Verbraucherpreise

US-Inflation so hoch wie seit fast 40 Jahren nicht mehr

Die Verbraucherpreise in den USA ziehen weiter an. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Inflation um 6,8% und damit so stark wie seit 1982 nicht mehr. Die Zahlen könnten auch Auswirkungen auf die Fed-Sitzung kommende Woche haben.

US-Inflation so hoch wie seit fast 40 Jahren nicht mehr

Die von Anlegern mit Spannung erwarteten US-Inflationszahlen sind ähnlich ausgefallen, wie von Ökonomen erwartet. Die Verbraucherpreise stiegen um 6,8% im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag mitteilte. Dies ist der größte Anstieg der Verbraucherpreise seit 1982. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Inflation um 0,8% und damit etwas mehr als von Ökonomen vorhergesagt.

Insbesondere die Preise für Benzin und Energie stiegen im November stark an. So verteuerte sich Benzin um 6,1% und der Energiepreisindex legte um 3,5% zu. Lebensmittel verteuerten sich hingegen nur moderat um weniger als 1%. Als Reaktion auf die Zahlen legten sowohl der Euro als auch der Dax leicht zu.

Die Daten spielen zudem für die Sitzung der US-Notenbank Fed in der nächsten Woche eine wichtige Rolle. Es wird erwartet, dass die Geldpolitiker bereits im März das Ende des Ankaufs von Vermögenswerten ankündigen und die Tür für eine Zinserhöhung Mitte nächsten Jahres öffnen. Dies könnte den Inflationsdruck etwas lindern, gleichzeitig aber die amerikanische Wirtschaft und die Aktienmärkte belasten.

Die Federal Reserve sei unter Handlungsdruck, sagt Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer: „Die raschere Gangart der US-Notenbank ist absolut notwendig. Schließlich haben die USA bereits ein ernstes Inflationsproblem.“ Die US-Notenbank hält den Leitzins derzeit in einer Spanne von null bis 0,25%. Auf der Sitzung im September hatten die Währungshüter in ihrem Ausblick bereits signalisiert, dass es 2022 eine Zinserhöhung geben könne. Bei einem Schritt nach oben werde es aber wohl nicht bleiben, meint Experte Krämer: Die Fed werde gezwungen sein, ihren Leitzins nach einem ersten Schritt zur Jahresmitte in jedem Quartal um jeweils einen Viertel Prozentpunkt anzuheben – bis auf 1,00% zum Jahresende 2022.

Zunächst muss die Notenbank allerdings aus dem in der Corona-Pandemie 2020 eingeführten Krisenmodus heraus: Die Fed fährt seit Mitte November ihre Wertpapier-Zukäufe um monatlich 15 Mrd. Dollar zurück. Dieser Prozess der geldpolitischen Normalisierung läuft im Fachjargon unter dem Begriff Tapering. Das gesamte Ankaufvolumen von anfangs 120 Mrd. Dollar monatlich wäre erst Mitte nächsten Jahres abgeschmolzen, wenn dieses Abbautempo beibehalten würde. Der Abschluss des Tapering gilt als Voraussetzung für eine Zinserhöhung.

Auch hierzulande wachsen weiter die Inflationssorgen. Die Menschen in Deutschland müssen erneut einen Preisschub verkraften: Die Inflation stieg im November auf den höchsten Stand seit fast 30 Jahren. Angeheizt insbesondere von gestiegenen Energiepreisen legten die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,2% zu. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Freitag damit eine erste Schätzung. Eine höhere Teuerungsrate wurde zuletzt im Zuge des Wiedervereinigungsbooms im Juni 1992 mit 5,8% gemessen. Im Oktober des laufenden Jahres hatte die Rate bei 4,5% gelegen.

Auch bei der Europäischen Zentralbank steht kommende Woche ein Zinsentscheid an. Die EZB steht in der Kritik. Die Forderungen, die lockere Geldpolitik angesichts der steigenden Preise zu straffen, werden immer lauter. Aus Sicht der Notenbank ist der Anstieg der Inflation jedoch vorübergehend. Die vergleichsweise hohen Teuerungsraten machten vielen Menschen Sorgen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde jüngst. „Wir erwarten aber, dass dieser Anstieg der Inflation nicht von Dauer sein wird. Im nächsten Jahr wird sich das wieder beruhigen. Schon von Januar an erwarten wir, dass die Inflationsraten beginnen zu sinken”, sagte Lagarde der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”.

Auch der Ökonom Sebastian Dullien sieht gute Chancen, „dass wir mit dem aktuellen Anstieg den Höhepunkt der Inflation erreicht haben oder dass dieser spätestens im Dezember erreicht wird”. Es könnte allerdings bis in die zweite Jahreshälfte 2022 dauern, bis die Inflationsrate wieder unter die Marke von 2% falle. Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung sieht angesichts der jüngsten Lohnabschlüsse auch keine Anzeichen für eine gefährliche Spirale aus steigenden Löhnen und steigenden Verbraucherpreisen.