Dividendenvorschlag übertrifft Erwartungen

Aurubis will mehr ausschütten

Europas größter Kupferproduzent Aurubis will für das abgelaufene Geschäftsjahr je Aktie 10 Cent mehr an Dividende zahlen. Die Ankündigung überrascht Marktakteure, die Aktie des MDax-Konzerns springt auf den höchsten Stand seit März 2023.

Aurubis will mehr ausschütten

Aurubis überrascht mit mehr Dividende

Ausschüttungsvorschlag übertrifft Erwartungen – Aktie des Kupferkonzerns legt kräftig zu – Spekulationen um Großaktionär

Europas größter Kupferproduzent Aurubis will für das abgelaufene Geschäftsjahr je Aktie 10 Cent mehr an Dividende zahlen. Der Vorschlag übertrifft Markterwartungen. Die Aktie des MDax-Konzerns, der auch von Spekulationen um den Großaktionär Salzgitter betroffen ist, springt auf den höchsten Stand seit März 2023.

ste Hamburg

Der Multimetallanbieter und Kupferrecycler Aurubis hat bei der Vorstellung seiner Zahlen für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24 am Donnerstag mit dem Vorschlag für eine steigende Dividende überrascht. Das Hamburger MDax-Unternehmen will mit 1,50 Euro je Aktie 10 Cent mehr ausschütten als im Vorjahr. Analysten hatten im Schnitt mit weniger gerechnet. Die Baader Bank verwies auf eine Konsensschätzung von 1,33 Euro. Anleger zeigten sich angetan, zumal Aurubis auch Ambitionen unterstrich, das Free-Cashflow-Profil deutlich zu stärken.

Kurs auf neuem Jahreshoch

Die Aktie des Konzerns, der Eckdaten zum vorigen Geschäftsjahr und den nun bestätigten Ergebnisausblick für den laufenden Turnus bereits am 23. September veröffentlicht hatte, legte um bis zu 15,6% auf 87,85 Euro zu – den höchsten Stand seit März 2023. Auch der Stahlkocher Salzgitter, mit einem Anteil von knapp 30% größter Aurubis-Aktionär, profitierte. Das Papier des SDax-Unternehmens stieg im Tagesverlauf um 7% auf 18,04 Euro.

Allein seit Ende September hat sich der Aurubis-Kurs um mehr als 30% erhöht. Die Schweizer Großbank UBS, die bei der Aktie eine neutrale Position einnimmt und das Kursziel mit 65 Euro angibt, erklärte, die jüngste Rally sei nur durch Eindeckungen von Leerverkäufen ausgelöst worden. Der Kupferkonzern sei weiterhin enormem Gegenwind ausgesetzt. Auch Warburg Research äußert Skepsis. Höhere Anlaufkosten für die Expansion am neuen US-Standort Richmond sowie eine wahrscheinlich ungünstige Entwicklung bei den Verarbeitungs- und Verhüttungsgebühren (TC/RC) blieben die wesentlichen Gründe, weshalb im laufenden Geschäftsjahr von einer leichten Ergebnisverschlechterung ausgegangen werde. Der Analyst rät bei einem Kursziel von 64 Euro zum Halten der Aurubis-Aktie.

Ausschüttungsquote sinkt

Die Ausschüttungsquote bei Aurubis läge auf Basis des Dividendenvorschlags bei rund 20 (i.V. 23)% gemessen am bereinigten Konzernergebnis von 335 (268) Mill. Euro. Mit Verweis auf Investitionsprojekte zur Wachstumsbeschleunigung sowie die Absicht, den Wachstumskurs weiterhin vor allem aus eigener Kraft stemmen zu können, war Aurubis 2022 vom Ziel einer Dividendenquote von 25% abgerückt. Man wolle künftig flexibler von Jahr zu Jahr über Ausschüttungen entscheiden, hieß es damals.

Der seit Anfang September amtierende Aurubis-Konzernchef Toralf Haag teilte in der Jahrespressekonferenz mit, zum Ende des Berichtsjahres seien fünf von aktuell elf strategischen Projekten umgesetzt. Von den genehmigten Investitionen in Höhe von 1,7 Mrd. Euro sei mit 855 Mill. Euro etwa die Hälfte eingesetzt worden. Aus den Projekten erwartet Aurubis in den nächsten drei bis vier Jahren einen zusätzlichen Beitrag zum operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von rund 260 Mill. Euro pro Jahr.

Die Projekte finanziert Aurubis im Wesentlichen aus dem laufenden Cashflow, zur Verfügung stehenden Finanzmitteln und Krediten. Der ebenfalls neue Finanzvorstand Steffen Hoffmann verwies auf die oberhalb des Zielwerts von über 40% liegende Eigenkapitalquote von knapp 56% und unterstrich, der Konzern sei finanziell gesund und robust. Die Schuldenabdeckung – die Nettofinanzschulden im Verhältnis zum Ebitda – werde sich aufgrund der Wachstumsprojekte zwar leicht verschlechtern, aber weiterhin im Rahmen der Vorgabe von unter 1,0 während des Investitionszeitraums bleiben.

Prognose bestätigt

Im neuen Geschäftsjahr rechnet Aurubis unverändert mit einem unter anderem um Bewertungseffekte aus Metallpreisschwankungen aus unrealisierten Geschäften bereinigten Vorsteuergewinn zwischen 300 Mill. und 400 Mill. Euro. Die Prognosespanne liegt unterhalb des 2023/24 um 19% auf 413 Mill. Euro gestiegenen Ergebnisses.

Im Berichtsjahr profitierte der Konzern nicht nur von gesunkenen Energiekosten und Erlösen aus dem Verkauf des US-Standorts Buffalo, sondern unter anderem auch von einer Entlastung beim Metallergebnis, das im Jahr zuvor durch Einmaleffekte belastet war. Finanzielle Auswirkungen von Metallfehlbeständen infolge von Betrugs- und Diebstahlsfällen hatten belastet: Der bereinigte Vorsteuergewinn war um 34% auf 349 Mill. Euro gesunken. Im Zuge der Vorfälle mussten drei der vier Vorstandsmitglieder gehen.

Fokussiert auf Performance

Der neue Aurubis-Chef äußerte sich auch zu aktuellen Spekulationen um den Großaktionär Salzgitter. Das mögliche Übernahmeangebot durch den Bauunternehmer Günter Papenburg und TSR Recycling könnte vor allem auf die Aurubis-Beteiligung von Salzgitter zielen, so Mutmaßungen in den vergangenen Wochen. Haag sagte nun, man beobachte die Entwicklungen genau, lasse sich aber davon nicht groß beeinflussen. „Wir konzentrieren uns zu 99% auf die Performance-Verbesserung innerhalb von Aurubis.“

Zwei Wochen nach der dritten Gewinnwarnung von Salzgitter in diesem Jahr war am 5. November bekannt geworden, dass Papenburg – bereits größter Einzelaktionär – und TSR bei einem Erwerb mindestens 45% plus eine Aktie anstreben. Die Salzgitter AG hält selbst 10% der Aktien.

IG Metall gegen Übernahme

Für Spekulationen hatte auch der Aufbau einer Aurubis-Beteiligung durch den Drogerie-Unternehmer Dirk Roßmann in den vergangenen Monaten gesorgt. Die Gewerkschaft IG Metall lehnt indes eine Übernahme der Salzgitter AG ab. Würde GP Günter Papenburg AG und TSR Recycling GmbH die wirtschaftliche Kontrolle über das Unternehmen erlangen, könne dies nicht nur die Mitbestimmung in der Unternehmensführung bedrohen, sondern auch die Eigenständigkeit des Unternehmens, die Grundlage für Innovation, Stabilität und Beschäftigung sei. Die Weg in eine klimaneutrale Stahlerzeugung dürfe nicht durch rein renditegetriebene Interessen privater Konsortien gefährdet werden.

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