Welche Aktien die Top-Investoren jetzt favorisieren
Top-Aktien
Welche Aktien die Profis favorisieren
Genannt werden unter anderem Berkshire, Storebrand, Amazon, Allianz, Ferrari, Severn Trent oder PSI
Aktien sind langfristig mitunter echte Reichmacher. Doch welche Titel favorisieren die Top-Investoren aktuell? Die Profis stufen zum Beispiel Aktien wie Berkshire Hathaway, Amphenol, Storebrand, Taiwan Semiconductor, Allianz, Airbus, Eon, Severn Trent, PSI oder Exact Sciences als aussichtsreich ein.
Werner Rüppel, Frankfurt
Fast ein jeder möchte reich oder wohlhabend werden. Diese Chance hat in einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft auch ein jeder. Nämlich mit Aktien. Denn Dividendentitel bieten langfristig mit die höchsten Wertzuwächse, und der Aktienmarkt, wie natürlich auch die meisten Investmentfonds, ist für jedermann zugänglich. Und einzelne Aktien erweisen sich dabei als echte Reichmacher. Natürlich sollte niemand allein in eine Aktie investieren, das ist zu riskant, weil Unternehmen pleite gehen können. Doch macht es durchaus Sinn, in einem breit gestreuten Portfolio auch auf einzelne aussichtsreiche Papiere zu setzen.
Flossbach mag Berkshire
Rendite hat nun Top-Fondsmanager und Top-Researcher befragt, welche Aktien oder Assetklassen sie aktuell für besonders aussichtsreich halten. „Auch wenn es wenig spektakulär klingt: Als langfristig denkende Investoren mögen wir Berkshire Hathaway. Die Kapitalallokation des Unternehmens ist hervorragend!“, erklärt Top-Fondslenker Bert Flossbach von Flossbach von Storch.
"Was den KI-Hype betrifft: Wir sind vorsichtig bei den „üblichen Verdächtigen“. Deren Bewertungen sind mitunter sehr sportlich, immer noch. Viel schiefgehen darf da in Zukunft nicht. Unser Fokus liegt eher auf den mittelbaren Gewinnern der KI; die stehen meist nicht so sehr im Fokus der Investoren. Amphenol ist so ein Beispiel." Nach der Analyse von Flossbach gibt es langfristig eine Korrelation zwischen steigenden Staatsschulden und dem Goldpreis. "Gold sollte deshalb Teil eines breit aufgestellten Vermögens sein.“
"Je höher die Staatsverschuldung, umso höher steigt Gold in der Gunst der Investoren. Andersherum: Die Folgen des demografischen Wandels sind teuer, auch die Dekarbonisierung der Wirtschaft braucht in Zukunft gewaltige Investitionen“, sagt der Investmentprofi. „Insofern ist davon auszugehen, dass die Schuldenquoten in den kommenden Jahren weiter wachsen werden, vermutlich deutlich.“
Fischer setzt auf Storebrand
Frank Fischer, der Chief Investment Officer (CIO) der Shareholder Value AG, der u.a. den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen managt, favorisiert die Aktien von DiaSorin und Storebrand. „Das italienische Unternehmen DiaSorin hat sich auf Diagnoseprodukte, hauptsächlich klassische Tests von Proben, spezialisiert. Im Fokus stehen vor allem Tests für seltenere Krankheiten“, erläutert Fischer. „Diese Tests werden zwar viel seltener benötigt, sind dafür aber deutlich margenträchtiger. Hinzu kommt ein sehr cleveres Verkaufsmodell, was sich mit dem von Nespresso vergleichen lässt.“
„Der Markt für betriebliche Altersvorsorge bietet stabiles Wachstumspotenzial“ erklärt Fischer. „Storebrand ist in diesem Segment ein führender Anbieter in Norwegen und Schweden.“ Dort würden nun kapitalintensive Garantieprodukte immer mehr in fondsgebundene Produkte mit hohen Kapitalrenditen umgewandelt. Diese Transformation biete Storebrand auf Sicht der nächsten Jahre stabiles Wachstum und freies Kapital.
„Mit dem Kapital möchte Storebrand massive Aktienrückkäufe umsetzen und dieses Potenzial hat der Markt bislang noch gar nicht ausreichend erfasst“, sagt der Fondslenker. „Somit ist Storebrand gerade jetzt ein wirklich spannender Finanzwert mit langfristig planbaren Erträgen und stabilem Wachstum – für uns also ein wunderbares Unternehmen, das sowohl im Frankfurter Ucits-ETF Modern Value als auch im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen vertreten ist.“
Hyun Ho Sohn favorisiert Amazon
Hyun Ho Sohn managt seit 2013 den inzwischen rund 22 Mrd. Euro schweren Fidelity Global Technology Fund. Der Technologieexperte favorisiert aktuell die Aktien von Taiwan Semiconductor, Ericsson und Amazon. „Taiwan Semiconductor ist ein führendes Halbleiter-Unternehmen mit einem diversifizierten Geschäftsmodell“, erläutert Sohn. „Es dürfte vom anhaltenden KI-Trend profitieren.“
„Ericsson konnte seine Margen verbessern und sein Kostensenkungsprogramm erfolgreich umsetzen - das in einem Umfeld niedriger Nachfrage“, erklärt der Top-Fondsmanager. „Das wird sich auch langfristig auszahlen.“
Amazon bleibt laut Sohn ein langfristiger Gewinner im E-Commerce-Bereich. „Man hat im KI-Bereich wichtige Weichen gestellt, die Einzelhandelsmargen verbessern sich, und Amazon Web Service (AWS) hat das Potenzial, weiterzuwachsen.“
Collin baut auf die Allianz
Oliver Collin, Co-Head of European Equities bei Invesco, favorisiert aktuell die Aktien von Allianz, Airbus und Eon. Nach wie vor habe der Markt Schwierigkeiten, Veränderungen zu bewerten, Wichtig sei es, die mittelfristigen Chancen der einzelnen Fondsbeteiligungen im Hinblick auf ihre individuellen Veränderungen zu betrachten.
„Bei der Allianz geht es mehr um Veränderungen in der Branche und am Markt als um Veränderungen innerhalb des Unternehmens“, sagt Collin. „Wir glauben, dass die Preisgestaltung weiterhin für Rückenwind sorgt, und sind der Meinung, dass die aktienspezifische Problematik im Zusammenhang mit strukturierten Alpha-Produkten in den USA dazu geführt hat, dass das Unternehmen über stärkere Risikomaßnahmen und eine bessere Governance verfügt.“
„Die Allianz hat die Erwartungen durchweg übertroffen, und wir glauben, dass dies aufgrund ihrer Skaleneffizienz und des Einsatzes von Technologie auch weiterhin möglich ist“, meint der Fondsprofi. „Das Unternehmen gewinnt kontinuierlich Marktanteile, zeigt Effizienzsteigerungen und hat Aktienrückkäufe wieder aufgenommen, was alles zu einer positiven Earnings-Per-Share-Dynamik führt." Das Management könne auf eine hervorragende Erfolgsbilanz bei der Wertschöpfung, disziplinierten Fusionen und Übernahmen sowie einem proaktiven Kapitalmanagement verweisen. Die Allianz verfüge über eine branchenführende Bilanzstärke und biete eine Diversifizierung durch ihr Pimco-Geschäft, das im Falle sinkender Zinsen positiv auf die Anleihemärkte ausgerichtet sei. „Die Allianz ist in unseren Portfolios eine hochwertige defensive Position.“
Airbus habe einen hohen Auftragsbestand von mehr als zehn Jahren. Das Unternehmen durchlaufe derzeit einen operativen Turnaround, um sein monatliches Produktionsziel von 75 Flugzeugen pro Monat zu erreichen, was eine interessante Gelegenheit zum Kauf der Aktie biete. „Der lange Auftragsbestand, die starke Bilanz und das Potenzial für beträchtliche Aktionärsrenditen überwiegen alle potenziellen Risiken bei der Umsetzung", erklärt Collin. "Die Gespräche mit dem Management haben uns zuversichtlich gestimmt, dass das Unternehmen über Verfahren verfügt, um die Probleme zu lösen, auch wenn dies einige Zeit in Anspruch nehmen wird. “
„Wir glauben, dass Eon eine Schlüsselrolle bei der Energiewende spielt“, sagt der Invesco-Profi. „Die regulierten Stromnetze sind heute der Engpass für die Elektrifizierung, während die Nachfrage durch den Anschluss erneuerbarer Energien, Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge und die Nachfrage der Industrie (Rechenzentren) steigt.“
Der Engpass bedeute, dass die regulierte Vermögensbasis (RAB) von Eon jetzt wachse, was zu Gewinn- und Dividendenwachstum führe. Darüber hinaus gibt es regulatorische Änderungen, die mehr Anreize für Wachstum als für Effizienz (Kostenreduzierung) bieten, was das Angebot grundlegend verändert. Das Unternehmen verfüge über eine starke Bilanz, die es ihm ermögliche, attraktive Dividenden zu zahlen, und die über den aktualisierten Wachstumsplan hinaus weitere Optionen biete.
Ferrari überzeugt
Franz Weis, CIO von Comgest, favorisiert aktuell die Aktien von Ferrari und Schneider Electric. „Ferrari ist es, nicht zuletzt durch limitierte Verkaufszahlen, gelungen, den durchschnittlichen Verkaufspreis seit dem Börsengang 2015 um über 50% zu steigern“, erklärt Weis. „Rund 74% seiner Neuwagen werden an bereits bestehende Kunden verkauft, das stärkt die Nachfrage weiter und hält den Verkaufspreis stabil.“
„Schneider Electric ist im strukturell wachsenden Markt der Elektrizitätssteuerung gut positioniert und produziert Sensoren, Transformatoren sowie die notwendige Software“, erläutert der Top-Fondslenker. „Seine über Jahre aufgebaute Führungsposition bei der Elektrifizierung von Gebäuden bietet ihm nun, da viele Kunden nun die Energieeffizienz ihrer Gebäude verbessern wollen, eine gute Ausgangslage für beschleunigtes Wachstum.“
Langley favorisiert Severn Trent
Nick Langley, Portfoliomanager bei Clearbridge Investments, die zu Franklin Templeton gehören, favorisiert die Aktien von Infrastrukturunternehmen wie dem britischen Wasserversorger Severn Trent, dem französischen Eisenbahnunternehmen GetLink und Terna, dem Eigentümer und Betreiber von Stromübertragungsnetzen in Italien.
Severn Trust versorge über 4,5 Millionen Haushalte und Unternehmen in den Midlands und Teilen von Wales. Der Branchenführer profitiere nicht nur von einem stabilen Regulierungssystem, sondern auch von einem qualitativ hochwertigen Management. „GetLink ist ein wichtiger Marktteilnehmer im Bereich Mobilitätsinfrastruktur und internationaler Verkehr und führend, wenn es um umweltbewussten Verkehr in Europa geht“, erklärt Langley.
„Terna wird mit seinem neuen Entwicklungsmodell, das auf erneuerbaren Energiequellen und Umweltschutz basiert, eine wichtige Rolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien in Italien spielen“, erläutert der Portfoliomanager. „Mehr als ein Drittel des Stromverbrauchs in Italien wird durch erneuerbare Energien gedeckt. Wir erwarten in unserem Plan 2021 bis 2025 Investitionen in Höhe von 9,5 Mrd. Euro in die italienische Strominfrastruktur.“
Klaus Schlote empfiehlt PSI
Klaus Schlote, Head of Research bei Solventis, nennt Syzygy, R. Stahl und PSI Software als seine aktuell favorisierten Aktien. „Die Szyzgy-Aktie ist günstig bewertet“, sagt Schlote. „Mit unserem Discounted-Cashflow-Modell berechnet sich ein fairer Wert von rund 6 Euro.“
„Wir haben unser Modell überarbeitet und kommen nun auf einen fairen Wert von 40,09 Euro“, so Solventis in einer aktuellen Einschäzung zu PSI Software. „Wir erhöhen unser Kursziel auf 40 Euro und bestätigen unsere Kaufempfehlung.“
Zimmermann favorisiert Exas
Nick Zimmerman, Partner und Portfoliomanager für die Small-Mid Cap Growth-Strategie des US-Assetmanagers William Blair Investment Management stuft die Aktien von Bright Horizons Family Solutions (BFAM), Exact Sciences (Exas) und Guidewire Software (GWRE) als aussichtsreich ein. „Unser Anlageansatz konzentriert sich auf die Identifizierung von Unternehmen mit dauerhaften Wachstumseigenschaften, deren Aktien im Vergleich zu unserer Einschätzung der langfristigen Fundamentaldaten falsch bewertet sind“, erläutert Zimmermann.
BFAM arbeite mit großen Unternehmen zusammen, um Vollzeit-Kinderbetreuungszentren und ergänzende Betreuungsdienste als Teil der Sozialleistungen für Mitarbeiter anzubieten. „Wir glauben, dass die Aktie aufgrund der anhaltenden Fokussierung der Anleger auf den Gegenwind durch Home-Office-Arbeit falsch bewertet ist“, sagt Zimmermann. Auch bei Exas, einem Hersteller von fortschrittlichen Krebsdiagnosetest mit einer besonders starken Position bei der Dramkrebsvorsorge, ist Zimmermann der Ansicht, dass die Aktie aus mehreren Gründen wesentlich faksch bewertet sei. Guidewire Software wiederum verfüge über starke Wettbewerbsbarrieren, da das Unternehmen jahrelang bedeutende Lösungen für führende Versicherungsunternehmen entwickelt habe und heute Branchenführer sei.
Welche Aktie wird nun ein Reichmacher von morgen sein? Das muss die Zukunft zeigen. Aber die Rendite-Umfrage unter den Top-Investoren hat viele interessante Investmentideen geliefert. Es könnte sich lohnen, sich diese genauer anzuschauen.