Dax schwenkt auf Konsolidierungskurs ein
Der Dax befindet sich am Montag nach sieben Wochen mit Kursgewinnen auf Konsolidierungskurs. Gegen Mittag verbuchte der Leitindex ein Minus von 0,64% auf 14.338 Zähler. Mit einem weiteren Hoch seit Anfang Juni hatte er vor dem Wochenende seine Kletterpartie fortgesetzt und allein seit Ende September fast 22% gewonnen.
Genauso stark wie das wichtigste deutsche Kursbarometer entwickelte sich in den zurückliegenden Wochen der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50, der am Montag nun ebenfalls etwas nachgab mit minus 0,5%. Der MDax der mittelgroßen Werte sank um 0,97%.
Für etwas Unbehagen sorgte zum Wochenstart etwa die Corona-Lage in China, wo vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen am Sonntag der erste Corona-Tote seit gut einem halben Jahr gemeldet wurde. Anleger fürchten nun, das Land könnte nach zuletzt vorsichtigen Signalen einer gewissen Öffnung die Zügel wieder anziehen. Die Hoffnung auf das Gegenteil war zuletzt einer der Treiber der Börsenerholung.
Auch um die Hoffnung, die US-Notenbank Fed könnte bald bei ihren Zinserhöhungen vom Gaspedal gehen, steht es zuletzt wieder schlechter. Die Erholungsrally, die den EuroStoxx auf ein Hoch seit April führte, war in der vergangenen Woche schon ins Stocken geraten, da Kommentare von Währungshütern die Zuversicht nicht nährten.
Neue Daten zu den Erzeugerpreise in Deutschland für Oktober gaben wiederum Hinweise auf einen nachlassenden Preisdruck. Das mache Hoffnung, dass auch bei den Verbraucherpreisen bald der Hochpunkt der Inflationsrate erreicht werde, selbst wenn das Inflationsproblem damit noch lange nicht überwunden sei, hieß es dazu von der Commerzbank.
Ungeachtet der aktuellen Abschläge bleibe die Dynamik nach oben bestehen, erläuterte auch Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Unterstützung komme gegenwärtig auch von sinkenden Ölpreisen. Die Experten der DekaBank hingegen sind etwas vorsichtiger: „Was für einen länger anhaltenden Aufschwung fehlt, ist eine fundamentale Begründung, etwa ein verlässlicher Ausblick auf steigende Unternehmensgewinne.“.
Suse im Fokus
Unternehmensnachrichten gab es am Montag nur wenige. Positive Signale sendete der Linux-Softwarespezialist Suse mit einer starken Geschäftsentwicklung im Quartal und einem optimistischen Ausblick. Die im SDax notierten Papiere gewannen 4,5%.
Im Dax nahmen die Anleger bei den Aktien des Aromenherstellers Symrise, bei Siemens und bei den Titeln des Kunststoffkonzerns Covestro nach jüngst starkem Lauf Gewinne mit, die Titel verloren teils mehr als 3%.
Rheinmetall gewannen vorne im MDax 2,9%. Die Deutsche Bank rät zum Kauf. Analyst Christoph Laskawi verweist auf die Mittelfristziele des Rüstungskonzerns und sieht die Papiere auch als gute Absicherung gegen negative konjunkturelle Trends im kommenden Jahr.
Die Anteilsscheine des Softwareherstellers Teamviewer profitierten von einer positiven Anlageempfehlung von Barclays mit plus 2,3%. Um mehr als 5% nach unten ging es unterdessen für die Papiere des IT-Dienstleisters Bechtle. Hier senkte die Bank Exane BNP Paribas den Daumen und votiert nun mit „Neutral“.
Corestate kurz vor der Pleite
Die Papiere von Corestate Capital sind am Montag um 60% auf ein neues Rekordtief von 0,30 Euro eingebrochen. Das Management des schwer ins Trudeln geratenen Immobilien-Investors prüft nach eigenen Angaben vom Freitagabend einen Insolvenzantrag für die Corestate Capital Holding S.A.. Der Vorstand begründet dies mit den geringen Erfolgsaussichten in Sanierungsverhandlungen mit maßgeblichen Anleihegläubigern. Am 28. November 2022 werde somit voraussichtlich eine Wandelschuldverschreibung zur Rückzahlung fällig. Die Corestate-Aktien sind im Jahr 2022 um 97,5% eingebrochen. Massiv beschleunigt hatte sich der Kursverfall im Mai nach Streichung des Finanzausblicks und der Dividendenplanungen.
Rohstoffwerte leiden mit China
Europaweit litten Rohstoffwerte im Sektorvergleich unter den Sorgen, dass die Lage in China die Rohstoffnachfrage wieder bremsen könnte. Der europäische Sektorindex Stoxx Europe 600 Basic Resources sackte zuletzt um 0,8% ab. Auch die Ölpreise starteten am Montag mit Abschlägen in die neue Woche. Der strikte Anti-Corona-Kurs Chinas gilt als einer der größten Risiken für das globale Wirtschaftswachstum.
Anleger mieden generell konjunkturempfindliche Branchen und griffen eher bei den etwas defensiveren Branchen dazu. Am besten schlug sich zuletzt der Index der Gesundheitsbranche mit einem Anstieg um 0,6%. Aber auch Telekom-, Lebensmittel-, Konsumgüter- und Versorgerwerte zählen in der Regel zu dieser Gruppe. Ihre Indizes waren mit Gewinnen von bis zu 0,4% ebenfalls positive Ausnahmen.
Positiv zeigte sich auch die Medienbranche mit einem Anstieg um ein halbes Prozent. Hier sorgte ein überraschender Chefwechsel bei dem US-Konzern Walt Disney für Gesprächsstoff und generell gute Stimmung. Nach dem Rücktritt von Bob Chapek kehrt der langjährige Konzernlenker Bob Iger an die Spitze des Unterhaltungsriesen zurück. Im vorbörslichen US-Handel war dies auch sehr zur Freude der Disney-Anleger.