Der Vorstand von Mercedes-Benz wird jünger und weniger weiblich
Mercedes-Vorstand wird jünger und weniger weiblich
Von Joachim Herr, München
Gleich drei der acht Vorstände von Mercedes-Benz gehen im kommenden Jahr in den Ruhestand: Sabine Kohleisen, Renata Jungo Brüngger und Hubertus Troska. Sie sind 60, 63 und 64 Jahre alt. Mit den neuen Vorständen Mathias Geisen (46), Oliver Thöne (40) und Olaf Schick (52) verjüngt der Autohersteller den Vorstand. Schick kehrt von Continental zurück.
Für die Diversität des Führungsgremiums bedeuten die Wechsel einen Rückschritt: Die Zahl der Frauen verringert sich von drei auf eine. Britta Seeger (55), die seit knapp acht Jahren für den Vertrieb verantwortlich ist, wird vom 1. Mai an als Nachfolgerin von Arbeitsdirektorin Kohleisen für Personal zuständig sein.
Wechsel im Vertriebsressort
Oberster Vertriebsleiter von Mercedes-Benz ist von März an Geisen, der einen Monat vorher in den Vorstand aufsteigt. Seit Anfang 2022 leitet er das Van-Geschäft, das in diesem Jahr wie schon 2023 besonders erfolgreich ist. Mit einer um Sondereffekte bereinigten Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von 15,8 (i.V. 15,4)% in den ersten neun Monaten dieses Jahres lassen die Transporter die Pkw mit einer Marge von 8,0 (13,6)% weit hinter sich.
Zwar sank auch der Absatz der Vans: um gut 7% auf knapp 300.000 Einheiten. Gemessen an dem Volumenrückgang ist die hohe Marge aber umso bemerkenswerter. Zum Vergleich: Mercedes-Benz Cars verkaufte 1,46 Millionen Fahrzeuge, 4,3% weniger als von Januar bis September 2023. Geisen ist seit 1998 im Daimler-Konzern und hatte vor dem Wechsel zum Van-Segment die Unternehmensstrategie geleitet. Der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Brudermüller bezeichnet ihn als „versierten Strategen und international erfahrenen Produkt- und Vertriebsexperten“.
Kein Kommentar
Auf die Frage, ob Seegers Ressorttausch im Zusammenhang mit dem Absatzrückgang steht, teilte Mercedes-Benz mit: „Zur Motivation der Wechsel möchten wir uns über die Informationen in der Presseinformation hinaus nicht äußern.“
Ein wesentlicher Grund für die Verkaufsschwäche ist wie für die Konkurrenten BMW und Audi der größte Automarkt der Welt: In China sank der Absatz von Mercedes-Benz Cars in diesem Jahr bisher um gut 10% auf 512.000 Autos. Oliver Thöne hat als Nachfolger von Hubertus Troska für den Vorstandsposten „Greater China“ von Februar an die schwierige Aufgabe, in China auf ein höheres Absatzniveau zurückzukehren.
Mit 40 der Jüngste
Der mit 40 Jahren künftig jüngste Vorstand von Mercedes-Benz leitet derzeit die Produktstrategie und Steuerung. Nach Angaben des Unternehmens verantwortet er derzeit „eine der wichtigsten Schlüsselpositionen in der Fahrzeugentwicklung von Mercedes-Benz Cars“.
Troska, der im März 65 Jahre alt wird, arbeitet seit 1988 für den Daimler-Konzern. Er wird Ende Juli aus dem Vorstand ausscheiden und soll die letzten sechs Monate als Vorstand und Generalbevollmächtigter seine Aufgaben an Thöne übergeben. Vorstandschef Ola Källenius erinnert daran, dass sich der Absatz von Mercedes-Benz in China während der zwölf Jahre in Troskas Verantwortung mehr als verdreifacht hat.
Zurück aus Hannover
Der dritte Neue im Vorstand ist ein Rückkehrer: Olaf Schick war von 2004 bis 2023 für den Daimler-Konzern tätig, zuletzt als Finanzchef in China. Dann wechselte er zum Autozulieferer Continental. Dort ist er seit Mai 2023 Vorstand für Integrität und Recht und seit Juli dieses Jahres auch für Finanzen. Den ersten Teil dieser Aufgaben übernimmt er am 1. Oktober als Vorstand von Mercedes-Benz von Renata Jungo Brüngger. Die Schweizerin ist seit Anfang 2016 für das Ressort Integrität, Governance und Nachhaltigkeit verantwortlich. Sie wird Mercedes-Benz Ende Oktober zwei Monate vor ihrem Vertragsende verlassen.
Bis Ende September bleibt Schick für Continental tätig. Schick werde „die Vorbereitungen für den Spin-off und die geplante Börsennotierung von Automotive bis zu seinem Ausscheiden mit voller Kraft vorantreiben“, kündigte Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle an. Der Vorstand beschloss in diesen Tagen die Aufspaltung. Über Schicks Nachfolge hat das Unternehmen in Hannover noch nicht entschieden.