Privatbank

Warburg Bank findet neuen Chefkontrolleur

Der frühere Vorstandschef der Hamburger Volksbank, Reiner Brüggestrat, hat als Nachfolger von Bernd Thiemann den Aufsichtsratsvorsitz der Privatbank M.M. Warburg & CO. übernommen.

Warburg Bank findet neuen Chefkontrolleur

Von Carsten Steevens, Hamburg

Die in den Cum-ex-Skandal verstrickte Hamburger Warburg Bank hat mit Dr. Reiner Brüggestrat, bis September 2020 Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank, einen neuen Aufsichtsratschef. Wie das Institut mitteilte, wurde der 65-Jährige in der Hauptversammlung und der anschließenden Aufsichtsratssitzung der Warburg Bank am Montag als neues Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats gewählt. Brüggestrat ist Nachfolger von Dr. Bernd Thiemann (78). Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Nord/LB und DG Bank, seit 1998 Mitglied und seit Ende 2019 Vorsitzender des Kontrollgremiums, legte sein Mandat „in freundschaftlichem, bestem Einvernehmen“ nieder, wie die Bank Ende Dezember erklärt hatte. Thiemann war an die Aufsichtsratsspitze ge­rückt, nachdem die Mehrheitsgesellschafter der Bank, Dr. Christian Olearius und Max Warburg, ihre Mandate auf Druck der Finanzaufsicht im Zusammenhang mit dem Cum-ex-Skandal aufgegeben hatten.

Kurz nach Bekanntwerden des Ausscheidens von Thiemann hatte der „Platow Brief“ berichtet, Wunschkandidat für die Nachfolge als Aufsichtsratschef sei der Hamburger Rechtsanwalt Berthold Brinkmann gewesen. Zur Wahl von Brüggestrat erklärten die Warburg-Bank-Haupteigner nun: „Wir sind froh, mit Herrn Dr. Brüggestrat einen sehr erfahrenen, profilierten und gut vernetzten Banker für den Vorsitz des Aufsichtsrats gefunden zu haben.“

Der promovierte Diplom-Ökonom, der aus Bochum stammt und ein Studium der Wirtschaftswissenschaft und Geschichte an der dortigen Ruhr-Universität absolvierte, kennt die beiden Finanzverbünde in Deutschland aus langjähriger Tätigkeit. Seine berufliche Laufbahn in der Kreditwirtschaft begann Brüggestrat 1989 bei der Sparkasse Essen, drei Jahre später wechselte er zur Sparkasse Gelsenkirchen. Von 2000 an zunächst Vorstandsmitglied, wurde der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder zwei Jahre später Vorstandssprecher der Hamburger Bank von 1861 Volksbank. Nach der Fusion mit der Volksbank Hamburg 2007 führte er die Hamburger Volksbank, die nach Bilanzsumme zu den 50 größten genossenschaftlichen Primärbanken in Deutschland gehört. Kurz vor seinem Ausscheiden bei dem Institut scheiterte 2020 ein Zusammenschluss mit der Volksbank Lübeck.

Dem Aufsichtsrat der Warburg Bank gehören weiterhin Prof. Dr. Burkhard Schwenker (63), der auch Stimmrechtsbevollmächtigter der Hauptgesellschafter ist, sowie Dr. Claus Nolting (70) an. Wie das Hamburger Institut am Montag weiter mitteilte, wird Stephan Schrameier im Vorstand der Bank die Verantwortung für die Marktbereiche übernehmen, sobald die Zustimmung durch die BaFin vorliegt. Der 48 Jahre alte Wirtschaftsmathematiker, der zuletzt dem Vorstand der Standard Chartered Bank AG angehörte, folgt auf Patrick Tessmann (61), der laut Warburg Bank den Vorstand „in bestem Einvernehmen aus privaten Gründen“ Ende März verlässt.

Seit Ende September und dem Ausscheiden von Joachim Olearius, Sohn des Gesellschafters Christian Olearius, als Sprecher der Partner aus Vorstand und Partnerkreis wird die Bank neben dem zum 1. Dezember 2018 berufenen Tessmann von der Mitte vorigen Jahres bestellten Manuela Better (61) geführt, zuständig für Marktfolge. Die Warburg Bank erklärte, der Aufsichtsrat befinde sich „in vielversprechenden Ge­sprächen, um die Geschäftsleitung „im Zuge der strategischen Entwicklung der Bank weiter auszubauen“. Seit dem Spätherbst 2021 arbeitet das Institut dem Vernehmen nach gemeinsam mit Boston Consulting an der künftigen strategischen Ausrichtung. Ergebnisse könnten bis zum Ende des Frühjahrs vorliegen.

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