Der Baustoffkonzern Holcim formiert den Verwaltungsrat für das Nordamerika-Geschäft, das derzeit abgespalten wird und als eigenständiges Unternehmen an die New Yorker Börse kommen soll. Demnach wechselt der gegenwärtige Holcim-Präsident Jan Jenisch an die Spitze der neuen Gesellschaft. Jenisch hat die Abspaltung, die zu einer höheren Börsenbewertung des Gesamtkonzerns führen soll, maßgeblich entwickelt und vorangetrieben. Künftig werde er als CEO und Verwaltungsratschef der neuen Einheit fungieren, teilt Holcim mit.

Zum neuen Verwaltungsratspräsident hat der Zementriese aus der Schweiz Kim Fausing auserkoren. Die Aktionäre sollen ihn am 14. Mai zum Nachfolger von Jenisch wählen. Fausing gehört dem Verwaltungsrat seit 2020 an. Der 1964 geborene Däne leitet seit Juli 2017 als Präsident und CEO den Wärme- und Kältetechnikkonzern Danfoss. Zuvor verantwortete der frühere Hilti-Manager das operative Geschäft des dänischen Unternehmens.

Den vor einem Jahr angekündigten Spin-off des Nordamerikageschäfts will Holcim Ende der ersten Jahreshälfte 2025 abschließen. Baustoffkonzerne stoßen in den USA üblicherweise auf eine deutlich höhere Bewertung als in Europa. Die Nordamerika-Einheit könnte früheren Angaben zufolge auf 30 Mrd. Euro Marktkapitalisierung kommen. Der Name des neuen Unternehmens, an dem der Mutterkonzern nicht mehr beteiligt sein wird, ist noch nicht bekannt. Neben dem US-Listing ist eine Zweitnotierung in der Schweiz geplant. Damit will Holcim den Bedürfnissen europäischer Investoren Rechnung tragen.

Für leichte Irritationen sorgt, dass Jenisch neben der strategischen auch die operative Führung der Nordamerika-Gesellschaft übernimmt. Das komme etwas überraschend, kommentiert der Analyst Martin Hüsler von der Züricher Kantonalbank. Andererseits sei die Wahl von Jenisch aufgrund seines Leistungsausweises als CEO und Verwaltungsratspräsident und des von ihm initiierten Auf- und Ausbaus des US-Dachgeschäfts naheliegend. Der frühere Chef der in der Spezialitätenchemie tätigen Sika war 2017 als CEO zu Holcim gewechselt und wurde im Mai 2023 an die Spitze des Verwaltungsrats gewählt. Der 1966 geborene Manager brachte eine ziemlich umfassende Transformation in Richtung CO₂-ärmerer Geschäfte auf den Weg. Miljan Gutovic löste ihn im Mai vergangenen Jahres als Holcim-CEO ab.

Die zehn designierten Verwaltungsräte sollen ihre Arbeit nach dem Spin-off aufnehmen. Sie decken der Mitteilung zufolge Branchen wie Bau, Fertigung, Industrie und Finanzdienstleistungen ab und brächten weitreichende Kenntnisse des nordamerikanischen Markts mit. Zu den Mitgliedern gehören Jürg Oleas, früherer CEO des Anlagenbauers Gea, Nicholas Gangestad, zuletzt CFO von Rockwell Automation, und die Personalchefin des Pharmakonzerns Roche, Cristina A. Wilbur. Jenisch spricht von einer erstklassigen Mischung aus Fachwissen, unterschiedlichen Perspektiven und Führungserfahrung.