Konjunktur

Deutsche Exporte überraschend kräftig gewachsen

Die deutsche Wirtschaft hat im Oktober deutlich mehr exportiert und importiert als Experten erwarten hatten. Derweil zieht in China die Inflation weiter an.

Deutsche Exporte überraschend kräftig gewachsen

Trotz Materialengpässen und gestörten Lieferketten sind die deutschen Exporte im Oktober so kräftig gewachsen wie seit über einem Jahr nicht mehr. Sie legten um 4,1% zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das ist das größte Plus seit Juli 2020. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem deutlich geringerem Wachstum von 0,9% gerechnet. Zuvor waren die Ausfuhren zwei Monate in Folge um jeweils knapp 1% geschrumpft. Die Importe legten im Oktober bereits den dritten Monat in Folge zu, und zwar um unerwartet kräftige 5,0%.

„Das Exportwachstum hat im Oktober von Schonkost auf Vollkost umgestellt”, sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. „Nachholeffekte im Autosektor dürften hierzu maßgeblich beigetragen haben.” Die Lieferlogistik und die Pandemie könnten dem Exportsektor aber jederzeit wieder einen Strich durch die Rechnung machen. Große Sprünge seien daher vorerst wenig wahrscheinlich.

Trotzdem: „Der kräftige Anstieg der Exporte und Importe im Oktober erhöht die Chancen, dass die deutsche Wirtschaft über die Jahreswende einer Mini-Rezession aufgrund der vierten Corona-Welle entgehen kann“, sagt Sebastian Dullien, Direktor des IMK-Instituts. „Dabei deuten die Außenhandelszahlen darauf hin, dass sich die Lieferkettenprobleme in der Industrie allmählich entspannen.“

Insgesamt verkauften die deutschen Unternehmen Waren im Wert von 121,3 Mrd. Euro ins Ausland. Verglichen mit Oktober 2020 ist das eine Zunahme von 8,1%. Dabei wuchsen die Ausfuhren zum wichtigsten Exportkunden USA um 11,4% auf 11,0 Mrd. Euro, während die nach China um 8,5% auf 9,4 Mrd. Euro zunahmen. Das Auslandsgeschäft mit den EU-Ländern legte um 11,6% auf 66,7 Mrd. Euro zu.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum der deutschen Ausfuhren von etwa 7,5%. 2022 soll es zu einem ähnlich starken Plus von 7,0% kommen. Im Corona-Jahr 2020 hatte es einen deutlichen Rückgang gegeben.

Derweil zieht auch in China die Inflation weiter an. Die Verbraucherpreise legten im Vergleich zum Vorjahr um 2,3% zu und damit so stark wie seit August vergangenen Jahres nicht mehr. Im Oktober waren die Verbraucherpreise noch um 1,5% gestiegen. Volkswirte hatten allerdings mit einem etwas stärkeren Anstieg gerechnet.

Der Anstieg der Erzeugerpreise hat sich nach einem 26-Jahres-Hoch hingegen etwas verlangsamt. Der Preisindex für die Hersteller legte im November um 12,9% zu, wie das Statistikamt am Donnerstag in Peking berichtete. Im Oktober waren die Erzeugerpreise noch um 13,5% und damit so stark wie seit 26 Jahren nicht mehr gestiegen. Der Anstieg im November fiel aber höher aus, als Experten es erwartet hatten.

Chinas Regierung hatte zuletzt mit einigen Maßnahmen wie Eingriffen an den Rohstoffmärkten versucht, den Anstieg der Erzeugerpreise einzudämmen. Sollte das weiter gelingen und sich die Entwicklung in den kommenden Monaten fortsetzen, könnte das den Spielraum für die Notenbank erhöhen, die Wirtschaft mit verschiedenen Maßnahmen anzukurbeln.

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