US-Arbeitsmarkt startet überraschend stark ins neue Jahr
det Washington
Der stete Aufschwung am US-Jobmarkt hat sich zum Jahresauftakt überraschend beschleunigt. Wie der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) meldete, entstanden im Januar in der Privatwirtschaft 183.000 neue Stellen. Bankvolkswirte hatten im Schnitt ein Plus von 153.000 erwartet. Zudem wurden die Dezember-Zahlen kräftig revidiert. So hatten private Arbeitgeber zum Jahresende 176.000 neue Mitarbeiter beschäftigt und nicht, wie zunächst berichtet, nur 122.000.
Wie ADP-Chefökonomin Nela Richardson feststellt, „hatten wir einen starken Start ins neue Jahr". Dieser kaschiere aber die Dichotomie am Arbeitsmarkt. Die Neueinstellungen seien nämlich von den verbraucherorientierten Branchen getrieben worden. „Unternehmensdienstleistungen und Industrieproduktion hingegen zeichneten sich durch Schwäche aus“, sagte Richardson.
Konsumorientierte Dienstleister robust
Während es im produzierenden Gewerbe zu einem Nettoverlust an Arbeitsplätzen kam, legten Dienstleister, die auf Konsumenten und private Haushalte ausgerichtet waren, kräftig zu. Im Handel, bei Transportleistungen und Energieversorgungsunternehmen stellte ADP 56.000 Neueinstellungen fest. Weitere 54.000 Jobs entstanden im Gast- und Freizeitgewerbe. Zuwächse wurden auch im Bildungswesen, der Krankenvorsorge sowie bei Informations- und Fachdienstleistern gemessen.
Einen beständigen Anstieg wiesen auch die Löhne aus. Diese kletterten bei Erwerbstätigen, die ihren Arbeitsplatz behielten, auf Jahressicht um 4,7%. Bei Berufstätigen, die den Job wechselten, lag die Bezahlung um 6,8% über dem Stand vom Vorjahr. Die stärksten Lohnsteigerungen stellte das Institut bei Finanzdienstleistern, im Bildungs- und Gesundheitswesen sowie der Bauwirtschaft fest.
BLS Bericht am Freitag
Ein umfassenderes Bild des Jobmarkts wird am Freitag der Bericht des Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums für Januar liefern. Dieser umfasst neben dem Privatsektor auch den Staat. Ökonomen erwarten, dass dieser gegenüber dem Schlussmonat 2024 eine Abschwächung widerspiegeln wird. Die Arbeitslosenquote dürfte höchstens um 0,1 Prozentpunkte von den im Dezember gemessenen 4,1% abweichen.
Experten sagen aber − unter anderem als Folge des Wintereinbruchs in weiten Teilen des Landes − 100.000 weniger Neueinstellungen als im Dezember voraus. Zum Jahresende waren 256.000 neue Jobs geschaffen worden. Auch rechnen Volkswirte mit kaum veränderten Lohnsteigerungen. Diese waren im Dezember um 0,3% zum Vormonat und auf Jahressicht um 3,9% gestiegen.
Keine Zinssenkung im März
Möglich ist aber, dass einige angesichts des überraschend soliden ADP-Berichts ihre Prognosen nach oben revidieren werden. So oder so gilt ohne bedeutende Ausreißer als sicher, dass die US-Notenbank bei der Sitzung ihres Offenmarktausschusses im März den Leitzins unverändert bei der Zielzone von 4,25 bis 4,5% belassen wird.
Hohe Handelsdefizite
Unterdessen dürfte die Entwicklung der US-Außenhandelsbilanz Präsident Donald Trump in seinem Vorhaben weiter bestärken, Staaten, die bilaterale Überschüsse gegenüber den USA verzeichnen, mit Zöllen zu bestrafen. Für China sind sie bereits in Kraft, Mexiko und Kanada indes haben noch einen Aufschub um einen Monat erhalten. Wie das Handelsministerium meldete, stieg im Dezember das Defizit im Handel mit Waren und Dienstleistungen gegenüber dem Vormonat um 24,7% auf 98,4 Mrd. Dollar. Volkswirte hatten mit einem deutlich geringeren Anstieg gerechnet.
Im Handel mit Waren weitete sich der Fehlbetrag gegenüber der Europäischen Union (EU) im abgelaufenen Jahr um 26,9 Mrd. auf 235,6 Mrd. Dollar aus. Die drei Länder, gegen die Trump kürzliche Zölle verhängt hatte, wiesen auch große Überschüsse auf. Der US-Passivsaldo gegenüber China lag bei 295,4 Mrd. Dollar, Mexiko verzeichnete einen bilateralen Überschuss von 171,8 Mrd. Dollar und Mexiko einen von 63,3 Mrd. Dollar.