Altice steigt bei BT Group ein
hei Frankfurt
Der britische Telekomkonzern BT Group gewinnt Altice als zweiten Großaktionär neben der Deutschen Telekom. Für 2,2 Mrd. Pfund erwirbt die vom französischen Milliardär Patrick Drahi kontrollierte Gesellschaft 12,1% an BT und hält damit gemäß Daten von Marketscreener einige Aktien mehr als der Bonner Konzern, der im Zuge des Verkaufs des Mobilfunkanbieters EE bei dem britischen Konkurrenten eingestiegen war. Die BT-Aktie, die seit Jahresbeginn rund 40% gewonnen hat, legte in London um 5,5% auf 193 Pence zu. Damit bringt es der Konzern aktuell auf eine Marktkapitalisierung von rund 19 Mrd. Pfund.
Wie Drahi wissen ließ, will Altice UK mit ihrem Einstieg die Glasfaserstrategie von BT unterstützen. Der Milliardär, dem auch die Kabel- und Telekommunikationsgruppe Altice Europe gehört, die er vor einigen Monaten in einem milliardenschweren Going Private von der Börse genommen hatte, verwies auf die umfassende Expertise von Altice beim Ausbau von Glasfaserinfrastruktur. BT-CEO Philip Jansen hatte erst vor kurzem erklärt, dass das Unternehmen für den beschleunigten Glasfaserausbau die Zusammenarbeit mit Investoren suche und auch Joint-Venture-Strukturen prüfe. Um die Festnetzsparte zu stärken und die Position als führender Glasfaseranbieter zu verteidigen, will BT bis Ende Dezember 2026 insgesamt 25 Millionen Haushalte statt bisher 20 Millionen an das superschnelle Internet anschließen.
Zu wenig Geld
Bei dem britischen Telekomkonzern stehen aufgrund des scharfen Wettbewerbs im Heimatmarkt Umsatz und Ergebnis unter Druck. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2020/21 (31. März) sackten die Einnahmen um 6% auf 21,37 Mrd. Pfund ab, das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) schrumpfte gleichermaßen auf 7,42 Mrd. Pfund. Ergebnis und Cash-flow fielen um mehr als ein Viertel. Die Nettoschulden belaufen sich auf 17 Mrd. Pfund. Außerdem klafft ein 8 Mrd. Pfund tiefes Loch in der Pensionskasse.
Daher sieht sich BT – die für das laufende Geschäftsjahr zudem in Aussicht gestellt hat, die Dividendenzahlung wieder aufzunehmen, – gezwungen, für den Glasfaserausbau frische Mittel einzutreiben. Altice zahlt nun 2,2 Mrd. Pfund für die 12-Prozent-Beteiligung, die für Investitionen zur Verfügung stehen. Während Drahi ein „solides Umfeld für ein langfristiges Investment“ ausmacht, schließt er Ambitionen auf eine vollständige Übernahme des ehemaligen Staatskonzerns aus. Jansen unterstrich, der Einstieg von Altice füge sich gut in die Strategie des Unternehmens, die „zunehmend Früchte trägt“.
Der Einstieg von Altice markiert einen Wendepunkt in der Strategie von BT. Zuvor hatte das Management eine Öffnung für Investoren nicht in Betracht gezogen und sich dabei auch dem zunehmenden Druck der Regulierungsbehörde Ofcom widersetzt. Diese hatte aufgrund von Beschwerden der Wettbewerber eine Abspaltung und rechtliche Verselbständigung der Festnetzsparte Openreach verlangt – ein Schritt, der BT das wichtigste Asset neben dem Mobilfunknetz genommen hätte.
Unterdessen geht Jansen davon aus, dass eine landesweit flächendeckende Versorgung mit Glasfaser bis zu 15 Mrd. Pfund kosten könnte. BT hat deshalb auch bereits ein weiteres Asset ins Schaufenster gestellt. Für den Sportkanal BT Sport, der unter anderem über Jahre für den Erwerb teurer Fußballrechte 8 Mrd. Pfund verschlungen hat, wird ebenfalls nach Investoren gesucht. Analysten schätzen die anfallenden jährlichen Kosten in der Sparte auf rund 800 Mill. Pfund, ohne dass ihnen ein entsprechender Ertrag gegenübersteht.
Als mögliche Interessenten für eine Akquisition des Geschäfts oder einen Einstieg gelten Konzerne mit tiefen Taschen wie Amazon und Disney, die ihr Streaming-Geschäft aktiv ausbauen und dabei auf hochrangigen Fußball-Content setzen. Auch der Branchenneuling Dazn wird als möglicher Interessent gehandelt.
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