An Bewertung für Springer-Nature-IPO wird getüftelt
An Bewertung für Springer Nature wird getüftelt
Preisspanne für Aktien des Wissenschaftsverlags ab Freitag erwartet – Als vergleichbare Wettbewerber gelten Wolters Kluwer, Relx Group und Informa
cru Frankfurt
Als Springer Nature 2018 den ersten Anlauf für einen Börsengang unternahm, strebte der Wissenschaftsverlag aus Berlin einen deutlich höheren Emissionserlös an als beim jetzt angekündigten IPO. Dafür war die damals angestrebte Bewertung wesentlich bescheidener als jetzt. Umso gespannter warten Investoren in diesen Tagen auf die Preisspanne, die nach einer Woche Vorvermarktung voraussichtlich am Freitag oder Montag bekannt gegeben wird, bevor Anfang Oktober der Preis festgesetzt wird.
Auch Neuberger Berman im Spiel
Verleger Stefan von Holtzbrinck hält 53% der Anteile und will beim IPO keine Aktien verkaufen. Der Rest gehört dem Finanzinvestor BC Partners, der 2013 bei Springer Science eingestiegen war und jetzt – nach elf Jahren – beim Börsengang Kasse machen will. Neben der Kapitalerhöhung von 200 Mill. Euro, die in die Kasse des Unternehmens fließt und zum Schuldenabbau eingesetzt wird, geht der Rest des Emissionserlöses, der voraussichtlich bei insgesamt 600 Mill. bis 900 Mill. Euro liegen wird, an BC Partners.
Nach dem letzten gescheiterten Versuch im Herbst 2020 hatte BC Partners die Beteiligung in einen separaten Fonds ausgelagert, bei dem der US-Vermögensverwalter Neuberger Berman als Co-Investor einstieg. Holtzbrinck dagegen sieht sich als langfristiger Eigentümer.
Holtzbrinck kein Cornerstone
Das Unternehmen, das seit September 2019 von Frank Vrancken Peeters als CEO geführt wird, hatte beim IPO-Versuch 2018 eine Erstnotierung mit einem vorher festgelegten Emissionserlös von 1,19 Mrd. Euro geplant. Doch am letzten Tag des Bookbuildings wurde der Börsengang doch noch abgesagt – nur wenige Stunden nach der Meldung, das Orderbuch sei gefüllt („covered“). Damals hatte Holtzbrinck sogar als Cornerstone-Investor neue Aktien für 200 Mill. Euro kaufen wollen, während BC Partners offenließ, wie viele Aktien sie abgeben.
Dieses Mal braucht Holtzbrinck keine Aktien zu erwerben, um die Mehrheit zu behalten, da der Kapitalerhöhungsanteil des Börsengangs ohnehin klein ist. „Springer Nature braucht dieses Mal keine große Kapitalerhöhung, weil sie den Verschuldungsgrad in den vergangenen Jahren schon aus dem laufenden Geschäft kräftig gesenkt haben“, sagt ein Banker aus dem Kreis der IPO-Banken. Springer Nature hatte sich zudem im Januar eine 2,5 Mrd. Euro schwere Kreditlinie von der Commerzbank, ING, Landesbank Baden-Württemberg und Unicredit gesichert und hat nur noch knapp 2 Mrd. Euro Schulden.
Das IPO-Syndikat hat sich seit 2018 leicht verändert. Die Deutsche Bank wurde an der Spitze neben J.P. Morgan und Morgan Stanley als gemeinsame globale Koordinatoren hinzugefügt. Joint Bookrunner sind BNP Paribas, Commerzbank, Goldman Sachs und Unicredit.
BC Partners stößt Anteile ab
Beim neuen Anlauf ist dieses Mal klar, dass BC Partners bestehende Aktien mit einem deutlich höheren Wert als bei der Kapitalerhöhung von 200 Mill. Euro loswerden will. Der weitere bedeutende Unterschied ist, dass der Verschuldungsgrad von Springer Nature inzwischen deutlich gesunken ist – laut Finanzchefin Alexandra Dambeck vom 4,6-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) im Jahr 2019 auf das jetzt 2,7-Fache des Ebitda im Jahr 2024. Durch den Emissionserlös und Cash aus dem laufenden Geschäft soll der Verschuldungsgrad noch weiter sinken. Im Jahr 2023 verzeichnete das Unternehmen einen Anstieg des Umsatzes aus der Veröffentlichung von rund 300.000 wissenschaftlichen Artikeln um 5,2% auf 1,85 Mrd. Euro, wobei das bereinigte Betriebsergebnis auf 511 Mill. Euro stieg und die Nettoverschuldung um rund 280 Mill. Euro gesenkt wurde. Zwischen 2019 und 2023 ist die bereinigte operative Gewinnmarge im Durchschnitt um 0,9 Prozentpunkte pro Jahr gestiegen. Für das erste Halbjahr 2024 meldet das Unternehmen 883 Mill. Euro Umsatz.
Sechzehnmal Gewinn
Als vergleichbare Wettbewerber von Springer Nature gelten Wolters Kluwer, der börsennotierte britische Online-Datenbankanbieter Relx Group (früher Reed Elsevier) und Informa Academic, Teil der britischen Informa mit Sitz in der Schweiz. Deren Kurse haben kräftig zugelegt. Reed Elsevier als der Wissenschaftsverlag innerhalb von Relx Group wird mit dem 15- bis 18-Fachen des Ebitda bewertet. Auch Taylor & Francis als Sparte innerhalb von Informa liegt beim 15-Fachen des Ebitda. Laut Bankern läge die Bewertung von Springer Nature selbst bei einem deutlichen Abschlag auf die Bewertung der Wettbewerber bei 4,5 Mrd. bis 6 Mrd. Euro. Ohne Abschlag wären mehr als 8 Mrd. Euro Marktwert drin – doppelt so viel wie 2018.
Laut Bankern läge der Marktwert von Springer Nature beim geplanten Börsengang selbst bei einem sehr deutlichen Abschlag auf die Bewertung der Konkurrenten bei 4,5 Mrd. bis 6 Mrd. Euro. Als vergleichbare Wettbewerber des Wissenschaftsverlags gelten Wolters Kluwer sowie Relx Group und Informa Academic.