Peking sorgt für stärkere Konsumdynamik
Chinas Konsum zieht spürbar an
Industrieproduktion aber eher enttäuschend – Wachstum bald wieder ausgeglichener?
nh Schanghai
Mit dem Start ins vierte Quartal zeichnet sich eine Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft via Konsumbelebung ab. Der Industriesektor verliert jedoch etwas an Schubkraft, während sich das Wachstum der Anlageinvestitionen zäh darstellt. Im Zuge von Stimulierungsmaßnahmen im Immobiliensektor konnte der zuvor dramatische Rückgang der Wohnungsverkäufe gestoppt werden. Allerdings zeigen die Immobilieninvestitionen sowie Wohnungspreise weiter nach unten.
Einzelhandel springt an
Der monatliche Konjunkturdatenkranz für Oktober wartet als positive Überraschung mit einer Festigung des Konsumtrends auf, nachdem die Verbraucher positiv auf eine Reihe von Sonderprogrammen und Subventionsaktionen reagiert haben. Nach Angaben des Statistikbüros vom Freitag kletterten die Einzelhandelsumsätze um 4,8% gegenüber dem Vorjahresmonat. In den vorangegangenen Monaten lag man nur bei Anstiegsraten von 2 bis 3%, was weit unter dem in China gewohnten Tempo liegt. Die Analysten hatten mit einem bescheideneren Zuwachs von knapp 4% gerechnet.
Industrieproduktion enttäuscht
Weniger erfreulich ist die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe. Das Wachstum der Industrieproduktion ermäßigte sich trotz des kräftigen Schubs im Automobilsektor von 5,4 auf 5,3%. Hier hatten die Experten einen Anstieg von 5,6% auf dem Zettel. Bei den Anlageinvestitionen sorgt der Immobiliensektor für eine anhaltende Bremswirkung, die Peking mit erhöhten Infrastrukturausgaben und Investitionen in strategischen Industriesektoren zu kompensieren versucht. Zuletzt hielt sich das Wachstum des Fixed Asset bei unverändert 3,4%.
Verbraucher reagieren auf Kampagne
Die flottere Gangart im Einzelhandel beruht wesentlich auf Aktionen zur Anregung des Konsums, zu denen insbesondere Eintauschprämien für höherwertige Konsumgüter, wie Wohnungseinrichtungen und Elektronikartikel, aber auch großzügige Abwrackprämien bei E-Autokäufen gehören. Letztere haben chinesischen Elektroautobauern wie BYD zuletzt im Oktober rekordhohe Absatzzahlen beschert. Hinzu kommen Konsumgutscheine von Lokalregierungen.
Sorgenfaktor Trump
Peking will die Fördermaßnahmen für den Binnenkonsum im kommenden Jahr weiter fortsetzen. Dies dürfte zu einem gleichgewichtigeren Wachstum beitragen, nachdem man sich in diesem Jahr im Wesentlichen auf die Zugkraft im verarbeitenden Gewerbe und dabei vornehmlich der Exportindustrie verlassen musste. Hier steht China unter einem US-Präsidenten Trump mit der Gefahr eines wesentlich verschärften Strafzollregimes vor gewaltigen Herausforderungen. Entsprechende Sorgen prägen bereits die Stimmung an Chinas Börsen, am Freitag verlor der CSI 300 Leitindex 1,8%.
Abwärtsrisiken minimieren
Analysten verweisen darauf, dass die neuen Impulse eher dazu dienen, Abwärtsrisiken zu minimieren und das Wachstum zu stabilisieren, als die Wirtschaft neu anzukurbeln. Chinas Wachstum hatte sich nach 5,3% im ersten Quartal auf 4,6% im dritten Quartal abgeschwächt. Im Schlussquartal dürfte es aufwärtsgehen, was ausreichen könnte, um das offizielle Wachstumsziel von „etwa 5%“ knapp zu erfüllen. Im kommenden Jahr droht jedoch wieder eine Abschwächung, wobei die US-Handelspolitik im Fokus steht. China-Ökonomen haben nach Trumps Wahlsieg ihre Prognosen nach unten korrigiert und rechnen 2025 nur noch mit 4,1 bis 4,5% Wachstum.