EU-Kommission

Ehemaliger EU-Kommissar Reynders unter Geldwäscheverdacht

Didier Reynders war vor einer Woche noch EU-Kommissar, ausgerechnet sogar für Justiz. Nun ermitteln die Behörden gegen ihn wegen des Verdachts der Geldwäsche.

Ehemaliger EU-Kommissar Reynders unter Geldwäscheverdacht

Ex-EU-Kommissar unter Geldwäscheverdacht

fed Brüssel

Er ist ein Urgestein der belgischen Politik: Der Liberale Didier Reynders war mehr als ein Jahrzehnt Finanzminister Belgiens, dabei auch zeitweise stellvertretender Regierungschef, und acht Jahre Außenminister. 2019 entsandte Belgien den Juristen in die EU-Kommission, wo er im Kollegium die Zuständigkeit für Justiz und Rechtstaatlichkeit in der ersten Amtszeit von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen inne hatte. Erst vor wenigen Tagen – am 30. November – ist der mittlerweile 66 Jahre alte Wallone aus dem Amt als EU-Kommissar ausgeschieden. Nun ermitteln die belgischen Strafbehörden gegen ihn wegen des Verdachts der Geldwäsche. Entsprechende Medienberichte wurden laut Agenturen mittlerweile von der Generalstaatsanwaltschaft in Brüssel bestätigt.

Noch sind nur wenige Einzelheiten bekannt. Die belgische Tageszeitung „Le Soir“ und das Fachmagazin „Follow the money“ berichten, die Ermittler hätten Wohnungen durchsucht und den früheren Präsidenten des Mouvement Reformateur, der frankophonen liberalen Partei Belgiens, polizeilich vernehmen lassen. Reynders werde zur Last gelegt, durch den Kauf von Gutscheinen der nationalen Lotterie, die er bar bezahlt habe, Spielerkonten gefüllt zu haben. Anschließend seien Beträge auf sein Bankkonto überwiesen worden, die wohl aus Lotteriegewinnen gespeist wurden. Um welche Summen es sich dabei gehandelt habe, wurde zunächst nicht bekannt.

Herkunft des Geldes unklar

Auch ist noch unklar, woher das Geld stammt – eine Frage, die im Zentrum der Ermittlungen steht, weil natürlich besonders interessiert, ob Vortaten wie beispielsweise Bestechung vorliegen. Dass die Razzien und Vernehmungen gerade in den vergangenen Tagen stattgefunden haben, also zu einem Zeitpunkt, an dem der in Lüttich geborene Reynders kein öffentliches Amt mehr begleitet, kommt nicht von ungefähr. Denn noch vor einer Woche hätten die Ermittler zunächst die EU-Kommission über ihr Vorgehen unterrichten müssen. Fast wie eine Ironie des Schicksals mutet an, dass Reynders im Laufe seiner politischen Karriere wiederholt sowohl mit dem Kampf gegen Geldwäsche als auch mit Lotterien zu tun hatte. So war er als Finanzminister zeitweise zuständig für die Rechtsaufsicht über die „Nationale Loterij“.