Hobby-Radsportler aus Dresden strampeln an die Börse
sp – Begonnen hat die Geschichte des Fahrradhändlers Bike24 nach den Angaben in der Unternehmenschronik 2002 in einem 15 Quadratmeter großen Apartment in Dresden. Damals entschlossen sich drei Radsportenthusiasten, ihr Hobby zum Geschäft zu machen. Knapp 20 Jahre später haben die beiden Gründer Andrés Martin-Birner und Lars Witt das Etappenziel Börsengang vor Augen. Der Mitgründer Falk Herrmann strampelt seit Ende 2018 zwar nicht mehr aktiv im Vorstand mit. Mit CFO Timm Armbrust hat sich 2016 aber ein weiterer Hobbyradler das Trikot von Bike24 übergezogen.
Die Nähe der Unternehmensgründer zum Leistungssport – CEO Martin-Birner trat in seiner Geburtsstadt in Chemnitz als Jugendlicher sechs Jahre lang mit besonders großen Ambitionen in die Pedale – lässt sich auch am Angebot von Bike24 ablesen. Denn der Online-Händler hat sich auf Premiumkunden fokussiert, die viel Rad fahren und eine große Auswahl hochwertiger Produkte verfügbar haben wollen. „Wir sind der Fachhandel für jene, die alles mögen rund um das Fahrrad“, beschreibt Martin-Birner die Marktpositionierung auch in Abgrenzung zu Online-Alleskönnern mit weniger Liebe zum Detail.
Im Online-Shop von Bike24 finden sich derzeit rund 77000 Artikel von mehr als 800 Markenartikelherstellern, darunter auch sogenannte Premium-Marken wie Specialized, Garmin, Santa Cruz, Assos oder Castelli. Es ist das umfangreichste Sortiment im europäischen Markt, wie das Unternehmen stolz betont. Die Affinität des Bike24-Vorstands zum Radsport findet aber auch in der Expansionsstrategie ihren Niederschlag. Denn abseits von Deutschland und Österreich hat Martin-Birner die großen Radsportnationen in Südeuropa als nächstes Etappenziel ausgemacht. In Spanien, wo die Tochtergesellschaft Bike24 Support ES S.L. bereits gestartet ist, soll ein Logistikzentrum entstehen, aber auch Frankreich und Italien hat der Börsenaspirant bereits im Blick.
Der 46-jährige Firmenchef startete seine berufliche Laufbahn 1994 mit einer Lehre bei der Deutschen Bank in Chemnitz. Danach studierte er Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaft an der Technischen Universität Dresden. Seine erste Station nach dem Studium war 1999 die auf dem Höhepunkt des Dotcom-Booms gegründete Newtron, ein Online-Spezialist für Beschaffungsprozesse zwischen Unternehmen und Lieferanten in Dresden. Das hier erworbene Know-how nutzte er wenig später, um auf die Beschaffung von Fahrradteilen und Fahrrädern umzusatteln. Sein Kompagnon Lars Witt, der im Vorstand für die Themen Legal und Eigenmarken zuständig ist, steckte da noch im Rechtsreferendariat.
Zweite Etappe mit Riverside
Finanzchef Timm Armbrust kam 2016 zu Bike24. Er studierte an der Ruhr-Universität Bochum und startete seine Karriere 2007 beim Hörgerätehersteller Geers, wo er ab 2014 das Controlling leitete. Im Frühjahr 2016 wurde Geers von der Schweizer Sonova übernommen. Bei Bike24 sicherte sich der US-Investor Riverside 2015 über einen seiner europäischen Fonds die Mehrheit. Riverside-Partner Michael Weber scheint ebenfalls ein Faible für den Radsport zu haben. Nach dem 2017 erfolgten zwischenzeitlichen Verkauf des Mehrheitsanteils an den britischen Online-Sporthändler WiggleCRC, der von der britschen Private-Equity-Gesellschaft Bridgepoint kontrolliert wird, fädelte Weber im Herbst 2019 auch die zweite gemeinsame Etappe von Riverside und Bike24 ein.