Finanzmarktregulierung

„Mister Econ“ wird 60

Markus Ferber ist seit mehr als 30 Jahren im EU-Parlament – und gehört gut die Hälfte dieser Zeit dem Wirtschaftsausschuss, dem Econ, an.

„Mister Econ“ wird 60

„Mister Econ“ wird 60

fed Brüssel

Vor ein paar Jahren begleitete Markus Ferber in Brüssel noch der Beiname „Mister Mifid“. Schließlich war er es, unter dessen Federführung im EU-Parlament eines der umfassendsten und wichtigsten – und zugleich umstrittensten – Finanzmarkt-Gesetzeswerke zum Abschluss kam, nämlich die Novelle der EU-Marktrichtlinie. Doch der CSU-Politiker hat – jenseits von Marktinfrastrukturen, Sekundenhandel, Research-Unbundling und den vielen anderen Mifid-Zankäpfeln – seither noch an vielen anderen Dossiers entscheidend mitgewirkt. Manchmal sichtbar in der ersten Reihe in der Rolle des Berichterstatters wie bei der Überarbeitung der Solvabilitätsregeln für Versicherer, manchmal im Hintergrund in seiner Funktion als Koordinator der christdemokratischen Parteienfamilie in allen finanzmarktrelevanten Dossiers. In anderen Worten: An dem bayerischen Schwaben kommt niemand vorbei, der in der Europäischen Union Regeln für Banken, Börsen und Kapitalmärkte initiieren, ändern oder abschaffen möchte.

Seit 1994 im EU-Parlament

Das liegt natürlich zum einen daran, dass der Augsburger dem EU-Parlament bereits eine halbe Ewigkeit angehört und deshalb so erfahren ist mit den politischen Prozessen in Brüssel und Straßburg wie kaum eine andere oder ein anderer. Bereits mit 29 Jahren – vor mehr als drei Jahrzehnten, nämlich im Jahr 1994 – wurde der damalige Bezirksvorsitzende der Jungen Union Schwaben in das europäische Abgeordnetenhaus gewählt – und übernahm innerhalb der Europäischen Volkspartei umgehend die Rolle des Sprechers der jungen Abgeordneten. In den turbulenten Zeiten der Finanzkrise entdeckte er sein besonderes Interesse an Fragen rund um Geld und Zinsen. In den Monaten zwischen Lehman-Pleite und Griechenland-Hilfspaket zog Ferber als Mitglied in den Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments ein. Einen Platz, den „Mister Econ“ auch heute noch einnimmt.

Zum anderen gründet sich Ferbers Einfluss auf die EU-Finanzmarktregulierung auf die Umtriebigkeit und den Fleiß, mit dem er sich selbst in hochtechnische Dossiers hineingearbeitet hat, die gewiss nicht vergnügungssteuerpflichtig sind. Dabei dürfte ihm seine analytische Denke als diplomierter Ingenieur zugutegekommen sein. Denn vor seiner politischen Laufbahn studierte Ferber in München an der TU Elektrotechnik und heuerte dann zunächst bei Siemens und anschließend im Bereich Umwelttechnik beim Dosiersystemhersteller Pfister an.

Ferber ist ein offener Kommunikator. Dazu gehört das Talent, die eigene Position klar vorzutragen. Aber auch die Bereitschaft, hinzuhören, was die anderen fordern – und dabei nicht im pawlowschen Reflex zu widersprechen, nur weil ein Argument vom politischen Kontrahenten stammt. Denn Politik mit Scheuklappen funktioniert nirgendwo richtig gut, erst recht nicht in der EU.

Kompromisslos ist Ferber eigentlich nur, wenn es um Fußball geht. An seiner Verbundenheit zum Klub seiner Heimatstadt, dem FC Augsburg, ist nicht zu rütteln. Am Mittwoch wird Markus Ferber 60 Jahre alt.

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