Märkte am Mittag

Das bewegt die Börsen am Montag

Die Börsen können mit dem Ausgang der Bundestagswahl gut leben: Der Dax notiert am Montag höher. Für Verunsicherung sorgt das sich abzeichnende Votum der Berliner Bürger, den Senat die Enteignung großer Vermieter prüfen zu lassen.

Das bewegt die Börsen am Montag

Dax startet höher: Am Tag nach der Bundestagswahl startet der Dax mit 15.660 Punkten, das entspricht einem Plus von 0,83%. Am Freitag hatte er 0,7% im Minus bei 15.530,75 Punkten geschlossen. Dem vorläufigen Endergebnis der Bundestagswahl zufolge ist die SPD stärkste Kraft, gefolgt von CDU/CSU und den Grünen. Rechnerisch kommen SPD, Grüne und FDP auf eine Mehrheit. Diese Ampelkoalition sei in den Kursen bereits enthalten, sagte Thomas Kurse, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Amundi. Unabhängig von der politischen Konstellation stehe die neue Bundesregierung aber vor großen Herausforderungen, wie der Bewältigung der Corona-Folgen sowie der langfristigen Transformation der Wirtschaft. Allerdings beansprucht auch Unionskanzlerkandidat Armin Laschet das Kanzleramt für sich, denn möglich wäre auch eine Jamaika-Koalition mit Grünen und FDP. „Mit beiden jetzt möglichen und wahrscheinlichen Konstellationen können die Börsen gut leben”, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Euro gibt nach Wahl leicht nach: Am Vormittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1699 US-Dollar und damit etwas weniger als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,1719 Dollar festgesetzt. 

Berlins Enteignungsvotum verschreckt Investoren: Die sich abzeichnende Entscheidung der Berliner Bürger, den Senat eine Enteignung großer Vermieter prüfen zu lassen, ist von Branchenvertretern scharf kritisiert worden. Sie befürchten, dass sich Immobilieninvestoren aus Deutschland zurückziehen und Modernisierungen bestehender Wohnungen ausbleiben. Sie begründen dieses mit der Unsicherheit, die sich nun über Monate und Jahre durch den Markt ziehen könne. Die Berliner hatten nach vorläufigen Zahlen bei einem Volksentscheid am Sonntag mit einer Mehrheit von 56% den Senat dazu aufgefordert, alle Maßnahmen einzuleiten, die für die Überführung von Immobilien in Gemeineigentum erforderlich sind. Betroffen sind die Bestände privatwirtschaftlicher Wohnungsunternehmen mit über 3000 Wohnungen in Berlin gegen Entschädigung “deutlich unter Verkehrswert”. Ob es dazu kommen wird, ist unklar. Zum einen ist der Volksentscheid für den Senat rechtlich unverbindlich, zum anderem wären juristische Fragen zu klären. Dennoch geht von dem Votum ein Signal aus.

Evergrande im Blick: Auch das Drama um den chinesischen Krisenkonzern Evergrande wird von Börsianern weiter aufmerksam verfolgt: Der mit 305 Mrd. Dollar verschuldete Immobilienkonzern lies in der vergangenen Woche die Frist für eine Zinszahlung bei einem Dollar-Bond kommentarlos verstreichen. Das Unternehmen hat aber noch rund vier Wochen Zeit, dies nachzuholen, bevor der Zahlungsausfall offiziell wird. In den kommenden Tagen muss Evergrande aber weitere Millionen für Zinsen aufbringen. Die Aktien der E-Auto-Tochter des hoch verschuldeten Immobilienkonzerns stürzen an der Börse in Hongkong bis zu 26% ab und notieren anschließend rund zehn Prozent tiefer. Die New Energy Vehicle Group hatte am Freitag nach Börsenschluss vor einem Liquiditätsengpass gewarnt. Ein strategisches Investment oder ein Verkauf von Vermögensbeständen seien notwendig, um Mitarbeiter und Zulieferer zu bezahlen sowie die Massenproduktion aufrecht zu erhalten.

Preis für Brent-Öl klettert auf Drei-Jahres-Hoch: Ein knappes Angebot treibt den Ölpreis in immer neue Höhen. Die Sorte Brent aus der Nordsee gewinnt über 1% und ist mit 79,17 Dollar je Barrel so hoch wie zuletzt vor drei Jahren. “Das aktuelle Angebotsdefizit ist höher als wir erwartet hatten”, schreiben die Analysten der Bank Goldman Sachs. Die Nachfrage erhole sich von den Folgen der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus schneller als gedacht. Daher trauten sie Brent bis zum Jahresende einen Preis von 90 statt 80 Dollar je Barrel zu.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.