Düngemittel- und Salzproduzent

Aktionäre von K+S müssen sich auf dividendenarme Jahre einstellen

Der Düngemittel- und Salzproduzent K+S backt nach dem Rekordjahr 2022 kleinere Brötchen. Aufgrund der scharfen Preiskorrektur für Dünger seit Mitte 2022 sind die Ergebnisse im Vorjahr eingebrochen. Für 2024 wird ein weiterer Gewinnrückgang avisiert.

Aktionäre von K+S müssen sich auf dividendenarme Jahre einstellen

K S rechnet mit Ergebnisrückgang

Hohe Investitionen belasten freien Cashflow – Dividende sinkt – Aktie gibt Anfangsgewinn ab

md Frankfurt

Die Zahlen für 2023, der Ausblick sowie die Erläuterungen des Vorstands von K S sind im Markt zunächst positiv aufgenommen worden, obgleich der Düngemittel- und Salzanbieter aus Kassel von stark rückläufigen Ergebnissen berichtete, die sich dieses Jahr weiter verringern sollen. Die Aktie legte am Donnerstag im frühen Handel auf Xetra in der Spitze um 9% auf 14,46 Euro zu. Im Verlauf reduzierte sich dieser Anfangsgewinn immer weiter, so dass das im MDax enthaltene Papier zum Handelsschluss nur noch 13,30 Euro kostete; ein Plus von mageren 0,2%. Auf Jahressicht hat K S mehr als ein Drittel an Wert verloren.

Burkhard Lohr, Vorstandsvorsitzender von K S, präsentierte die Geschäftszahlen für 2023 im Rahmen der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Foto: K S

Nach dem Rekordjahr 2022 erzielte das Unternehmen in der abgelaufenen Berichtszeit einen operativen Gewinn (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; Ebitda) von 712 Mill. Euro, berichtete Vorstandschef Burkhard Lohr. 2022 war mit 2,42 Mrd. Euro mehr als das Dreifache erwirtschaftet worden. Gemäß Vara Research habe die Konsensschätzung der Analysten bei 695 Mill. Euro gelegen. Die Ebitda-Marge ging den Angaben zufolge auf 18,4 (42,7)% zurück. Das bereinigte Nettoergebnis brach von fast 1,5 Mrd. auf 162 Mill. Euro ein. Der Umsatz sank fast um ein Drittel auf 3,87 Mrd. Euro.

„Solide Ergebnisse“

Der bereinigte freie Cashflow betrug 311 (932) Mill. Euro; Analysten hatten im Schnitt 331 Mill. erwartet. Der Hauptversammlung wird die Zahlung einer Dividende von 0,70 (1,00) Euro je Aktie vorgeschlagen. Nach der neuen Ausschüttungspolitik sollen insgesamt 30 bis 50% des jährlich erwirtschafteten bereinigten freien Mittelzuflusses an die Aktionäre gehen. Der Vorschlag, der 40% des freien Cashflows entspricht, berücksichtige u.a. die erwartete Geschäftsentwicklung und künftige Investitionen.

„Trotz der Verwerfungen im Markt und Herausforderungen auf der Kostenseite haben wir 2023 solide Ergebnisse erzielt“, kommentierte Lohr die Geschäftszahlen vor Medienvertretern.

Nach den Verwerfungen im Markt in den vergangenen zwei Jahren sei K S für den laufenden Turnus zuversichtlich, dass Angebot und Nachfrage auf dem Kalimarkt ihr Gleichgewicht wiedererlangen können.

Dabei sollte nach Einschätzung des Vorstands die zu beobachtende Rückkehr des Angebots aus Russland und Belarus außerhalb von Europa und Nordamerika, u.a. in Indien und China, weltweit von einer weiteren Normalisierung auf der Nachfrageseite begleitet werden. Es sei daher auf Gesamtjahressicht nicht mit einem Überangebot auf dem Kalimarkt zu rechnen. Inwieweit diese Situation in Übersee zu einer Preiserholung führen kann, hänge vom Verlauf der Frühjahrssaison ab. In dieser Zeit muss die Nachfrage vieler wichtiger Absatzgebiete gleichzeitig bedient werden. Dazu zählen vor allem die Großabnehmer Indien und China.

2024 soll das operative Ergebnis um bis zu 30 Prozent sinken

Vor diesem Hintergrund erwarte K S für 2024 ein Ebitda zwischen 500 Mill. und 650 Mill. Euro. Das entspricht einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahresergebnis von 9% bis 30%. Dabei werde am oberen Ende der Spanne für das Ebitda eine deutliche Preiserholung in Übersee während der Frühjahrssaison sowie eine Absatzmenge im Kundensegment Landwirtschaft von 7,6 Mill. Tonnen unterstellt. Für den Fall, dass die Preise für Kaliumchlorid – der wichtigste landwirtschaftliche Kaliumdünger – in Brasilien auf dem Niveau von Ende Februar 2024 verharren und Ausstrahleffekte in andere Absatzmärkte haben, könnte sich bei einer Düngemittel-Absatzmenge von 7,3 Mill. Tonnen ein operatives Ergebnis am unteren Ende der Bandbreite ergeben, heißt es. Zugleich werde sich nach einigen Jahren preisbedingter Kostensteigerungen eine gewisse Kostenentlastung, insbesondere bei Energie (Erdgas) und Frachten, positiv auswirken. Lohr bezifferte diese Einsparungen mit rund 100 Mill. Euro.

Düngerpreis ist um drei Viertel eingebrochen

Mitte 2022 hatte der Preis für eine Tonne granuliertes Kaliumchlorid auf dem brasilianischen Markt, den K S als Referenzpreis verwendet, bei fast 1.200 Dollar gelegen. Es folgte ein starker Rückgang, der bis heute anhält. Seit Ende 2023 schwankt der Preis um die Marke von 300 Dollar. K S-Chef Lohr geht davon aus, dass der Boden der Preisentwicklung erreicht ist. Mit welchen Preisen er im laufenden Jahr und darüber hinaus rechnet, ließ er offen. Allerdings dürfte der Durchschnittspreis 2024 unter dem des Vorjahres liegen.

Der bereinigte freie Cashflow soll unter Berücksichtigung der erneut hohen Investitionen von rund 550 Mill. Euro – 2023 stiegen sie auf 525 (404) Mill. Euro – dennoch „mindestens ausgeglichen“ sein. Auch in den Folgejahren werde das Investitionsniveau hoch bleiben. Für die Ausschüttungen der nächsten Jahre verheißt das angesichts der neuen Dividendenpolitik nichts Gutes.

Die sinkenden Ergebnisse schlagen sich auch in Finanzkennzahlen nieder: Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) sank von 25,7 auf 3,2%. Dagegen stieg das Verhältnis der Nettoverschuldung zum Ebitda von 0,3 auf 1,7%, was allerdings im Vergleich zum besorgniserregend hohen Wert von 2020 (10,5%) immer noch eine niedrige Quote ist.

Preisbedingter Umsatzeinbruch im Segment Landwirtschaft

Im Kundensegment Landwirtschaft sank der Umsatz 2023 „im Wesentlichen preisbedingt“ vom Rekordwert des Vorjahres bei 4,5 Mrd. auf 2,72 Mrd. Euro. In den ersten Monaten des Jahres habe die Kaufzurückhaltung der Kunden zunächst angehalten. Nach dem Vertragsabschluss eines Wettbewerbers in China, der mit einem Preis von 307 Dollar pro Tonne Kaliumchlorid deutlich niedriger ausgefallen sei als erwartet, habe sich der Preisdruck verstärkt und auf andere Absatzregionen ausgewirkt. Die im späteren Jahresverlauf einsetzende Preiserholung habe diese Entwicklung nicht auffangen können. Demgegenüber sei das Absatzvolumen 2023 auf insgesamt rund 7,31 (7,1) Mill. Tonnen gestiegen.

Dr. Christian H. Meyer, Finanzvorstand von K S, erläuterte auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt u.a. die Entwicklung in den beiden Kundensegmenten Landwirtschaft bzw. Industrie . Foto: K S

Im Kundensegment Industrie ging der Umsatz im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Rekordwerten von 2022 „mengenbedingt“ nur moderat auf insgesamt 1,15 (1,21) Mrd. Euro zurück. Geringere Preise für kalihaltige Industrieprodukte seien durch höhere Preise für Salzprodukte kompensiert worden. Der Absatz lag den Angaben zufolge mit 6,62 Mill. Tonnen insgesamt leicht unter dem Niveau des Vorjahres. Maßgeblich seien hier der konjunkturbedingte Nachfragerückgang der Chemieindustrie sowie sinkende Bestellungen von Produkten für weitere industrielle Anwendungen – etwa für die Lebens- und Futtermittelindustrie, die Wasseraufbereitung sowie in der Öl- und Gasindustrie – gewesen. Diese Entwicklung sei durch einen steigenden Absatz von Verbraucherprodukten teilweise kompensiert worden.

Die Fabrik in Wintershall gehört zum Verbundwerk Werra von K S. In die größte Kali- und Salzproduktionsstätte des Konzerns – sie steht für 45% der europäischen Kaliproduktion – investiert das Bergbauunternehmen etwa 600 Mill. Euro, um die Laufzeit des Verbundwerks bis weit in die zweite Hälfte des Jahrhunderts zu verlängern. Foto: K S

Wie schon in den Vorjahren werden auch die nächsten Jahre durch steigende Investitionen (Capex) gekennzeichnet sein. So steckt K+S bis 2027 etwa 600 Mill. Euro ins Werk Werra: Das Projekt „Werra 2060“ soll dessen Laufzeit verlängern. Gemäß der Unternehmenspräsentation sind dieses Jahr Bruttoinvestitionen von rund 80 Mill. Euro, 2025 von etwa 150 Mill. und 2026 von circa 200 Mill. Euro geplant. 2027 stehen dann noch einmal 100 Mill. Euro an; danach ist der Investitionsplan „Werra 2060“ quasi beendet.

Darüber hinaus wird in Kanada das Werk Bethune ausgebaut. Ziel sei es, die Produktionskapazität dort auf insgesamt 4 Mill. Tonnen zu steigern. 2023 lag der Output bei 2,1 Mill. Tonnen; dieses Jahr soll er auf 2,3 Mill. wachsen.

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