Softwarekonzern

Abhängigkeit von Bitcoin beunruhigt Microstrategy-Investoren

Microstrategy macht wiederholt mit großvolumigen Bitcoin-Investitionen auf sich aufmerksam. Investoren befürchten nun, dass die Krypto-Abhängigkeit den Softwarekonzern in Schieflage bringen könnte.

Abhängigkeit von Bitcoin beunruhigt Microstrategy-Investoren

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Microstrategy-Chef Michael Saylor sucht dieser Tage die Investoren zu beruhigen. Denn diese befürchten, dass die enge Verbindung des US-Softwarekonzerns zur führenden Kryptowährung Bitcoin das Unternehmen in Schieflage bringen könnte. Konkret steht dabei ein 205 Mill. Dollar schwerer Kredit im Fokus, den Microstrategy im März von der kalifornischen Silvergate Bank aufgenommen hatte, um ihre ohnehin beträchtlichen Kryptoreserven aufstocken zu können. Dabei drohe ein Margin Call, so vermeldete es der Spezialist für Datenanalyse und Cloud-Lösungen noch im Mai, wenn Bitcoin unter die Marke von 21000 Dollar abrutsche.

CEO wiegelt ab

Genau diese Marke hatte die Cyberdevise in der abgelaufenen Woche unterschritten, die Microstrategy-Aktie geriet im Zuge der jüngsten Krypto-Talfahrt einmal mehr in schwere Turbulenzen – am Montag brach sie binnen einer Handelssitzung um 25% ein. Saylor wiegelte daraufhin ab: Sein Unternehmen habe keine Aufforderung erhalten, etwaigen Nachschusspflichten nachzukommen. Und überhaupt verfüge Microstrategy über genügend zusätzliche Sicherheiten, um mögliche Margin Calls bedienen zu können, schließlich nehme sich der 205 Mill. Dollar schwere Kredit in Relation zur Milliardenbilanz des Softwarekonzerns als geringes Risiko aus.

Ruhe kehrte nach dieser Bekräftigung allerdings nicht ein, der Aktienkurs zeigte sich weiterhin hochvolatil. Analysten verweisen darauf, dass Microstrategy sich, selbst wenn durch Nachschusspflichten auf den Silvergate-Kredit keine Liquiditätsengpässe entstehen, äußerst stark von der Bitcoin-Kursentwicklung abhängig gemacht hat. Das Unternehmen hatte 2020 damit begonnen, Teile seiner Barreserven in die Cyberdevise anzulegen – Ende März 2022 hielt es nach eigenen Angaben 129218 Bitcoin im Gegenwert von 5,9 Mrd. Dollar. Am Freitag wären diese noch weniger als 2,7 Mrd. Dollar wert gewesen.

Das Management hatte das Investment ursprünglich damit begründet, die Digitalwährung als Inflationshedge nutzen zu wollen. Die Argumentation, Bitcoin diene aufgrund seiner Zentralbankunabhängigkeit und per Protokoll festgelegten Verknappung auf 21 Millionen Einheiten als Absicherung gegen eine anziehende Teuerung, hat in den Augen vieler Investoren seither aber erheblich an Glaubwürdigkeit eingebüßt.

So leidet Bitcoin im aktuellen Marktumfeld stark darunter, dass die Federal Reserve in Reaktion auf die Inflationsbeschleunigung in den USA eine deutlich kontraktivere Geldpolitik eingeschlagen hat. Denn infolge des Liquiditätsentzugs und der allgemein steigenden Risikoaversion an den Märkten verlieren spekulativ geprägte Assets an Attraktivität. Aus Anlageprodukten auf Digitalwährungen sind laut dem Vermögensverwalter Coinshares allein in der vergangenen Woche täglich 102 Mill. Dollar abgeflossen.

Wertpapiere von Microstrategy – ob Aktien oder eine bis 2027 laufende Nullkupon-Wandelanleihe – sind indes aufgrund des hohen Stellenwerts von Bitcoin in der Unternehmensbilanz zu einem Stellvertreterinvestment für eine Anlage in Digitalwährungen geworden. Neben der restriktiveren Geldpolitik beeinflussen damit auch kryptospezifische Ereignisse die Kurse.

Zuletzt hatte der Zusammenbruch des Stablecoins TerraUSD (UST) das Investorenvertrauen im Segment geschädigt. Der Token, der eigentlich Wertstabilität gewährleisten sollte und an den Dollar gekoppelt war, hatte seine Bindung an den Greenback im Mai vollständig verloren. Weil die Organisation hinter UST großvolumige Bitcoin-Reserven hält und diese im Versuch, das eigene System zu stabilisieren, anzapfen musste, verstärkte sich auch der Druck auf die führende Cyberdevise. Der Abhebungsstopp der Lending-Plattform Celsius Network, die Investoren mit hohen Renditeversprechen zum Verleih von Kryptowährungen bewegt hatte, verschärfte die Sorgen noch.

Erschwerte Finanzierung

Microstrategy hat laut CEO Saylor zwar mit der hohen Volatilität im Segment geplant. Allerdings warnen Analysten davor, dass es dem Softwarekonzern aufgrund der Kursstürze von Bitcoin und des angeschlagenen Investorenvertrauens künftig schwerer fallen könnte, sich neue Kredite zu sichern.

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