Frankfurt Main Finance

Stabwechsel bei der Finanzplatzinitiative

Oliver Behrens folgt Gerhard Wiesheu als Präsident von Frankfurt Main Finance. Besondere Chancen für den Finanzplatz erkennt er unter anderem beim Thema Künstliche Intelligenz.

Stabwechsel bei der Finanzplatzinitiative

Stabwechsel bei der Finanzplatzinitiative

Von Detlef Fechtner, Frankfurt

Das  Präsidium der Finanzplatzinitiative Frankfurt Main Finance hat Oliver Behrens für mindestens die nächsten zwei Jahre zu seinem Präsidenten gewählt. Der 60 Jahre alte gelernte Banker und diplomierte Kaufmann folgt damit auf den zwei Jahre älteren Gerhard Wiesheu, Vorstandssprecher des Bankhauses Metzler, der der Finanzplatzinitiative in den zurückliegenden vier Jahren als Präsident vorgestanden hat.

Bemerkenswerte Koinzidenz: Behrens hat zeitgleich zu seiner Wahl ins Präsidentenamt auch einen neuen Hauptjob angetreten. Seit 1. Oktober ist er Vorstandsvorsitzender des Online-Brokers FlatexDegiro. Damit fügt er den bereits zahlreichen Führungspositionen in Banken und Fondsgesellschaften, die er im Laufe seiner Karriere bekleidet hat, einen weiteren sportlichen Job hinzu.

Nach der Banklehre bei der Deutschen Bank und der Leitung des Geldmarktfondsgeschäfts der DWS wechselte Behrens 2006 aus dem Klub der privaten Banken ins Sparkassenlager, nämlich zur Deka Bank. Bei ihr stieg er zum stellvertretenden Vorstandschef auf. 2015 kehrte er dann zu einem privaten Finanzkonzern zurück. Er übernahm den Vorstandsvorsitz der Europa-Einheit von Morgan Stanley. Diesen Posten hatte er ebenfalls neun Jahre inne, bis zum Sommer dieses Jahres. Vor wenigen Monaten zog er in den Aufsichtsrat der DWS ein und wurde zum Vorsitzenden des Kontrollgremiums gekürt.

Bündelung der Kräfte

Der exzellent vernetzte, kommunikativ starke und im persönlichen Kontakt zugewandte Behrens machte bei seinem Amtsantritt gegenüber der Mitgliederversammlung von Frankfurt Main Finance deutlich, dass für ihn in seiner künftigen Rolle als oberster Interessensvertreter des Finanzplatzes Frankfurt der Ausbau von dessen Wettbewerbsfähigkeit oberste Priorität habe. Er sei überzeugt, dass dem hiesigen Finanzplatz eine Schlüsselrolle bei der Transformation der Wirtschaft in Deutschland und Europa zukomme. Ein zentrales Element, mit dem der Finanzplatz gestärkt werde, sei die Bündelung der Kräfte. Die Initiative wolle sich daher auch weiterhin als verlässliche Partnerin erweisen – sowohl für die Banken, Aufsicht und Regulierung als auch für die Stadt Frankfurt, die Region, für das Land Hessen, das eine eigene Stabsstelle für die Förderung des Finanzplatzes unterhalte, und den Bund, von dem der Finanzplatz aktuell so viel Unterstützung erfahre wie schon lange nicht mehr. Andere wichtige Themen seien, bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen, dass Finanzdienstleister in Frankfurt geeignete Nachwuchskräfte rekrutieren können. Das wiederum habe viel mit der Qualität der Hochschullandschaft und mit Fragen der Migration von Arbeitskräften zu tun. Behrens sieht es zugleich als entscheidend an, sich politisch dafür stark zu machen, dass breite Schichten der Bevölkerung einfacher Vermögen aufbauen können. Eine besondere Chance für den heimischen Finanzplatz wittert er schließlich beim Thema Künstliche Intelligenz. Denn die Ansiedlung der Anti-Geldwäschebehörde AMLA werde Frankfurt zum Zentrum von Anti-Financial-Crime machen, was wiederum ein intensives Engagement mit KI und Data Analytics erfordern werde.

ISSB und AMLA

Behrens unterstrich, ihm sei bewusst, dass er in große Fußstapfen trete. In der Amtszeit seines Vorgängers Wiesheu gelang es Frankfurt, die Zuschläge für die Ansiedlung des internationalen Standardsetzers ISSB und der  AMLA zu erhalten. Zudem stieg der Finanzplatz im Global Financial Center Index in die Top Ten auf. Nicht zuletzt dank Wiesheus persönlich enger Beziehung zu Japan knüpfte die Finanzplatzinitiative auch eine engere Bande mit Tokio.

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