Anleger zu optimistisch? Dax kippt nach kurzer Rally ins Minus
Am Vortag hatte die Nachricht, dass Russland die Kampfhandlungen bei Kiew drosseln will, die Märkte stark angetrieben. Ob die Maßnahme Russlands von Dauer sein wird, müsse sich erst noch zeigen, mahnte die Landesbank Helaba. „Noch geht der Krieg weiter und es gibt Sorgen vor einem Lieferstopp für Energie aus Russland“. An den Rohstoffmärkten legte der Ölpreis wieder zu.
Der MDax der mittelgroßen Börsentitel sank um 1,5% auf 31.377 Zähler. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 lag mit 0,9% im Minus bei 3966 Punkten.
Der russische Teilrückzug sei „wohl weniger als Friedensangebot, sondern mehr als militärstrategische Operation zu werten“, schrieb Investmentanalyst Uwe Streich von der Landesbank LBBW. Auch habe der US-Außenminister Antony Blinken keine wirklichen Fortschritte in den Gesprächen der Kriegsparteien erkennen können. Die Anleger hätten am Vortag „wohl zu optimistisch“ reagiert. „Die Signale aus den Verhandlungen in der Türkei sind natürlich positiv. Aber sie sind noch viel zu wenig, um jetzt schon die Friedensglocke zu läuten“, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Konjunkturprognose kräftig gesenkt
Gegenwind gibt es derweil auch von der Inflation. So sind in mehreren deutschen Bundesländern die Verbraucherpreise im März kräftig gestiegen. Zudem haben die „Wirtschaftsweisen“ wegen der Folgen des Krieges in der Ukraine ihre Konjunkturprognose für Deutschland 2022 kräftig gesenkt. Der Sachverständigenrat erwartet nun nur noch ein Wachstum von 1,8%. Im November hatte die Prognose noch auf 4,6% gelautet.
Im Dax waren die Gewinner vom Vortag die Verlierer. Die Aktien von Delivery Hero, Zalando, Continental, Mercedes-Benz und BMW verloren überdurchschnittlich. Im MDax verloren die Papiere des Logistikspezialisten Kion gut 3%. Die Bank of America und die Societe Generale strichen die Kaufempfehlung für die Papiere. Im SDax der kleineren Börsenwerte zählten Takkt und Encavis zu den größten Gewinnern mit jeweils etwa 8%. Anleger reagierten erfreut auf die mittelfristigen Ziele des Büroaustatters Takkt und auf die Prognosen für 2022 des Solar- und Windparkbetreibers Encavis. Die Anteile des Tech-Unternehmens Basler und des In-vitro-Diagnostikers Stratec gerieten dagegen nach den Geschäftszahlen der Unternehmen unter Druck. Beide Aktien büßten mehr als 6% ein.
An den Ölmärkten zogen die Preise wieder an. Die Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich um 2,6% auf bis zu 113,05 Dollar je Fass. „Die Anleger scheinen Zweifel zu haben, ob die russische Regierung wirklich Truppen abziehen wird“, sagt IG-Marktanalyst Christian Henke. Die Preise waren infolge der Entspannungssignale Moskaus am Dienstag unter Druck geraten. Nun rechneten Börsianer mit neuen Sanktionen des Westens gegen den Öl-Exporteur Russland, sagten Händler. Die Aussicht auf ein knappes Angebot treibe die Kurse an.