Finanzchefin bringt Schott Pharma in den MDax
Finanzchefin bringt Schott Pharma in den MDax
cru Frankfurt
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
Nur ein halbes Jahr ist Schott Pharma im SDax enthalten gewesen. Jetzt verlässt der Spezialist für vorbefüllbare Glasspritzen den Index schon wieder Richtung MDax. Der Boom der Abnehmspritzen, die mit Medikamenten gegen Fettleibigkeit von Eli Lily oder Novo Nordisk befüllt werden, katapultiert die Tochter des Mainzer Schott-Konzerns nach oben. Als das Wachstum sich im Mai 2024 vorübergehend etwas verlangsamte gab die Aktie zwar um 15% nach. Doch seit dem Börsengang am 28. September 2023 mit einem Ausgabepreis von 27 Euro je Aktie, Erstnotiz 30 Euro und 1 Mrd. Euro Emissionserlös ist der Kurs nach einem vorübergehenden Abstieg um 30% wieder auf die 30 Euro des ersten Handelstages gestiegen. Inzwischen bringt das Unternehmen 4,5 Mrd. Euro auf die Waage.
Auch für IT zuständig
Federführend mit dazu beigetragen hat Almuth Steinkühler. Die 42 Jahre alte Managerin ist seit August 2022 als CFO von Schott Pharma auch für IT, Purchasing, Sustainability, Investor Relations und M&A verantwortlich. In dieser Zeit mussten sie und ihr Team schnell dazu lernen: „Neben der langfristigen Ausrichtung orientieren wir uns jetzt auch an Quartalen. Das ist neu für uns.“ Und manchmal auch schmerzhaft: Als das Wachstum sich im Mai 2024 vorübergehend etwas langsamer darstellte, brach der Aktienkurs vorübergehend um 15% ein. Dabei hatte das Unternehmen lediglich mitgeteilt, der Umsatz dürfte währungsbereinigt in dem am 1. Oktober gestarteten Geschäftsjahr 2024/25 um einen hohen einstelligen bis niedrig zweistelligen Prozentsatz zulegen. Analysten hatten mit 17% gerechnet.
Ganz so neu ist die Volatilität der Börse wohl aber auch für Steinkühler nicht. Denn sie hat etliche Jahre Erfahrung mit der Arbeit in anderen gelisteten Unternehmen. Steinkühler hatte ihre Karriere nach dem Studium an der WHU – Otto Beisheim School of Management mit den Abschlüssen als Diplom-Kauffrau und Promotion im Jahr 2008 begonnen - bei Continental, die jetzt bald aufgespalten wird, im Bereich Investitionscontrolling und M&A. Nur zwei Jahre später übernahm sie im Konzern die kaufmännische Verantwortung für die Dunlop Oil & Marine in Großbritannien sowie das weltweite Segment Oil & Marine. Im Anschluss leitete sie das Controlling & Accounting des Segments Advanced Belting Solutions sowie der europäischen Operations Funktion des Conveyer-Belt-Geschäfts.
2017 wechselt Steinkühler, die verheiratet ist, zwei Kinder hat und Fitness als ihr Hobby nennt, zu Thyssenkrupp und verantwortete in dem Essener Ruhrgebietskonzern bis 2022 das Ressort Controlling, Accounting und Risk der Business Unit Chemical and Process Technologies. Beim Umbau der Sparte treibt sie den Carve-Out der Business Unit und den Verkauf voran. Im Februar 2022 wechselte Steinkühler dann zu Schott und übernahm die Position als Leiterin Controlling & Finance der Pharmasparte. Mit dem Carve-Out im August 2022 wird sie CFO und in den Vorstand der Schott Pharma berufen, um das IPO vorzubereiten.
Bessere Prognosen mit KI
Eines ihrer nächsten Ziele ist es, in ihrem Verantwortungsbereich künstliche Intelligenz zum Einsatz zu bringen. „Wir wollen im Finanzbereich bei KI eine Vorreiterrolle im Konzern spielen“, kündigt sie an. „Ich versuche, die Mitarbeiter dafür zu befähigen und zu begeistern.“ Anwendungsgebiete seien die Supply Chain und Investor Relations.
Auf diesem Weg sei Schott Pharma jetzt gerade erst gestartet. „Wir haben ein neues Planungstool eingerichtet, um Szenarien etablieren zu können. Wir versuchen möglichst viele Einflussgrößen zu berücksichtigen. “Am Ende ist es das Ziel, bessere und treffsichere Vorhersagen über den Geschäftsverlauf zu machen", skizziert Steinkühler die künftig erhofften Vorteile des Einsatzes künstlicher Intelligenz.