Dax pendelt sich bei 14.800 Punkte erneut deutlich im Minus ein
Russlands Präsident Wladimir Putin will noch am Montag entscheiden, ob er die beiden abtrünnigen ukrainischen Provinzen Luhansk und Donezk als unabhängig anerkennt. Verteidigungsminister Sergej Schoigu empfiehlt Putin, dies zu tun. In diesem Fall wäre der Weg für Russland geebnet, in die Gebiete einzumarschieren. Zuvor erklärte Putin das Minsker Abkommen für gescheitert. In der Vereinbarung von 2014 und 2015 hatten sich die Konfliktparteien in der Ostukraine zu mehreren Schritten verpflichtet, um eine friedliche Lösung in dem Konflikt zu erreichen. Die Angst vor einem Krieg in der Ukraine nimmt damit weiter zu. Der geplante Gipfel von US-Präsident Joe Biden und Putin, der die Stimmung am Montagmorgen kurzfristig aufhellte, tritt damit zunehmend in den Hintergrund. „Anleger wagen sich nicht aus der Deckung, solange russische Panzer an der ukrainischen Grenze stehen“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
Der Dax lag eine Stunde vor Handelsschluss bei 14.775 Punkten, was einem Minus von 1,77% entspricht. Damit hat sich der deutsche Leitindex seit dem Mittag rund um die Marke von 14.800 Punkten stabilisiert.
Dennoch stieg der Volatilitätsindex VDax, der die Nervosität der deutschen Anleger misst, um bis zu 6% auf ein 13-Monats-Hoch von 32,59 Punkten. „Die Lage bleibt hochgefährlich“, warnte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. „Eine militärische Intervention Moskaus hätte fatale Folgen für die russische Wirtschaft. Zum einen würden Sanktionen Russland hart treffen und zum anderen wäre Moskau vorerst von den Finanzmärkten abgeschnitten.“
Für Verunsicherung sorgten am Nachmittag auch Berichte russischer Nachrichtenagenturen, denen zufolge das russische Militär fünf Saboteure getötet habe, die von der Ukraine aus die russische Grenze übertreten wollten. Demnach sind bewaffnete Fahrzeuge des ukrainischen Militärs in der Region Rostow zerstört worden. Das ukrainische Militär wies die Berichte als “fake news” zurück. Nervös machten Investoren auch Satelliten-Aufnahmen, denen zufolge russische Truppen näher an die ukrainische Grenze gerückt sind..
Rubel auf Talfahrt
Der Russland-Ukraine-Konflikt hat den Euro am Montag auf eine Berg- und Talfahrt geschickt. Der russische Rubel geriet stark unter Druck. Der Euro notierte am Nachmittag bei 1,1331 US-Dollar. Er bewegte sich damit auf dem Niveau aus dem frühen Handel. Am Mittag war er aber noch zeitweise bis auf 1,1390 Dollar gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1338 (Freitag: 1,1354) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8820 (0,8808) Euro.
Ölpreise legen zu
Unterdessen griffen Anleger wieder bei Rohöl zu. Die Preise für die Sorten Brent und WTI stiegen jeweils um rund 1% auf 94,51 und 91,87 Dollar je Barrel. Die Preise werden Analysten zufolge kurzfristig weiter schwanken, da die Wiederaufnahme iranischer Ölexporte erst später im Jahr zu erwarten sei. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums sagte am Montag, dass bei den Gesprächen zur Wiederbelebung des iranischen Atomabkommens von 2015 “bedeutende Fortschritte” erzielt worden seien. „Sollte es zu einer russischen Invasion kommen, wie die USA und Großbritannien in den letzten Tagen gewarnt haben, könnten die Brent-Futures auf über 100 Dollar pro Barrel ansteigen, selbst wenn eine Einigung mit dem Iran erzielt wird”, warnte Vivek Dhar, Analyst bei der Commonwealth Bank..
Licht und Schatten bei Zahlen von SAF-Holland
Am deutschen Aktienmarkt rückte SAF-Holland ins Rampenlicht, nachdem der Lkw-Zulieferer einen Gewinnzuwachs bekannt gegeben hatte. Die überraschend starke Gewinnmarge gebe SAF Auftrieb, sagte ein Börsianer. Ein Wermutstropfen sei allerdings die Warnung vor hohen Kosten vor allem im ersten Quartal. SAF-Titel gaben daher ihre anfänglichen Gewinne von mehr als 3% fast komplett ab und notierten zuletzt nur noch gut 0,7% im Plus.
Gleichzeitig setzte ein gut fünfprozentiger Kursrutsch bei Tencent in Hongkong dem Großaktionär Prosus zu. Die Papiere des Technologie-Investors fielen in Amsterdam um bis zu 4,5% auf ein Zwei-Jahres-Tief von 61,64 Euro. Auslöser des Ausverkaufs waren neue Auflagen für chinesische Firmen, um die dortige Konjunktur anzukurbeln. Der dortige Technologiesektor steht seit Monaten unter erhöhtem Regulierungsdruck.
Die Erzeugerpreise in Deutschland sind im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 25% gestiegen. Das liegt über den bereits hohen Analystenerwartungen. Die weiter anziehende Inflation verstärkt die Forderungen nach einer Zinswende der Europäischen Zentralbank. Dies konnte den Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank jedoch nur kurzfristig Auftrieb geben. Die Commerzbank gab ihre Kursgewinne bis zum Nachmittag wieder ab, die Deutsche Bank rutschte sogar ins Minus.