„BASF muss sich weiter verändern“
„BASF muss sich weiter verändern“
Neuer CEO Kamieth stellt Strategie-Update in Aussicht – Aufsichtsratschef Bock gegen Kritik wiedergewählt
swa Frankfurt
Der neue BASF-Chef Markus Kamieth hat den Aktionären auf der Hauptversammlung zum Amtsantritt ein Strategie-Update zugesagt. Der Chemiekonzern könne auf einer wirtschaftlichen Stärke aufbauen, müsse aber für die Zukunft neue Prioritäten setzen. „BASF muss sich weiter verändern“, betonte Kamieth.
Dem scheidenden CEO Martin Brudermüller, der nach 36 Jahren im Konzern die Bühne verlässt, zollten Aktionärsvertreter Dank und Respekt. Er habe dem Unternehmen „auch in schwierigen Zeiten gedient“, sagte Hendrik Schmidt als Vertreter der DWS Investment. Arne Rautenberg von der Fondsgesellschaft Union Investment erinnerte daran, in welchem schwierigen Umfeld sich der Führungswechsel vollzieht: „Eigentlich wollten Sie die BASF als CEO wieder auf Erfolgskurs bringen. Stattdessen übergeben Sie Ihrem Nachfolger jetzt eine Baustelle.“
Dividende in der Kritik
Linus Vogel, Vertreter von Deka Investment, sprach Brudermüller auch Dank aus, zog aber angesichts der seit langem unterdurchschnittlichen Performance der BASF-Aktie das bittere Fazit: „Die Erfolgsgeschichte der BASF scheint vorbei zu sein.“ In der Generaldebatte hinterfragten die Anteilseigner die generöse Dividendenpolitik des Unternehmens, nachdem der Free Cashflow die Ausschüttungssumme nicht mehr abdeckt. Vogel forderte Kamieth zum Maßhalten auf: „Zuerst das Geschäft, dann die Dividende.“
Vor der Hauptversammlung hatte sich Spannung aufgebaut, ob Aufsichtsratschef Kurt Bock bei der Neuwahl des Gremiums durchfallen könnte. Der einflussreiche Stimmrechtsberater ISS hatte eine Wiederwahl wegen mangelnder Unabhängigkeit abgelehnt. ISS verlangt für die Unabhängigkeit von Gremienmitgliedern anders als bei der Erstbestellung von Bock und anders als gesetzlich vorgeschrieben inzwischen ein Cooling-off von fünf Jahren und lehnt den Wechsel von ehemaligen CEOs in den Aufsichtsratsvorsitz ab. Bock erwiderte in Richtung ISS, der gesamte BASF-Aufsichtsrat teile die Bedenken des Proxy Advisors nicht. Bock wurde dann bei einer Präsenz von 41,04% des Grundkapitals mit 67,94% der Stimmen wiedergewählt.
Die BASF operiert nach wie vor in schwierigem Umfeld, auch wenn die Hoffnung wächst, dass sich die Konsumnachfrage absehbar wieder belebt. Im ersten Quartal bekam der Konzern deutlich niedrigere Verkaufspreise zu spüren. Der Umsatz sank um gut 12% auf 17,6 Mrd. Euro. Dazu trugen negative Wechselkurseffekte bei. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) schrumpfte um 5,3% auf 2,7 Mrd. Euro, was das Management als soliden Jahresauftakt einstuft. Die Ertragszahl übersteigt die Analystenerwartungen. Die Prognose für das Geschäftsjahr wird bestätigt.
Mengennachfrage nimmt zu
Den Umsatzrückgang führt BASF vor allem auf deutlich gesunkene Preise zurück infolge rückläufiger Preise für Rohstoffe und Energie in nahezu allen Segmenten. Es gibt erste Signale der Nachfrageerholung. So meldet BASF deutliche Absatzsteigerungen in vier von sechs Segmenten. Der eindeutige Wachstumstreiber in den Chemiemärkten sei derzeit China, sagte Brudermüller.
Kostensenkung greift
Auch die Kostensenkung trägt erste Früchte. Die Segmente Nutrition & Care, Materials, Industrial Solutions sowie Chemicals haben das bereinigte Ebitda nach Angaben der BASF zum Teil deutlich gesteigert. Hier spiegeln sich Fixkostenabbau und mengenbedingt höhere Deckungsbeiträge. Vor allem höheren Bonusrückstellungen, gebucht in „Sonstiges“, sind der Grund, dass das operative Ergebnis im Konzern dennoch rückläufig ist.
Eine geringere Mittelbindung im Umlaufvermögen bescherte BASF eine Verbesserung im operativen Cashflow auf minus 513 Mill. nach minus 1,0 Mrd. Euro. Auch der Free Cashflow verbesserte sich um gut ein Fünftel, in Summe um 426 Mill. Euro - die Zahl fällt im ersten Quartal typischerweise negativ aus und erholt sich übers Jahr. Für 2024 prognostiziert BASF einen Free Cashflow zwischen 0,1 Mrd. und 0,6 Mrd. Euro.
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