien in Top-Lagen gefragt bleiben, kämpfen ältere oder abgelegene Objekte mit Leerständen. Die zunehmende Flexibilität durch Homeoffice-Konzepte setzt dem Büromarkt weiter zu, wenngleich die Preisrückgänge in diesem Segment zumindest kurzfristig gestoppt wurden.

Trotz dieser positiven Impulse ist keine ungebremste Erholung zu erwarten. Die wirtschaftlichen und geopolitischen Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd, Finanzierungen sind weiterhin teuer, und insbesondere Projektentwickler stehen unverändert vor massiven Schwierigkeiten. Dennoch zeigt sich, dass der Immobilienmarkt immer für Überraschungen gut ist. Die Erwartung, dass die Preise nach dem Rückgang in den letzten Jahren weiter abstürzen, hat sich nicht bewahrheitet.

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