Autohersteller

Audi stellt sich auf Umsatz- und Ergebnisrückgang ein

Audi rechnet für 2024 mit einem Umsatz- und Ergebnisrückgang. Hauptgrund ist die Modelloffensive der Volkswagen-Tochter. Die Ingolstädter müssen zunächst hohe Vorleistungen für die Markteinführung erbringen.

Audi stellt sich auf Umsatz- und Ergebnisrückgang ein

Audi stellt sich auf Umsatz- und Ergebnisrückgang ein

Vorstand spricht von „Übergangsjahr“ 2024 – Volkswagen-Tochter weicht Elektroziele auf

sck München

Nach einem durchwachsenen zurückliegenden Geschäftsjahr rechnet Audi für 2024 mit einem schrumpfenden Umsatz und Ergebnis. Zur Bilanzvorlage der Ingolstädter Volkswagen-Tochter bezeichneten Vorstandschef Gernot Döllner und Finanzvorstand Jürgen Rittersberger den laufenden 12-Monats-Turnus als „Übergangsjahr“. Die neuen Modelle – darunter der elektrische A6 – würden erst ab der zweiten Jahreshälfte für Erlöse sorgen. Aufgrund der „größten Modelloffensive in der Unternehmensgeschichte“ werde 2024 für Audi „anspruchsvoll“.

Der CFO stellte einen Konzernumsatz in einer Spanne von 63 Mrd. bis 68 Mrd. Euro in Aussicht. Das wären zwischen 2 Mrd. und bis zu 7 Mrd. Euro weniger als im Vorjahr. Auf Basis der von der Unternehmensführung kalkulierten operativen Marge von 8 bis 10% steuert der Premiumhersteller ein operatives Ergebnis in einer Bandbreite von 5 Mrd. bis 6,8 Mrd. Euro an. Im vergangenen Jahr steigerte Audi aufgrund erhöhter Pkw-Auslieferungen ihren Umsatz um 13% auf knapp 70 Mrd. Euro. Der operative Gewinn sackte allerdings um 17% auf 6,3 Mrd. Euro ab. Als Hauptgrund nannte Rittersberger Belastungen aus Rohstoffabsicherungsgeschäften. Die Umsatzrendite schwächte sich infolgedessen um 3,2 Prozentpunkte auf 9% ab. Audi fiel damit hinter die Wettbewerber BMW (9,8%) und Mercedes-Benz Cars (12,6%) zurück.

Hoher Konkurrenzdruck

Der Finanzvorstand berichtete von einer „hohen Wettbewerbsintensität“ und einer abgeschwächten Nachfrage nach Elektroautos. Zugleich drückten gestiegene Materialkosten für E-Fahrzeuge auf die Profitabilität. Diese Faktoren trüben den Ausblick zusätzlich. Dennoch verzichtet die Firmenleitung auf einen umfangreichen Personalabbau. Döllner verwies auf die 2019 eingeleiteten Sparmaßnahmen. Seinerzeit kündigte Audi an, tausende Stellen zu streichen. Der frühere Porsche-Manager führt Audi seit Anfang September vorigen Jahres. Döllner löste seinerzeit Markus Duesmann ab.

Dem CFO zufolge bildeten die vor fünf Jahren eingeleiteten Einschnitte eine „solide Basis“ dafür, die Kosten im Griff zu behalten. Kostensynergien ergäben sich auch aus gemeinsamen Produktionsplattformen für E-Autos mit dem Schwesterunternehmen Porsche. Mit der eingeleiteten Modelloffensive will Audi der Konkurrenz aus München und aus Stuttgart Paroli bieten. Zuletzt geriet Audi auf diesem Feld ins Hintertreffen. Nun will Audi nach eigenen Worten ihre „Marktposition stärken“.

Mehr Flexibilität im Visier

Angesichts des Dämpfers im Elektroautosegment schwenkt Audi derweil auf das Konzept von BMW um. Der Münchner Dax-Konzern fährt mehrgleisig. Das heißt, BMW bietet weiterhin neben Fahrzeugen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren (Benziner, Diesel) reine E-Autos und Hybridvarianten an. Döllner geht nunmehr ähnlich vor. Bis 2026/27 will er neue Verbrennermodelle auf den Markt bringen neben E-Autos. Zwar hält Döllner nach wie vor am Audi-Ziel fest, bis 2033 bei den Verbrennern auszusteigen, allerdings orientiert sich das Unternehmen an der Entwicklung der Nachfrage. „Wir sind in allen Weltregionen gut aufgestellt, um flexibel reagieren zu können“, antwortete der CEO auf eine Nachfrage zur Elektrostrategie. Zuvor signalisierte auch Mercedes-Benz, diesen Weg einzuschlagen.

Vor zwei Jahren kündigte die EU an, von 2035 an keine Pkw mit Verbrennungsmotoren neu zuzulassen. Audi will also diese Vorgabe eigentlich schon früher erreichen. Angesichts einer nach wie vor verhaltenen Nachfrage nach reinen E-Autos in der Gemeinschaft ist EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereit, das Ziel zu überdenken. Dies soll spätestens 2026 geschehen.

Unterdessen sprach sich Döllner gegen protektionistische Maßnahmen der EU aus, um die eigene Autoindustrie vor Importen aus China zu schützen. „Protektionismus jedweder Art sehen wir mit Besorgnis. Abschottung ist immer der falsche Weg.“ Brüssel plant Strafzölle gegen E-Pkw aus China.

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