China

Regulierungsattacke setzt den Finanzmärkten zu

Die Regulierungsoffensive der chinesischen Regierung gegen Tech-Firmen nagt am Vertrauen in die Finanzmärkte des Landes. Unter den Aktien der betroffenen Firmen sackten am Dienstag Meituan um 17,7% ab.

Regulierungsattacke setzt den Finanzmärkten zu

nh/ck Schanghai/Frankfurt

Die rigorosen Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Beschneidung der Marktmacht großer Technologieunternehmen drohen sich zu einem allgemeinen Vertrauensverlust in die chinesischen Finanzmärkte auszuweiten. Am Dienstag war dies daran abzulesen, dass nicht nur die Kurse unmittelbar betroffener Unternehmen unter starkem Druck standen. So gab etwa der wenig technologielastige CSI 300, der Blue-Chip-Index der chinesischen Festlandbörsen, nach einem Verlust von 3,2% am Vortag um 3,5% nach und erreichte damit den niedrigsten Stand seit acht Monaten. Am Dienstag drehten sich Marktgespräche vor allem um einen „aggressiven Ausstieg“ aus chinesischen Aktiva von US-Fondsvehikeln. Anzeichen dafür zeigten sich etwa am chinesischen Anleihenmarkt, wo die Rendite-Benchmark für Staatstitel in der zehnjährigen Laufzeit am Dienstag ungewöhnlich kräftig um 7 Basispunkte auf 2,94% in die Höhe schnellte, während sich die Spreads der Unternehmensanleihen mit Toprating um bis zu 15 Basispunkte ausweiteten. Die chinesische Währung gab um 0,4% auf 6,5099 Yuan pro Dollar nach.

Unter den Aktien der von der Regulierungsattacke betroffenen Unternehmen sackten in Hongkong Meituan um 17,7% ab. Damit hat die Aktie innerhalb von zwei Tagen 29% eingebüßt. Meituan sieht sich ähnlich wie zuvor Alibaba mit einer potenziell hohen Strafe wegen Marktmachtmissbrauchs konfrontiert und muss sich neuen Arbeitnehmerschutzregelungen unterstellen, die das Geschäftsmodell bei Essenslieferungen und anderen Zustelldiensten kompromittieren. Der am Dienstag seinen einjährigen Geburtstag feiernde Hang Seng Tech Index büßte den zweiten Tag in Folge mehr als 6% ein und lag mit 6791 Punkten erstmals überhaupt unter seinem Startniveau.

Die Regulierungsoffensive Pekings gegen chinesische Tech-Unternehmen belastete auch die europäischen Aktienmärkte. Hinzu kam die Unsicherheit durch die am Mittwoch bevorstehenden Verlautbarungen der Fed nach ihrer zinspolitischen Tagung, die möglicherweise Signale über den Zeitpunkt für die Reduzierung ihrer Anleihekäufe geben werden. Der Dax gab um 0,6% auf 15519 Punkte nach, der Euro Stoxx50 schloss mit einem Minus von 0,9% bei 4065 Zählern. Fester tendierten Staatsanleihen. Die laufende Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihe sank um 3,5 Stellen auf –0,445%. Der Euro legte um 0,2% auf 1,1825 Dollar zu.

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Berichte Seiten 13 und 20

MARKTDATEN
27.7.Vortag
Dax15519,13−0,64%
Euro Stoxx 504064,83−0,92%
S&P 500 (20h)4378,77−0,98%
1 Euro in Dollar (20h)1,18321,1799
Gold in Dollar (20h)1801,291797,27
Öl/Sept. in Dollar (20h)74,3074,50
Bundrendite 10 J.−0,44−0,42
US-Rendite 10 J.1,241,28
3-M.-Euribor−0,543−0,543
Quelle: Refinitiv
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